Containerschiff Saubere Seefahrt auch ohne Segel – die "Laura Maersk" fährt mit grünem Methanol

Mit Schiffen wie der "Laura Maersk" wollen die Großreedereien auf Dauer klimaneutral werden.
Mit Schiffen wie der "Laura Maersk" wollen die Großreedereien auf Dauer klimaneutral werden.
© PR
CO2-neutrale Schifffahrt geht auch ohne Windjammer-Romantik. Das Containerschiff "Laura Maersk" tankt Methanol statt Schweröl. Der Alkohol soll auf Dauer aus regenerativem Strom erzeugt werden.

Die Schifffahrt will sauberer werden. Wenn in jedem Sektor die CO2-Emissionen runtergefahren werden, können Tanker und Containerschiffe nicht weiterhin umweltschädliches Bunker-Öl verbrennen. Dabei gibt es zwei unterschiedliche Wege zur umweltverträglichen regenerativen Seefahrt.

Die erste Idee besitzt einen besonderen, romantischen Charme. Hier wird die Rückkehr der Segelschiffe in Aussicht gestellt. Beispiele sind die "Pyxis Ocean", die derzeit ihre erste Fahrt unternimmt und etwa 30 Prozent der Antriebsenergie durch den Wind erzielt. Oder die "Oceanbird" – wobei sich dieses Schiff noch im Bau befindet. Sie will sich sogar hauptsächlich mit der Kraft des Windes bewegen. Der Vorteil an dem Konzept: Die natürliche Energie wird da entnommen, wo sie gebraucht wird.

Einfach den Sprit wechseln 

Der zweite Weg zur klimaneutralen Seefahrt ist etwas prosaischer und muss ohne Segel-Romantik auskommen. Hier wird einfach statt Schweröl Biosprit getankt. Auch so ein Schiff ist derzeit auf der Reise von Singapur nach Dänemark, dort wird es auf den Namen "Laura Maersk" getauft. Das blaue, 172 Meter lange Schiff kann mit grünem Methanol – einem Alkohol – oder mit konventionellen Treibstoffen angetrieben werden.  

Der dänische Reedereigigant Maersk scheint von der Idee überzeugt, die "Laura Maersk" ist das erste von 25 Schiffen, die die Reederei bestellt hat. "Laura Maersk" wurde im Juli 2021 bei der südkoreanischen Hyundai Mipo Dockyard in Auftrag gegeben. Sie kann 2100 Standardcontainer transportieren, davon können 400 Kühlcontainer sein. Der Antrieb erfolgt durch MAN-Dual-Fuel-Motor, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 17,4 Knoten.

Woher das Methanol nehmen? 

Das gesamte Methanol wurde aus Methan hergestellt, das auf Mülldeponien oder aus anderen biologischen Quellen wie Gülle gewonnen wurde. Dieser "Biomethanol" reduziert die CO2-Emissionen um 65 Prozent. "Dies ist ein starkes Signal für die globalen Schiffstreibstoffmärkte, dass die Nachfrage nach grünem Methanol rapide steigt", sagte Mikkel Elbek Linnet von Maersk. Nicht nur Maersk, auch andere Reedereien hätten solche Schiffe bestellt. Insgesamt sind es über 100 Schiffe, während sich der Neubau von Frachtseglern an einer Hand abzählen lässt. Der Vorteil an diesem Weg ist, dass sich bis auf den Treibstoff nichts ändern muss. Die Schiffe müssen weder Geschwindigkeiten noch Routen für den Wind anpassen und sie benötigen keinen dualen Antrieb an Bord, so wie die Segler, die neben den Segeln auch einen vollwertigen Motor einsetzen.

Die Frage ist nur, wo das grüne Methanol herkommt, wenn es nicht aus fossilem Erdgas hergestellt wird. Aus "überflüssiger" Biomasse wie Gülle oder Abfällen wird man nie die nötigen Mengen produzieren können. Zumal es auch andere Interessenten für Gülle-Methanol gibt, die näher an der Erzeugung liegen. Die landwirtschaftliche Produktion von Biomasse allein, um Treibstoff daraus zu machen, ist zurecht umstritten.

Hohe Wandlungsverluste  

Der Ausweg lautet E-Methanol. Aus erneuerbarer Energie wird zunächst Wasserstoff und daraus dann E-Methanol hergestellt. Maersk plant, das Schiff mit CO2-neutralem E-Methanol zu betreiben, welches in einer Anlage in Süddänemark hergestellt wird. Wegen der Wandlungsverluste ist auch dieses Verfahren umstritten, Kritiker nehmen an, dass man E-Methanol niemals zu marktgerechten Preisen produzieren wird.

Derzeit ist es eine Rechnung mit mehreren Variablen, die schon für sich allein schwer zu bestimmen sind. Als sicher gilt, dass regenerative Energie, ob nun aus Wind-, Sonnen- oder Wellenkraft, an guten Standorten sehr billig produziert werden kann. Ungelöst sind dagegen Fragen, die mit dem Transport und Lagerung des Stroms zusammenhängen. Mit Akkus wird es nicht möglich sein, die Sonnenenergie des Sommers für den dunklen Winter zu speichern.

Doch schon jetzt wird Strom in Europa zu Zeiten der Spitzenproduktion umsonst beziehungsweise zu einem negativen Preis abgegeben, weil man diesen Strom in diesem Moment nicht nutzen kann. So ist es vorstellbar, auch größere Wandlungsverluste in Kauf zu nehmen, um diesen Strom in eine "haltbare" Form zu überführen, ob das nun Methanol, Ammoniak oder Wasserstoff sein wird. Schon die "Laura Maersk" wurde so gebaut, dass der Antrieb auch auf einen anderen umweltfreundlichen Treibstoff umgerüstet werden kann.

Maersk wurde vorgehalten, "ungeduldig" zu sein, dabei ist es zu loben, dass die Reederei voranschreitet und nicht abwartet, welche Technik sich am Ende als am effizientesten herausstellt. Denn das wird man nicht mit Prognosen und Laborversuchen, sondern nur in der Praxis herausfinden können. Und die hat mit E-Methanol nun begonnen. So wie es auch schon die ersten Schiffe mit Wasserstoffantrieb gibt.

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