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Raketen-Test Hypersonic-Waffe - Putins Avangard-Gleiter ist viel zu schnell für Trumps Raketenabwehr

Präsident Wladimir Putin und Verteidigungsminister Sergei Schoigu beobachten in Moskau den Start der Hyperschall-Rakete.
Präsident Wladimir Putin und Verteidigungsminister Sergei Schoigu beobachten in Moskau den Start der Hyperschall-Rakete.
© Mikhail Klimentyev / DPA
Neue Runde im Wettrüsten der Interkontinental-Raketen. Russland hat den Avangard-Gleiter erfolgreich getestet. Schon 2019 soll er in Dienst gehen. Avangard kann Atomwaffen mit 20-facher Schallgeschwindigkeit ins Ziel bringen – eine Abwehr gibt es derzeit nicht.

"Hört uns zu", so wandte sich Russlands Präsident Wladimir Putin im März 2018 an die Staaten der Nato. Dann kündigte er eine ganze Reihe futuristischer Waffen an. Während der Rede zeigte eine knallbunte Präsentation Computerbilder der neuen Wunderwaffen. Darunter waren der Riesentorpedo Poseidon und mehrere Raketenwaffen, die Hyperschallgeschwindigkeit erreichen sollen und dabei Atomwaffen tragen können – wie die neue Sarmat-Interkontinentalrakete, das Kinzhal-System und der ultraschnelle Gleiter Avangard.

Zunächst wurde Putin im Westen belächelt. Man glaubte nicht, dass Russland tatsächlich so große Fortschritte in der Rüstung machen konnte. Doch als das Kinzhal-System vorgeführt wurde, nahm man die Rede ernst. Die Kinzhal-Waffe ist eine ballistische Rakete, die mehr als fünffache Schallgeschwindigkeit erreicht und von einem Kampfflugzeug aus gestartet wird.

Kurz vor dem Jahresende 2018 zeigte der Kreml zwei weitere Systeme. Das eine war Poseidon, ein gigantischer Torpedo mit riesiger Reichweite – er stellt eine Art von Unterwasser-Cruise-Missile dar.

Wichtiger ist jedoch der Avangard-Gleiter. Den ersten Start verfolgte Putin selbst in einem militärischen Kontrollzentrum. "Auf meine Anweisung hin haben die Industrieunternehmen und das Verteidigungsministerium den abschließenden Test dieses Systems vorbereitet und durchgeführt. Der Test war absolut erfolgreich: Alle technischen Parameter wurden überprüft", sagte Putin im russischen TV. Und er ergänzte, dass das System den Bereich von Test und Erprobung verlassen habe. Schon im nächsten Jahr sollen die ersten Gleiter regulär in Dienst genommen werden.

Avangard löst mittelfristig die herkömmlichen Interkontinentalraketen ab. Aus einem Silo wird der Gleiter von einer Startrakete in die Höhe katapultiert. Auf dem Filmmaterial ist der Start der Rakete zu sehen, der Gleiter selbst aber nicht. Er wird von einer modernisierten Variante der alten sowjetischen UR-100-Rakete in die Atmosphäre getragen. Dort erst startet der Hyperschallgleiter. Angeblich soll Avangard 20-fache Schallgeschwindigkeit erreichen - das sind fast 25.000 Stundenkilometer - und bei dieser Geschwindigkeit voll manövrierfähig bleiben. Dazu muss die Hülle der Gleiters Temperaturen von bis zu 2000 Grad widerstehen.

Derzeit keine Abwehr möglich

Beide Eigenschaften machen es unmöglich, Avangard abzufangen. Durch die hohe Geschwindigkeit können die Abwehrraketen der USA den Gleiter nicht einholen. Die hohe Manövrierbarkeit ermöglicht es ihm außerdem, eine beliebige Anlaufroute zum Ziel einzuschlagen. Anders als die herkömmlichen Interkontinentalraketen kann er die möglichen Kurse von Abwehrraketen vermeiden. "Wir haben keine Verteidigung, die den Einsatz einer solchen Waffe gegen uns abwehren könnte", sagte US-Luftwaffengeneral John E. Hyten, der Kommandant des US Strategic Command, zu der neuen Waffe.

2001 kündigten die USA den ABM-Vertrag, um weltweit ein eigenes Abwehrsystem zu errichten, das ballistische Raketen abfangen kann. Laut offizieller Lesart dient das System dazu, mögliche Angriffe aus dem Iran oder Nordkorea abzuwehren. Moskau sah darin vor allem den Versuch, das sogenannte Gleichgewicht des Schreckens auszuhebeln und die russischen Interkontinentalraketen zu neutralisieren. Der Aufbau eines eigenen Abwehrschirms kam für Russland aus Kostengründen nicht infrage, auch fehlen dem Land die Verbündeten, um so ein System weltweit installieren zu können. Bereits nach der Kündigung durch die USA hatten offizielle Stellen in Russland angekündigt, Raketen entwickeln zu wollen, die das US-System überwinden können.

Welt wird unsicherer

Ein Teil davon ist Avangard. Die Welt wird durch dieses Modernisierungswettrennen allerdings noch unsicherer. Die extrem hohe Geschwindigkeit dieser Waffen setzt die Reaktionszeit des Gegners stark herab. Die Befürchtung: So bleibt keine Zeit, einen möglichen Fehlalarm zu überprüfen. Eventuell wird die militärische Abwehr der USA sogar vollautomatisiert ablaufen müssen, weil es nicht möglich sein wird, den US-Präsidenten zu informieren und seinen Befehl abzuwarten.

Nicht nur Russland, sondern auch die USA und China entwickeln derzeit Hyperschallwaffen. Doch sollte Moskau Avangard bereits im nächsten Jahr in Dienst stellen, haben die Russen in diesem Wettrennen die Nase vorn.

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kra / kra

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