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Systemausfall Flugausfälle in den USA: Wie eine einzige Datei Tausende Flugzeuge am Boden hielt

Flugzeuge von American Airlines am internationalen Flufghafen von Los Angeles, USA
Flugzeuge von American Airlines am internationalen Flufghafen von Los Angeles, USA
© Imago Images
Kürzlich kam es in den USA zu landesweiten Flugausfällen. Tausende Flieger durften nicht abheben, die Terminals der Flughäfen füllten sich mit Wartenden. Schuld war offenbar eine einzige Datei.

Der vergangene Mittwoch startete für Fluggäste in den USA denkbar schlecht: Am frühen Morgen fiel das wichtige "NOTAM"-System aus. Das zwang die US-Flugaufsichtsbehörde FAA dazu, sämtliche Inlandsflüge für rund zwei Stunden auszusetzen (hier erfahren Sie mehr).

Lange war unklar, was zu der technischen Panne geführt hatte, viele hatten einen Hackerangriff als Ursache vermutet. Erst am Abend meldete die FAA, dass es keinerlei Beweise für eine Cyberattacke gebe, und man eine defekte Datenbankdatei als Ursache identifiziert habe.

Zuletzt hieß es: "Die FAA arbeitet mit Hochdruck daran, die Ursachen für dieses Problem zu ermitteln und alle erforderlichen Schritte zu unternehmen, um zu verhindern, dass sich derartige Störungen wiederholen." US-Präsident Biden hatte die Untersuchung ebenfalls gefordert.

System für wichtige Informationen fiel aus

Das betroffene "NOTAM"-System ("Notice to Air Missions") übermittelt Piloten wichtige Anordnungen und Informationen, die für einen sicheren und störungsfreien Flugverkehr notwendig sind. Darunter Gefahren wie Flugshows, Fallschirmsprünge oder Raketenstarts, aber auch Hinweise auf Flüge wichtiger Personen oder Militärübungen. Auch Informationen über geschlossene Start- und Landebahnen, Kräne in Flughafennähe, Vogelschwärme oder ausgefallene Beleuchtung an hohen Gebäuden erreichen das Flugpersonal über dieses System.

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Laut CNN versuche man derzeit, den Auslöser genauer zu bestimmen und herauszufinden, was die besagte Datei sowohl im Live-System als auch im Backup beschädigt hat. Es heißt, man wisse aktuell nicht genau, ob es sich um menschliches Versagen in Form einer Fehlbedienung handelte oder eine "Routineeingabe", die offenbar nicht den gewünschten Effekt hatte. Was die Datei letztlich beschädigt hat, wird die Öffentlichkeit wohl erst nach Abschluss der Untersuchungen erfahren. Gründe kann es viele geben.

Problem war schon am Dienstag bekannt

Berichten zufolge hätten die Verantwortlichen das Problem schon am Dienstag  bemerkt und anschließend entschieden, einen Systemneustart auf den kommenden Morgen zu legen, wenn möglichst wenige Starts und Landungen stattfinden. Regulär dauert der Neustart des betroffenen Systems 90 Minuten.

Doch das lief nicht wie geplant, sagte ein Insider gegenüber CNN. "Das System fuhr zwar wieder hoch, aber es gab die für einen sicheren Flug erforderlichen Informationen nicht vollständig aus, und es schien länger zu dauern, dies zu tun." Erst als klar war, dass das übliche Zeitfenster für einen Reboot nicht zu halten war, entschied man sich für die landesweite Flugsperre.

Flugzeuge, die bereits in der Luft waren, wurden von Fluglotsen über sicherheitsrelevante Veränderungen im Luftraum informiert. Für den Notfall halten Lotsen analoge Verzeichnisse bereit, die aktuelle Hinweise enthalten.

Insider beklagen marode Systeme

Der Insider fügt gegenüber CNN hinzu, dass der Ausfall des NOTAM-Systems ein gutes Beispiel dafür sei, dass die digitale Infrastruktur der Flugaufsichtsbehörde dringend modernisiert werden müsse. Bislang, so zitiert CNN die Quelle, seien Investitionen oftmals aufgeschoben worden. "Ich nehme an, dass sie jetzt tatsächlich Geld dafür auftreiben werden", fügte er hinzu.

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Die Auswirkungen waren auf dem Twitter-Account von "Flight Radar" live zu sehen. Im Vergleich zur Vorwoche befanden sich zum Zeitpunkt des Systemausfalls etwa 1500 Flugzeuge weniger im amerikanischen Luftraum. Laut "Flightaware" kam es bei 9500 Flügen zu Verspätungen und mehr als 1300 Flugreisen fielen gänzlich aus. Besonders hart soll es American Airlines mit rund 400 Verbindungen getroffen haben. 

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