Abspielgeräte Klein, leicht, cool

MP3-Player sind längst mehr als nur Musik zum Mitnehmen. Aktuelle Geräte mit Festplatte speichern ganze CD-Sammlungen - und sehen klasse aus.

Vergessen Sie CDs. Vinyl sowieso. Vergessen Sie Speicherkarten, MiniDisks und was sonst noch alles erfunden worden ist, um Musik mit sich herumzutragen. Vergessen Sie Ihren Walkman. Kaufen Sie sich einen MP3-Player. Und zwar einen mit Festplatte.

Die Geräte, die inzwischen auf dem Markt sind, können wirklich alles, was sich Musikliebhaber wünschen. Sie speichern ganze CD-Sammlungen und sind kaum größer als eine Zigarettenschachtel. Sie sind leicht zu bedienen, klingen gut, sehen klasse aus - und sind cool.

Mehr als 20 Millionen

MP3-Player werden in den nächsten Jahren weltweit verkauft, schätzen die Marktforscher von Jupiter Research. Fast alle Hersteller von Unterhaltungselektronik und Computern wollen von dem Boom profitieren und kündigen ständig neue Modelle an. Dass die Player massentauglich geworden sind, liegt am Fortschritt in der Speichertechnik: Festplatten zum Beispiel werden immer kleiner und leichter. Waren früher viele Disketten nötig, um einen einzigen Song zu speichern, braucht man inzwischen für die tausendfache Menge nur noch einen briefmarkengroßen Chip.

Bei MP3-Playern unterscheidet man zwei Geräteklassen: Die einen haben einen eingebauten Fest-Speicher und heißen Flash-Player, die anderen lagern ihre Daten wie PCs auf Festplatten. Flash-Player sind wesentlich billiger, die günstigsten bekommt man ab 60 Euro. Im Gegensatz zu CDs und Festplatten, die sich drehen, hat ein Flash-Speicher keine beweglichen Teile. Deshalb sind Flash-Player besonders robust. Sie sind außerdem sehr klein - oft nur wenig größer als die Batterie, die ihnen Strom gibt - und eignen sich deswegen besonders gut fürs Fitnessstudio oder fürs Joggen. So kann man sie unterwegs hervorragend am Handgelenk oder wie eine Kette um den Hals tragen. Einziger Nachteil: Es passt verhältnismäßig wenig Musik drauf. Geräte mit 128 oder 256 Megabyte Speicher werden zurzeit im Handel angeboten, was je nach Komprimierung immerhin 40 bis 100 Songs sind. Zwar kann man einige Modelle mit zusätzlichen Speicherkarten aufrüsten, doch die sind teuer.

Wer mehr will

, kauft einen Festplatten-MP3-Player. Die gibt es zwar nicht unter 300 Euro, fassen aber bis zu 60 Gigabyte (GB) - die meisten Haushalte sollten da ihre vollständige CD-Sammlung unterbringen können. Die Idee, eine Festplatte in einen MP3-Player einzubauen, ist nicht neu, aber lange Zeit hatten die Hersteller mit allerhand Schwierigkeiten zu kämpfen: Der Speicherplatz der Geräte war zu klein, die Gehäuse zu groß, unterwegs brach häufig der Ton ab, sie waren schlecht zu bedienen, gingen schnell kaputt und fraßen zu viel Strom. Die Modelle, die aktuell auf dem Markt sind, sind davon kuriert. Auf kleinen Bildschirmen zeigen sie Interpreten, Alben- und Songtitel an, die man wie bei einer Jukebox per Knopfdruck aufrufen kann. Sie laufen acht Stunden und mehr, ohne ans Ladegerät zu müssen. Und wer es schafft, bei den unempfindlichen Geräten durch Ruckeln Aussetzer zu erzeugen, muss sich sehr angestrengt haben. Außerdem können diese MP3-Player auf ihrer Festplatte nicht nur Musik speichern, sondern alles Digitale. Das ist praktisch für Kunden, die ihre digitale Fotosammlung, Programme oder Texte immer dabeihaben wollen: Sie schließen den Player einfach an den Rechner an und kopieren alles drauf, was ihnen wichtig ist - Platz gibt es ja genug. Manche Player haben darüber hinaus ein eingebautes Radio oder ein Mikrofon, sodass man sie auch als Diktiergerät benutzen kann.

Die Nummer eins

unter den MP3-Playern ist der iPod von Apple, der sich als ähnlich bahnbrechend erweisen könnte wie Ende der siebziger Jahre Sonys Walkman. Dutzende Fansites gibt es bereits im Internet, selbst die Feuilletons interessieren sich für den Lifestyle-Player. Hewlett-Packard, eigentlich Konkurrent von Apple, ist so begeistert vom iPod, dass es ihn ab Sommer nachbauen wird. Mehr als zwei Millionen iPods wurden bisher weltweit verkauft, 730 000 davon allein in den letzten drei Monaten 2003. Dass die Verkaufszahlen dermaßen in die Höhe schnellen, liegt daran, dass der iPod inzwischen auch mit dem Windows-Betriebssystem arbeitet.

Zweifellos ist der iPod der schickste und am leichtesten zu bedienende Player. Er ist klein und flach, wenig anfällig, gehört allerdings auch zu den teuersten Geräten (siehe Tabelle). Bei seinen Konkurrenten kommt man meist billiger weg - und nicht unbedingt schlechter. Die Jukebox Zen Xtra von Creative wirkt neben dem iPod zwar recht klobig, kommt dafür aber günstiger: Für das gleiche Geld gibt es dreimal so viel Speicherplatz. Auch der HDD 120 von Philips ist preiswerter als der iPod - und dabei kaum weniger stylish. Wobei das Design nicht nur aus ästhetischen Gründen wichtig ist: Wenn Tausende Songs zur Auswahl stehen, braucht man ein übersichtliches Display und Tasten, mit denen sich schnell navigieren lässt.

Wer auf hervorragenden Klang Wert legt, sollte sich den iRiver iHP-120 anhören, der in Tests regelmäßig besser abschneidet als der iPod und dazu über ein eingebautes Radio verfügt. Kompakt wie kein anderer dagegen ist zurzeit der Gmini 220 von Archos: Kaum zu glauben, dass auf so einem kleinen Gerät 20 Gigabyte Daten Platz finden. Außerdem taugt das Gerät als Bildspeicher und hat einen Schacht für Compact-Flash-Karten.

Wenn Sie nicht so viel Musik besitzen, reichen MP3-Player mit Mini-Festplatte völlig aus. Die Geräte haben eine Kapazität von 1,5 oder 4 GB und kosten zwischen 240 und 300 Euro. Philips HDD 060, Thomsons PDP 2810 und Creatives MuVo2 sind schon auf dem Markt, ab April wird es auch einen Mini-iPod mit einer 4-GB-Festplatte geben.

Wie aber kommt man an Daten für seinen MP3-Player?

Zum Beispiel übers Internet. Das hat den Vorteil, dass die Musik gleich in Dateiform auf dem PC landet. Weil es in Deutschland aber noch keine wirklich attraktiven Online-Läden gibt, ist das umständlich und teuer. Tauschbörsen wie Kazaa, über die sich Internetnutzer gegenseitig ihre Musiksammlungen zur Verfügung stellen, verführen zwar viele zu kostenlosen Downloads, doch die sind meistens illegal. Bleibt das "Rippen".

Rippen nennt man das Auslesen von Audio-CDs durch den Computer. Dabei schrumpfen die Songs auf etwa ein Zehntel ihrer ursprünglichen Größe, indem ihnen Ton-Informationen entzogen werden, die das menschliche Ohr ohnehin nicht hört. Die Programme, die diese Arbeit erledigen, liegen den MP3-Playern meist bei und sind auch von Anfängern leicht zu bedienen. Wenn eine Internetverbindung besteht, erkennt die Software oft sogar selbst, welche CD im Laufwerk liegt: Die Dateien werden dann automatisch mit den korrekten Songtiteln versehen. Je nach Software und Kompressionsart variieren Klangqualität und Größe der erzeugten Dateien - nach der Regel: je besser der Klang, desto größer die Datei. Bei der Kompression kann man verschiedene Qualitätsstufen wählen: Für Musik sollten es mindestens 128 Kilobit pro Sekunde sein, besser klingen 160 oder 192 Kbit/s - die brauchen dann allerdings auch mehr Speicherplatz auf dem Abspielgerät.

Einige MP3-Player

können sogar Musikdateien lesen, die nicht als MP3s vorliegen. MP3 ist zwar das bei weitem bekannteste Kompressionsformat für Musik, inzwischen hat es allerdings gewichtige Konkurrenz bekommen; Microsoft zum Beispiel versucht seit Jahren, das WMA-Format durchzusetzen, Apple setzt dem sein AAC-Format entgegen. Außerdem gibt es noch das lizenzfreie OGG-Format aus dem Linux-Umfeld. Eigentlich wäre es kein Problem, dass alle Player alle Formate verstehen könnten - jedoch ist dem nicht so, wie so oft, wenn große Firmen sich um Märkte streiten: Apples iPod beispielsweise spielt keine Microsoft-WMA-Dateien ab, während die Jukebox Zen das AAC-Format nicht versteht. Diese künstliche Inkompatibilität gibt es unter anderem deshalb, weil sich in den USA Online-Musikshops um Kunden balgen. Für Verbraucher gilt: Auch wenn es den Konkurrenzformaten leicht unterlegen ist, sollte MP3 die erste Wahl bleiben. Nur MP3 wird von allen Playern und Programmen ohne Schwierigkeiten erkannt, und das wird auch noch länger so bleiben.

Ein weiteres Problem, das die Industrie ihren Kunden beschert hat, ist der Kopierschutz von Musik-CDs. Immer mehr Neuerscheinungen können deshalb nicht mehr ohne weiteres gerippt und auf MP3-Player übertragen werden. Eine Lösung für dieses Problem haben die Plattenkonzerne noch nicht parat. Aber immerhin ist es inzwischen gesetzlich vorgeschrieben, kopiergeschützte CDs auf der Hülle zu kennzeichnen - so kann man schon beim Kauf darauf achten. Ulf Schönert

Ulf Schönert

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