Inhaltsverzeichnis
Im Leben geht es nicht darum, wie viel man austeilt, sondern darum, wie viel man einstecken kann und trotzdem weitermacht, wusste schon der große Rocky Balboa zu berichten. Kaum ein Chip-Hersteller hat in den vergangenen Jahren so viel einstecken müssen wie Intel. Zum einen rang Hauptkonkurrent AMD der Traditionsschmiede aus Santa Clara haufenweise Marktanteile ab, weil das Preis-Leistungs-Gefüge der Ryzen-CPUs die Intel-Prozessoren überflügelte. Und zum anderen entschied sich mit Apple einer der größten Abnehmer für Intel-Chips fortan, auf eigene Prozessoren zu setzen. Beide Tiefschläge scheint Intel mit der zwölften Generation seiner Core-Prozessoren überwunden zu haben – und das erforderte eine Menge Innovationskraft.
Intel Core i9 12900K: Die technischen Details
Die schlägt sich vor allem in der Architektur und Fertigungsweise der Alder-Lake-Prozessoren nieder. Die zwölfte Generation der Desktop-CPUs wird endlich im 10-Nanometer-Verfahren produziert, was bedeutet, das Intel mehr Leistung auf weniger Raum unterbringen kann, ohne dass die Prozessoren zu heiß werden und ihre Leistung drosseln müssen.
Um ein Vielfaches interessanter ist aber die Architektur der neuen Intel-Prozessoren, denn die ist für Desktop-CPUs so bahnbrechend, dass sich wohl andere Chiphersteller an ihr orientieren dürften. Erstmals spendiert Intel seinen Chips unterschiedliche Rechenkerne, die sich Performance- und Efficiency-Kerne nennen, kurz E- und P-Cores.
Anstatt möglichst viele "vollwertige" Rechenkerne auf dem Chip unterzubringen, die in der alltäglichen Arbeit nur einen Bruchteil ihrer vollen Leistung benötigen, übernehmen einfache Arbeiten nun die effiziente Kerne. Diesen Aufbau kennen Nutzer bereits von ARM-Prozessoren, die in Smartphones oder den neuen Computern von Apple werkeln.
Hyperthreading? Nicht bei allen Kernen
Der Intel Core i9 12900 K verfügt insgesamt über 16 Rechenkerne, acht davon sind Performance-Cores und acht Efficiency-Cores. Logisch: Die Performance-Cores takten höher als die auf Effizienz getrimmten. Weiteres Unterscheidungsmerkmal ist, dass nur die Performance-Kerne zwei Threads gleichzeitig abarbeiten, also über Hyperthreading verfügen. So kommt auch das etwas krumme Verhältnis aus Cores und Threads beim Intel Core i9 12900K zustande, der über 16 Kerne aber "nur" 24 Threads verfügt. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie sich diese neue Architektur auf die Leistung auswirkt.
Allerdings resultiert Leistung auch immer aus dem Zusammenspiel von Hard- und Software. Und hier gilt es bei den Alder-Lake-Prozessoren zu beachten, dass nur Windows 11 im Stande ist, die volle Leistung aus den Prozessoren herauszukitzeln. Das liegt am Prozess-Planer der Betriebssysteme: Windows 10 weiß schlicht nicht, für welches Programm es die effizienten und für welches die performanten Kerne nutzen soll. Und noch eine Neuerung hat Intel in petto: Alder-Lake-Prozessoren unterstützen sowohl DDR4- als auch DDR5-Arbeitsspeicher. Ihre volle Leistung schöpfen sie nur mit DDR5-Speicher aus. Allerdings ist fraglich, ob sich der saftige Aufpreis zu DDR4 wirklich lohnt.
Testsystem und Testverfahren
Genug von der Theorie: Das Testsystem ist ein XMG Sector Intel,der in Kooperation mit Intel von bestware.com zu Testzwecken zur Verfügung gestellt wurde. Dem Intel-Core-i9-12900K-Prozessor stehen 32 Gigabyte DDR5-Arbeitsspeicher von Corsair und eine RTX 3080 von Nvidia zur Seite. Als Hauptplatine dient das Asus ROG Strix Z690-F, auf der sich eine 1 Terabyte große NVMe-SSD von Samsung befindet. Weil die neuen Intel-Prozessoren besonders gut mit Windows 11 harmonieren, verrichtet Microsofts neuestes Betriebssystem seinen Dienst auf dem High-End-Rechner.

- Mainboard: Asus ROG Strix Z690-F
- Arbeitsspeicher: 32 Gigabyte Corsair Dominator Platiunum 52000 MH DDR5
- Grafikkarte: ASUS TUF RTX 3080 10 G Gaming V2 10 GB
- Speicher: 1 TB Samsung 980 Pro NVMe
- Prozessorkühler: Corsair iCUE H150i Elite
- Betriebssystem: Windows 11
Seine Rechenkraft unter Beweis stellen musste der Intel Core i9 12900K mit "Counter Strike – Global Offensive" und "Dota 2" in zwei E-Sports-Titeln. Dazu gesellen sich Benchmarks aus den Triple-AAA-Spielen "Borderlands 3" und "Total War: Warhammer 2". Um ein "Ausbremsen" des Prozessors durch die Grafikkarte zu vermeiden, liefen alle Spiele auf den möglichst niedrigsten Grafikeinstellungen und das in Full-HD-Auflösung. Als synthetische Benchmarks ließ der Intel Core i9 12900K Cinebench R23, Blender (BMW) und 7zip über sich ergehen.
Intel Core i9 12900K: Die Testergebnisse
Um eine möglichst ausgewogenen Leistungsbericht darzustellen, durchlief der Prozessor bei jedem Spiel und Benchmark drei Läufe. Hatte ein Spiel keinen Benchmark integriert, wie es beispielsweise bei "Dota 2" der Fall ist, bedeutete das drei Offline-Testpartien mit Bots. Die durchschnittlichen Bilder in der Sekunde hielt das Programm "Frame View" fest und aus den Ergebnissen der drei Durchläufe wurde jeweils der Mittelwert gerechnet.
Inte Core i9 12900K: Performance in E-Sport-Titeln
- "Dota 2": 239 Bilder in der Sekunde
- "Counter Strike – Global Offensive": 681 Bilder in der Sekunde (DX9 Bench)
Sowohl "Dota 2" als auch "Counter Strike – Global Offensive" sind Spiele, die eher den Prozessor als die Grafikkarte beanspruchen. Für beide Titel ist der Intel Core i9 12900K reichlich überdimensioniert. Bei "Dota 2" sind die maximalen Bilder in der Sekunde auf 240 limitiert. Merkliche Framedrops waren zu keiner Zeit spürbar. Selbst in hitzigen Spielgeschehen hielt der Prozessor konstant die 239 Bilder in der Sekunde. Gleiches gilt im Spieletest von "Counter Strike – Global Offensive". Hier ergattert der Intel Core i9 12900K im Benchmark einen Durchschnittswert von 681 Bildern in der Sekunde. Mehr kann sich ein Gamer wirklich nicht wünschen.
Leistung in Tripple-AAA-Titeln

- "Borderlands 3": 178,84 Bilder in der Sekunde
- "Total War: Warhammer 2": 352,78 Bilder in der Sekunde
Ja, beide Titel sind inzwischen in die Jahre gekommen, aber erfreuen sich trotzdem noch großer Beliebtheit. Und gerade "Total War: Warhammer 2" ist nicht gerade bekannt dafür, gnädig mit den Prozessoren seiner Zocker umzuspringen. Und trotzdem erreicht der Intel Core i9 12900K einen starken Durchschnittswert von 352,87 Bilder in der Sekunde im hauseigenen Labor-Benchmark des Spiels. In "Borderlands 3" ergattert der Prozessor im Schnitt 178,84 Bilder in der Sekunde mit einem Frametiming von 5,59 Millisekunden. Ein Spiel, das den Intel Core i9 12900K in die Knie zwingt, muss erst noch entwickelt werden.
Intel Core i9 12900K in Benchmarks und beim Rendern
- Cinebench R23 Single Core: 1943
- Cinebench R23 Multi Core: 25605
- Blender BMW-Demo: 1:28,47 Minuten
- 7Zip: 65,391 Sekunden

Bei den synthetischen Benchmarks lieferte der Core i9 12900K ebenfalls beeindruckende Werte. Im Mutli-Core-Benchmark von Cinebench R23 ergattert der Prozessor einen Wert von 25605 Punkten. Im Single-Core-Durchlauf gar starke 1943 Punkte – absolute Spitzenwerte für eine CPU dieser Preisklasse.

Ähnlich beeindruckend rendert der Intel Core i9 12900K auch die beliebte BMW-Demo von Mike Pan in der Modellierungssoftware "Blender". Nur 1:28,47 Minuten brauchte der Prozessor für die Modellierung des Grafikmodells.

Und auch bei 7Zip macht die High-End-CPU eine gute Figur: Für die Komprimierung von 3847 Megabyte und der anschließenden Dekomprimierung der Daten in zehn Durchläufen brauchte er 65,391 Sekunden. Ergibt bei Komprimierung 121,315 Giga Instruktionen pro Sekunde (GIPS) und bei der Dekomprimierung 141,399 GIPS.
Intel Core i9 12900K: Stromverbrauch und Temperatur
Allerdings bedarf der Prozessor einer exzellenten Kühlung, denn in der Spitze erreichte er eine Temperatur von 93 Grad Celsius. Dass High-Prozessoren einen ordentlichen externen Kühler benötigen, ist aber weder neu noch ungewöhnlich.
Daneben wollen sie ein leistungsstarkes Netzteil im Computer verbaut wissen. Satte 235,79 Watt zog sich der Intel Core i9 12900K unter Vollast aus der Dose. Arbeitet im Computer beispielsweise eine Nvidia RTX 3080 mit dem Prozessor zusammen, sollte schon ein Premium-Netzteil mit etwa 850 Watt Leistung den Rechner mit Strom versorgen. Wer ihn übertakten wollte, braucht wohl mehr Leistung. Allerdings ist fraglich, welcher Kühler einen übertakteten Core i9 12900K von seiner Hitze erlöst.
Beim normalen Surfen und Arbeiten verbraucht der Prozessor übrigens entspannte 68,24 Watt im Schnitt. Macht einen Durchschnitt von 152,02 Watt. Unter realen Bedingungen dürfte der Intel Core i9 12900K nur sehr selten unter Volllast laufen, denn keines der Spiele reizte den Prozessor ansatzweise aus. Anders sieht es beispielsweise aus, wenn Sie eine CPU für Modellierungen oder den Videoschnitt suchen. Entsprechend gibt Intel selbst den Stromverbrauch mit 125 Watt an.
Intel Core i9 12900K: Das Fazit
Intel meldet sich zurück – und wie. Mit dem Core i9 12900K ergattert der Chiphersteller den Leistungs-Thron der High-End-Prozessoren von AMD zurück. Preislich rangiert die Intel-CPU für 629 Euro derzeit circa 100 Euro unter dem Ryzen 9 5950X von AMD. Zweiter Sieg für Team Blau. Gamer können sich derzeit nichts mehr wünschen, als diesen Prozessor in ihrem PC zu wissen, so viel steht fest. Allerdings müssen Sie dafür in Kauf nehmen, Windows 11 zu installieren, weil der Prozessor nur mit dem neuen Betriebssystem von Microsoft sein volles Potenzial ausschöpft.
Grund dafür ist die innovative Architektur der Chips, an der sich die Konkurrenz wohl in Zukunft orientieren dürfte. Schade: Leider müssen Käufer wohl den Aufpreis für DDR5-Arbeitsspeicher in Kauf nehmen, wenn sie das volle Leistungspotenzial der Alder-Lake-Prozessoren ausschöpfen wollen. Gleiches gilt für ein ordentliches Kühlsystem, denn der Prozessor schluckt unter Volllast ordentlich Strom. Deshalb heizt sich der Prozessor unter Volllast enorm auf. Sei es drum: Verbraucher dürfen sich nach Jahren der Eintönigkeit auf dem CPU-Markt wieder über einen heftigen Konkurrenzkampf zwischen Intel und AMD freuen, bei dem aktuell Intel die Nase vor der Konkurrenz hat.
Das könnte Sie auch interessieren:
Dieser Artikel enthält sogenannte Affiliate-Links. Mehr Informationen dazu gibt es hier.