VG-Wort Pixel

iOS 7 für iPhone und iPad ist da Das kann Apples neue Schaltzentrale

iOS 7 für iPhone und iPad ist da: Das Betriebssystem hat viele neue Features - und einen ungwöhnlichen Look. stern.de sagt, was iOS 7 alles kann und welche Geräte es unterstützen.
Von Christoph Fröhlich

Die beiden neuen iPhones (#link;iPhone 5S und 5C#) erscheinen zwar erst am Freitag, das dazugehörige Betriebssystem iOS 7 feiert aber schon heute seine Premiere. Wohl kaum eine Apple-Software hat bislang so große Wellen geschlagen: Einige nennen das neue mobile Betriebssystem "revolutionär", andere stören sich an der bunten Bonbonoptik. Ab sofort können Sie sich selbst ein Bild verschaffen: Die neue Software kann für alle mobilen Apple-Geräte - iPhone, iPad und iPod Touch - kostenlos heruntergeladen werden.

So installieren Sie iOS 7

Doch nicht alle Nutzer können das neue Betriebssystem installieren. iPhone-User müssen ein Gerät mit Retina-Display haben, also ein iPhone 4 oder neuer. Ältere Handys wurden aufs Abstellgleis geschoben und werden nicht mehr unterstützt. Beim iPad wird die Mini-Variante und das große Modell ab der zweiten Generation unterstützt. Beim iPod Touch wird die fünfte Generation vorausgesetzt.

Und es gibt noch einen weiteren Haken: Nicht alle neuen Funktionen stehen auch für alle Nutzer bereit. Die Airdrop-Technik, die mit iOS 7 ihre Premiere feiert, gibt es etwa nur für das iPhone 5 oder die neuen Modelle 5S und 5C.

Es gibt zwei Möglichkeiten, iOS 7 auf Ihrem Gerät zu installieren: Am einfachsten ist es, wenn Sie Ihr Apple-Gerät via USB direkt mit Ihrem Computer verbinden und das Software-Update via iTunes installieren. Alternativ können Sie im heimischen Wlan das Betriebssystem auch "over the air", also kabellos installieren. Wählen Sie dazu in den Einstellungen den Punkt "Allgemein" und dann "Softwareaktualisierung". Damit diese Funktion ausgewählt werden kann, müssen Sie das Betriebssystem iOS 5 oder neuer installiert haben.

Ein Hinweis: Machen Sie vor dem Update auf Ihrem Computer unbedingt ein Backup.

stern.de hat iOS 7 bereits ausprobiert und stellt die wichtigsten Neuerungen vor.

Neuer Look - Ziemlich bunt hier

Apple hat sein Betriebssystem ordentlich entrümpelt und ihm einen neuen Anstrich verpasst. "iOS 7 ist die größte Veränderung seit der Einführung des iPhones", sagte Apple-Chef Tim Cook auf der Entwicklerkonferenz WWDC im Juni. Die Software stammt erstmals nicht vom Ex-Apple-Manager Scott Forstall, der wegen des Maps-Debakels geschasst wurde, sondern von Design-Ikone Jonathan Ive. Er bevorzugte schon bei den Apple-Geräten einen aufs Wesentliche reduzierten Look und überträgt dieses Prinzip auch auf die Software. Konkret bedeutet das: Was überflüssig war, ist verschwunden.

Das bekommt der Nutzer schon auf dem Lockscreen zu sehen: Der Sperrbildschirm zeigt die Uhrzeit, das Datum und gegebenenfalls verpasste Anrufe und Nachrichten - sonst nichts. Der bislang genutzte Slider am unteren Bildschirmrand fehlt. Bei iOS 7 genügt ein Fingerwisch nach rechts an einem beliebigen freien Platz des Bildschirms.

Die größte Überraschung wartet auf dem Homescreen: Alle vorinstallierten Apple-Apps wurden runderneuert und haben neue Icons mit deutlich grelleren Farben. Der Wildwuchs der Vorgängerversionen wurde eingedämmt: Zeigte das Game Center zuvor einen grünen Spieltisch, die Lese-App iBooks ein Holzregal mit Büchern und der Kalender einen Ledereinband, dominieren nun Weißräume, was die Apps klarer und aufgeräumter wirken lässt. Mit durchsichtigen Menüflächen, poppigen Farben, größeren Schriften und 3D-Effekten wirkt das Design nun zeitgemäßer.

Trotzdem ist die neue Farbgestaltung nicht jedermanns Sache: Einige Tester finden die neuen Icons zu bunt, manch einer moniert, der neue Look passe nicht zu dem edlen iPhone-Image. Spätestens seit der Präsentation der knallbunten iPhone-5C-Modelle dürfte sich dieser Punkt erledigt haben. Dennoch bleibt es Geschmackssache, ob das neue Design gefällt oder nicht.

Control Center - Alles unter Kontrolle haben

Nicht nur der Look hat sich verändert, es gibt auch zahlreiche neue Funktionen. Eine wesentliche Neuerung ist das Control Center, das einen schnellen Zugriff auf wichtige Einstellungen erlaubt. Damit ist es möglich, mit einem Fingertipp das Wlan oder Bluetooth ein- oder auszuschalten, die Display-Helligkeit zu regulieren oder die Taschenlampe zu starten. Außerdem gibt es eine Steuerung für den Musikplayer (Pause, Track wechseln und Lautstärke) und einen Schnellzugriff auf die Kamera, den Taschenrechner und den Timer.

Das Control Center wird aufgerufen, indem man mit dem Finger schnell von unten nach oben wischt. Es dürfte das Feature sein, über das sich Apple-User am meisten freuen werden, weil es den Umgang mit dem iPhone enorm erleichtert. Auf individuelle Bedürfnisse kann das Kontrollzentrum aber nicht angepasst werden. Praktisch wäre es etwa, wenn man statt Taschenrechner oder Kamera Spiele oder andere Apps in die Schnellauswahl packen könnte.

Besseres Multitasking - App wechsel dich

Ab Version 7 beherrscht iOS ein deutlich besseres Multitasking. Zudem wurde der App Switcher optisch überarbeitet, hier sind nicht mehr nur die App-Symbole zu sehen, sondern auch eine Miniatur-Vorschau in einer Art Cover Flow. Auch das Beenden von Anwendungen geht nun leichter von der Hand: Statt das App-Symbol mehrere Sekunden mit dem Finger zu berühren und anschließend auf das Kreuzchen zu tippen, genügt es, die App-Vorschau nach oben zu schleudern. Praktisch ist, dass iOS 7 sensible App-Inhalte - etwa den Kontostand einer Banking-App - ausblenden kann. Allerdings müssen die Entwickler dieses Sicherheitsfeature zuvor in ihre Anwendung integrieren, was bislang bei noch nicht vielen der Fall ist.

Mehr Sicherheit - Schutz vor fremden Fingern

Smartphones sind nicht nur teuer, in ihnen steckt häufig auch das gesamte digitale Leben ihres Besitzers. Gehen sie verloren, ist die Katastrophe groß. Der Dieb oder Finder erhält Zugang zu sozialen Netzwerken, zu Bank- und E-Mail-Konten und zu privaten oder geschäftlichen Daten. Mit der App "Mein iPhone suchen" kann man das Gerät manchmal wiederfinden. Wenn das nicht klappt, kann man mit neuen Sicherheitsfunktionen in iOS 7 zumindest dafür sorgen, dass der neue Besitzer mit dem Gerät nicht viel anfangen kann: Will man das gefundene iPhone löschen, muss zunächst die Apple ID und das passende Kennwort eingegeben werden. Will ein Dieb das iPhone unter seinen Namen aktivieren, benötigt er ebenso das Passwort. Außerdem kann man auf dem Display eine Nachricht samt Telefonnummer hinterlassen, unter der einen der Finder erreichen kann.

Safari - Mach es Maxi

Der Safari-Browser in iOS 7 ist schneller und folgt der luftig-weißen Designlinie von iOS 7 und wirkt dadurch klarer und aufgeräumter. So werden beim Lesen von Webseiten beinahe alle Menü-Elemente ausgeblendet, wodurch der Browser den gesamten verfügbaren Platz des Displays ausnutzt. Knöpfe und Leisten - beispielsweise das Suchfeld - werden erst sichtbar, wenn der Leser an die entsprechende Stelle scrollt. Mit Gesten kann nun zwischen verschiedenen Webseiten hin- und hergewechselt werden, mit einem Wisch nach rechts kommt man etwa auf die zuvor aufgerufene Webseite.

Am auffälligsten ist die neue Tab-Ansicht, die die geöffneten Webseiten wie einen Stapel Karteikarten von oben nach unten anzeigt. Damit kann man schnell zwischen zwei Webseiten hin- und herwechseln, geschlossen werden offene Fenster wie gewohnt per Wischbewegung. Die nervige Begrenzung von maximal acht gleichzeitig geöffneten Seiten fällt mit iOS 7 weg, ab sofort können Apple-User unbegrenzt viele Browserfenster öffnen.

Siri - Jetzt auch als Mann

Der Sprachassistent Siri, der seine Premiere auf dem iPhone 4S hatte, hat nun - nach zwei Jahren - offiziell die Beta-Phase verlassen. Mit iOS 7 bekommt der persönliche Helfer eine männliche Stimme für die Sprachen Englisch, Französisch und Deutsch. Zudem kann Siri nun in deutlich mehr Quellen nach Antworten suchen, unter anderem der Wikipedia, auf Twitter und - ein Seitenhieb gegen Google - Microsofts Suchmaschine Bing.

Der Sprachassistent beherrscht außerdem neue Befehle, so regelt die Software auf Zuruf die Display-Helligkeit oder kann Nachrichten vom Voicemail-Rekorder abspielen.

Mitteilungszentrale - Was der Tag bringt

Die Mitteilungszentrale (Notification Center) ist nun in drei Bereiche aufgegliedert: "Heute", "Alle" und "Verpasst". Bei "Heute" gibt es eine kurze Wettervorhersage für den aktuellen Aufenthaltsort des Users, darunter eine Übersicht der anstehenden Termine und Geburtstage von Kontakten. Die Rubrik "Alle" zeigt sämtliche Mitteilungen, egal ob Tweets, Push-Up-Beiträge von Apps oder Eilmeldungen. Bei "Verpasst" werden - Sie ahnen es - verpasste Kurznachrichten, Anrufe und Fotofreigaben angezeigt.

Kamera - Quadratisch, praktisch, gut?

Die neue Kamera am iPhone 5S ist Apples ganzer Stolz. Schade, dass die passende Software dazu hinter den Erwartungen zurückbleibt. Bis auf ein quadratisches Bildformat und neun Fotofilter á la Instagram hat sich Apple nicht viel Neues einfallen lassen. Das Menü ist nun in vier Bereiche unterteilt: Video, Foto, quadratisches Foto und Panorama-Aufnahme. Ganz so umfangreich wie die Apps der Konkurrenz, etwa HTCs Zoe oder Samsungs "Drama"-Funktion, mit der mehrere Aufnahmen eines bewegten Objekts aufgenommen und anschließend in einem Bild zusammengefügt werden können, fehlen.

Schön anzusehen ist die neue Galerie-App. Sie ist nun mehr als ein simpler Stream, bei dem Fotos von oben nach unten durchrauschen. Bilder können automatisch nach Aufnahmedatum und GPS-Standort sortiert werden. Das ist vor allem für Hobbyknipser mit vielen tausend Fotos praktisch.

AirDrop - Mal schnell rüberfunken

Die Funktion AirDrop, Apples Antwort auf Android Beam, kennt man bereits vom Mac-Betriebssystem OS X. Nun gibt es die Funktion zum einfachen Dateiaustausch auch für Mobilgeräte. Damit lassen sich mit wenigen Klicks Bilder, Videos, Nachrichten oder Kontakte mit Apple-Usern in der Umgebung, die im eigenen Adressbuch eingetragen sind, kabellos via Wlan oder Bluetooth tauschen. Laut Apple ist die Übertragung verschlüsselt, Unbefugte sollen also nicht auf die Daten zugreifen können.

Schade: Das funktioniert laut Apple nur mit dem iPhone 5S, 5C und iPhone 5, dem iPad 4, dem iPod Touch der fünften Generation und dem iPad Mini.

Das ist auch neu - Ordner, Wetter, Gesten

Automatische Updates Eine praktische Neuerung im App Store: Anwendungen werden nun auf Wunsch automatisch auf den neuesten Stand gebracht, wenn eine Aktualisierung bereitsteht. Zudem gibt es im Software-Shop eine neue "Wunschliste", mit der Sie Anwendungen und Games für einen späteren Zeitpunkt vormerken können. Das funktioniert aber nur bei Kauf-Apps, bei Gratis-Programmen wird diese Funktion ausgeblendet.

Flickr- und Vimeo-Integration Mit iOS 5 kam Twitter auf das iPhone, mit iOS 6 dann Facebook. Nun werden mit Flickr und Vimeo zwei weitere beliebte Sharingdienste auf Apple-Geräten integriert.

Musikplayer Der neue Musikplayer bietet viel Weißraum und wirkt aufgeräumter. Den neuen kostenlosen Dienst iTunes Radio gibt es derzeit aber nur in den USA.

Neue Gesten Die Suchfunktion Spotlight können Sie jetzt nicht mehr aufrufen, indem Sie ganz nach links scrollen oder auf der ersten Seite den Home-Button drücken, sondern indem Sie von der Mitte des Bildschirms von oben nach unten wischen.

Ordner Die Ordner sind nun sehr luftig gestaltet, statt zwölf Symbolen passen nun nur noch neun Apps auf eine Seite. Dafür kann man innerhalb eines Ordners mehrere Seiten anlegen und so deutlich mehr Apps als bisher unterbringen. Innerhalb eines Ordners kann man wie gewohnt von links nach rechts wischen, um die Seiten zu wechseln.

Wetter-App Die vorinstallierte Wetter-App ließ bislang zu Wünschen übrig. Auch bei Stiftung Warentest erreichte die Anwendung nur ein "Befriedigend". Nun bietet die App nicht nur mehr Informationen an, sondern auch neue Animationen. Ist das Wetter diesig, ziehen jetzt Wolken im Hintergrund vorbei, bei Gewittern regnet und blitzt es auf dem Bildschirm. Android-Geräte beherrschen schon seit Jahren animierte Wettereffekte - nun hat sich Apple an der Konkurrenz ein Beispiel genommen.

Mehr zum Thema

Newsticker