Es dürfte die Hauptmotivation hinter Elon Musks Entscheidung sein, mal eben 44 Milliarden Dollar in einen nicht profitablen Internet-Dienst zu stecken: Twitter, das soll noch Musks Wunsch für radikale Meinungsfreiheit stehen. Ganz ohne nervige Faktenchecks oder gefühlte Zensur. Aber ist wirklich jede Aussage erlaubt? Das wollte ein Nutzer herausfinden. Und erklärte kurzerhand den ehemaligen Präsidenten Donald Trump für tot.
"Hier ist, was wir sicher wissen: 1. Trump ist tot (starb übel) 2. Elon Musk hat diese Meldung vertuscht (oder doch nicht) 3. Donald Trump Junior heißt nun nur noch Donald Trump", twitterte Nutzer Tim Heidecker auf seinem verifizierten Account. "Viele nutzen das Hashtag #trumpisdead, um die Nachricht zu verbreiten. Die Nachricht macht viele traurig", fügte er kurz danach hinzu. Innerhalb weniger Stunden hatten Zehntausende seine Tweets geliked, sie selbst weiter verteilt. Und unter dem Hashtag selbst die falsche Kunde vom Tod des Ex-Präsidenten verbreitet.
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Kalkulierter Tabubruch
Damit dürfte Heideckers Plan voll aufgegangen sein. Die falsche Todesmeldung ist eine gezielte Aktion des hauptberuflichen Comedians. Sie soll auf die gefährlichen Folgen eines komplett unmoderierten sozialen Netzwerkes und das Risiko sich rasant verbreitender Falschmeldungen hinweisen. Tatsächlich orientiert sich Heidecker an Trump selbst. Seine dreiste Behauptung liest sich im englischen Original sehr nah am Stil des für seine Twitter-Attacken bekannten Ex-Präsidenten. Heideckers Nachschub, Trump sei "wie ein Hund gestorben", sind sogar ein Zitat des Präsidenten zur Tötung des IS-Anführers Abu Bakr al-Baghdadi.
Die anderen Twitter-Nutzer nahmen die Aktion mit Freude auf. Viele Nutzer erweiterten die Geschichte, erfanden Todesursachen hinzu. Schnell machte ein gefälschter Screenshot einer vermeintlichen Todesmeldung des Nachrichtenriesen CNN die Runde, nicht jeder dürfte sie als Satire erkannt haben. Die dort genannte Todesursache: autoerotische Asphyxion.
Keine Reaktion
Und tatsächlich unternahm Twitter weitgehend - nichts. Der Originaltweet ist nach wie vor online, wird weiter geteilt. Auch der falsche CNN-Artikel macht weiter seine Runde. Auf Anfragen von "Insider" reagierten weder Twitter, noch Trump oder Musk. Keiner wollte sich zu der Aktion äußern.

Dabei soll Twitter aktuell durchaus noch moderiert werden, versprach Twitters Sicherheitschef Yoel Roth noch jüngst in einigen Tweets. Nach Musks Übernahme am Donnerstag waren die Zahlen rassistischer Beleidigungen meßbar in die Höhe geschossen. "Seit Samstag konzentrieren wir uns darauf, den Anstieg hasserfüllter Verhaltensweisen auf Twitter zu bekämpfen", erklärte Roth gestern. Die Regeln sollten weiter eingehalten werden, bis es neue gebe. "Das ist genau das, was wir während einer Firmenübernahme tun sollten." Auf die falsche Todesmeldung ging er seitdem trotzdem nicht ein.