Rückkehr der Segelschiffe "Pyxis Ocean": Der erste windgetriebene Frachter der Welt startet zur Jungfernfahrt

Gut ist zu erkennen, dass die Segel nachträglich intalliert wurden.
Gut ist zu erkennen, dass die Segel nachträglich intalliert wurden.
© Chargill / PR
Die "Pyxis Ocean" ist ein 230 Meter langer Massengutfrachter. Neben einem Motor besitzt sie einen altbekannten und doch revolutionären Antrieb: zwei große Segel. Sie sollen den Schiffsmotor unterstützen und ein Drittel des Treibstoffs einsparen.

Die erste Fahrt unter "vollen Segeln" hat für "Pyxis Ocean" begonnen. Ein großer Schritt für die Seefahrt, denn mit der Windkraft soll sehr viel Triebstoff eingespart werden. Obwohl die Segel nur als Hilfsantrieb konzipiert wurden, konnte der Frachter während der ersten Probefahrten auch allein mit Windkraft segeln. Er erreichte mehr als fünfeinhalb Knoten ohne Maschine. Nun befindet sich das Schiff auf seiner ersten Reise von Singapur nach Paranagua in Brasilien.

Das besondere an den flügelförmigen Segeln, die mehr als 37 Meter hoch sind: Sie können bei bestehenden Schiffen nachgerüstet werden. So geschah es auch bei der "Pyxis Ocean". Die beiden Segel sollen drei Tonnen Treibstoff pro Tag einsparen, das sind 30 Prozent des Verbrauchs. 

Die Fähigkeit zur Nachrüstung ist ein entscheidender Punkt. Wenn man schnell Veränderungen für die Umwelt erreichen will, müssen die vorhandenen Schiffe einbezogen werden und nicht nur der Neubau.

Großes Einsparpotenzial

"Ich freue mich sehr darüber", sagte Jan Dieleman, Präsident der Cargill-Reederei, zu der ersten Fahrt. "Wir sind endlich an dem Punkt angekommen, an dem dieses Schiff auf dem Wasser ist."

Die Entwicklung war nicht einfach. Zunächst experimentierte Cargill mit großen Winddrachen, kam damit aber nicht voran. Diese Segel basieren auf dem Design, das auch im Americas Cup verwendet wird. Doch auch Segel bringen spezielle Herausforderungen mit sich. Sie blockieren die Sicht von der Brücke, in Häfen und bei schwerer See müssen sie eingeholt oder weggeklappt werden.

Die Segel können daher unterschiedlich in den Wind gestellt werden. Bei starkem Wind wird so die Leistung gedrosselt. Oberhalb von 40 Knoten – also bei Sturmstärke – werden die Flügel ganz auf das Deck geklappt.

Erprobung in der Praxis 

"Wir müssen herausfinden, ob alles funktionieren wird. Ist es sicher? Können sich die Flügel so bewegen, wie sie sollen, können sie zusammenklappen? Funktioniert das tatsächlich im Hafen und bekommen wir dann die Treibstoffeinsparungen?

Es ist ein riesiges Projekt. Das gab es noch nie", sagte Dieleman. "Aber man muss bereit sein, Risiken einzugehen, sonst bleibt alles eine theoretische Übung, also ist es an der Zeit zu zeigen, was möglich ist."

Diese Technik würde auch die Schifffahrtsrouten ändern, zugunsten der alten Handelsrouten. Nicht nur die Strecke zählt, sondern auch die Windverhältnisse. "Wenn man Kraftstoff sparen kann, spart man im Grunde auch CO2. Das ist eine sehr einfache Rechnung", so Dieleman.

Quelle: The Times, Telegraph

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