Das Geschäft bei Microsoft läuft blendend - das zeigen die aktuellen Quartalszahlen. Kurzzeitig schaffte es der Konzern sogar in den exklusiven Club der 1-Billion-Dollar-Companys. Vor ein paar Jahren wäre das noch undenkbar gewesen. Doch CEO Satya Nadella drehte nicht nur die Unternehmenskultur völlig um - sondern löste sich vom einstigen Goldesel Windows und beendete Microsofts Monopol-Denken.
Der Effekt ist deutlich sichtbar: 30 Milliarden Dollar Einnahmen konnte Microsoft im letzten Quartal einfahren, 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Gewinn nach Steuern legte mit 8,8 Milliarden Dollar sogar 19 Prozent zu. Die Börse dankte es: Microsofts Aktien-Kurs ging kurz nach der Verkündung gestern Abend steil nach oben, für einige Stunden lag Microsoft erstmals in der Geschichte über der magischen Marke von einer Billionen Dollar Marktwert. Mittlerweile hat er sich bei 960 Milliarden Dollar eingependelt, knapp 20 Milliarden unter dem Erstplatzierten Apple.
Nadella riss das Ruder herum
Der gigantische Erfolg ist Satya Nadella und seinem radikalen Umdenken zu verdanken. Als er 2014 als erst Dritter den Posten des Microsoft-CEO übernahm, war der Konzern im Chaos. Vorgänger Steve Ballmer hatte menschlich wie geschäftlich kein gutes Händchen bewiesen. Doch Nadella hatte eine Vision - und riss das Ruder mit radikalem Umdenken um.
Die wohl wichtigste Entscheidung: Nadella löste sich von Microsofts altem Erfolgs-Rezept. Jahrzehntelang hatte der Konzern seine Marktmacht genutzt, Windows als Monopol-System durchzudrücken, um dann die Konkurrenten einstampfen zu können. Unter Ballmer war das immer mehr nach hinten losgegangen. Weder bei der XBox noch im immer wichtigeren Smartphone-Markt konnte der Konzern den Markt beherrschen, Windows auf dem PC verlor immer weiter an Relevanz.
Die Cloud als Retter
Nadella setzte dagegen schnell auf die Idee, den Konzern zum Dienstleistungsunternehmen umzubauen, wettete voll auf Cloud-Dienste. Der Erfolg gibt ihm Recht: 9,6 Milliarden Dollar der aktuellen Einnahmen stammen aus dem Cloud-Geschäft, ein Plus von gigantischen 41 Prozent. Zu Verdanken ist das vor allem Microsofts Plattform Azure und deren Einsatz von künstlicher Intelligenz, die unzähligen Unternehmen völlig neue Möglichkeiten der Digitalisierung bietet.
Überhaupt ist der Fokus auf Unternehmen eine der wichtigsten Entscheidungen Nadellas. Ballmer hatte viel zu spät erkannt, dass die Kunden den Windows-PC zugunsten des Smartphones verstauben ließen, ermöglichte so den Aufstieg der Konkurrenten Apple und Google. Nadella fokussierte das Geschäft wieder sehr bewusst auf Firmenkunden, ein Bereich den die beiden Konkurrenten lange vernachlässigten, in dem aber immer noch viel Geld steckt. Die Windows- und Office-Lizenzen der Privatnutzer sind für Microsoft längst ein nettes Nebengeschäft.
Microsoft wird offener
Damit einher ging auch ein weiteres Umdenken: Während Ballmer alle Kunden zwingen wollte, voll auf Microsoft zu setzen, öffnete Nadella die Produkte des Konzerns viel mehr für die Zusammenarbeit mit anderen Systemen, setzte auf übergreifende Abos statt einzelner Lizenzkäufe. Das Kalkül dahinter: Wenn Office- und die Cloud-Dienste auf allen Geräten gleich funktionieren, werden sie auch von mehr Kunden gebucht. Das Konzept scheint hervorragend zu funktionieren. Selbst die einst abgekapselte Spielkonsole Xbox ist mittlerweile quasi nur noch zu einer Plattform von vielen für Windows-Spiele geworden.
Der Wandel wurde auch möglich, weil Nadella die Unternehmenskultur umkrempelte. In seinem Buch "Hit Refresh" (etwa: Lade neu) erklärte der CEO 2017, wie Ballmer eine Konzernkultur aus Angst, Hierarchien und Denkverboten gezüchtet hatte. "Jeder musste jedem ständig beweisen, dass er der Schlaueste im Raum war", so Nadella. Unter seiner Führung änderte sich das langsam. Der indischstämmige CEO setzte auf Empathie und Vertrauen statt ständigen Konkurrenzkampf, jährlich sucht man in einem Hackathon nach neuen Ideen. Die Früchte der Bemühungen kann der Konzern nun ernten.
