Beim ersten Praxistest des Super-Airbus A380 haben am Montag 474 Passagiere das größte Verkehrsflugzeug aller Zeiten auf Herz und Nieren geprüft. Darunter waren neben knapp 30 Experten für Kabinentechnik auch hunderte Freiwillige, die unter den 15.000 Airbus-Mitarbeitern ausgelost worden waren.
Die Testpassagiere sollen alle Schwächen und Stärken des A380 bei Komfort und Ergonomie aufdecken, um vor dem Ersteinsatz noch Korrekturen zu ermöglichen. Das geht von der Bequemlichkeit der Sitze über die Funktion der Klimaanlagen und Toiletten bis hin zu Beleuchtung, Vibration der Wandverkleidung und Beschallung. Der Passagierjet mit 555 Sitzen in der Standardversion soll Ende 2006 bei Singapore Airlines erstmals in Liniendienst gehen.
Drei weitere Flüge in dieser Woche
Die Testmaschine hob kurz vor 10.00 Uhr in Toulouse zu ihrem siebenstündigen Langstreckenflug ab. Das Flugzeug der Seriennummer MSN002 war in Hamburg mit einer Standardkabine für 474 Passagiere ausgerüstet worden. Bis Freitag sollen drei weitere Passagier-Testflüge ("Early Long Flights") von zehn, zwölf und 15 Stunden Dauer folgen, darunter ein Nachtflug. Man decke dabei alle Flugbedingungen ab, teilte Airbus in Toulouse mit. Für kürzere Testflüge wurden auch Strecken in Deutschland und Spanien ausgewählt; die längeren Flüge finden auf Routen nach Norwegen und den Kanarischen Inseln statt. Die insgesamt vier Testflugzeuge haben bisher fast 2000 Flugstunden absolviert. Bisher wurden 159 Passagier- und Frachtflugzeuge des Typs A380 von 16 Kunden fest bestellt.
Neuer Programmchef
Zwei Monate nach dem Wechsel an der Konzernspitze hat der Flugzeugbauer Airbus einen neuen Programmchef für das in Verzug geratene A380-Programm ernannt. Um das Großflugzeug kümmere sich fortan Mario Heinen, der bisher für die A320-Familie zuständig war, teilte Airbus am Montag in Toulouse mit. Der 50-jährige Luxemburger arbeitet seit 1999 bei Airbus und war zuvor bei der Lufthansa Technik für die Flugzeugwartung zuständig. Er löst den Franzosen Charles Champion (51) ab, der den neuen Airbus-Chef Christian Streiff nach offiziellen Angaben weiter beraten soll.
Der A380 für 555 Passagiere in der Standardversion sollte zum Goldesel von Airbus werden. Das Produktionsprogramm wird aber derzeit überarbeitet, weil Fertigungsprobleme zu einer Verzögerung um mindestens ein Jahr geführt haben. Damit verbunden ist ein Verlust an eingeplanten Erträgen von insgesamt zwei Milliarden Euro in den kommenden vier Jahren, weswegen der Aktienkurs der Airbus-Mutter EADS kräftig eingebrochen ist. Der erste A380 soll zum Jahresende an Singapore Airlines ausgeliefert werden.