Nun geht das Rennen also doch weiter. Als vor ein, zwei Jahren die ersten 4-Megapixel-Apparate den Digitalkamera-Markt eroberten, vermuteten viele Fachleute schon, der Wettlauf um die jeweils höchste Auflösung sei seinem Ende nah. Denn so viele Bildpunkte machen eigentlich nur Sinn, wenn man Abzüge in Postergröße ausdrucken will.
Doch die Nachfrage nach immer mehr Pixeln ist ungebrochen: Fünf, manchmal sogar sechs Megapixel erfassen die Sensoren der neuesten Modelle inzwischen. Die Preisobergrenze liegt in dieser stark wachsenden Kategorie bei etwa 500 Euro.
Dass solche Pixelprotze aber oft mehr versprechen, als sie halten können, hat das Fachmagazin "c't" in seinem jüngsten Digitalkamera-Test herausgefunden. Neun Neuerscheinungen der oberen Amateurklasse hat das Magazin geprüft - der ausführliche Bericht mit allen Details ist in der kommenden "c't"-Ausgabe vom 14. Juni erschienen.
Qualität hat ihren Preis
Herausragend schnitt dabei die Canon Ixus 500 ab, die Farben am besten wiedergibt und ausgezeichnet zu bedienen ist. Die Modelle von Casio, Kodak, Konica Minolta, Nikon und Olympus lieferten ebenfalls überdurchschnittliche Ergebnisse. Auf den hinteren Plätzen landeten dagegen die Kameras von Jenoptik und Trust. Zwar machen auch sie keine wirklich schlechten Fotos. Doch sollte man sich überlegen, ob man für den Preis - 275 bzw. 260 Euro nicht besser zu einem Markengerät aus einer niedrigeren Auflösungsklasse greift. Die kommen dann zwar mit weniger Pixeln aus, machen aber oft die besseren Fotos.
Stark verbessert haben die Hersteller die den Kameras eingebaute Software. Die HP Photosmart R707 korrigiert beispielsweise zu kontrastreiche Bilder selbst und kann rote Fotoaugen schon in der Kamera entfernen. Ein eingebauter digitaler Assistent gibt außerdem Tipps bei kritischen Fotosituationen. Sehr hilfreich sind die Motivprogramme der Casio Exilim EX-P600, die das Einstellen der richtigen Belichtung stark vereinfachen.
Mehr wäre möglich
Trotzdem, so fanden die Tester heraus, wäre noch mehr möglich - würden die vielpixeligen Kameras nicht ganz so klein gebaut. Ein Maximum an Technik auf minimalem Platz hat Abstriche in der Qualität und einen Aufschlag beim Preis zur Folge. Das fängt schon bei den Speicherkarten an: Fast alle neuen Kameras setzen inzwischen die winzigen, aber teureren SD- oder XD-Karten ein und haben die billigere und mit einer höheren Kapazität ausgestattete Compact-Flash-Karte verdrängt (Ausnahme in unserem Test: die Canon Ixus 500). Als Akkus werden fast durchweg die kleinen, aber teuren Lithium-Ionen-Akkus verwendet (Ausnahme in unserem Test: die Trust).
Ein anderes Opfer des Platzmangels im Innern der Minis sind die Objektive. Zwar verfügen alle getesteten Modelle mindestens über einen 3fachen optischen Zoom (wichtig: beim Kauf auf "optischen Zoom", nicht auf "Digital-Zoom" achten!). Gleichwohl fangen die Mini-Objektive mitunter nicht so viel Licht ein, wie es optimal wäre. Das macht sich vor allem an den Bildrändern durch eine niedrigere Auflösung bemerkbar.
Auch der Bildsensor im Herzen der Kamera, der die Lichtinformation in digitale Daten umwandelt, leidet unter der Kompaktbauweise. Selbst den 6-Megapixel-Chips wird nicht mehr Fläche zugestanden als einem 4-Megapixel-Sensor. Zwei Millionen Pixel mehr auf demselben Raum bedeuten aber auch knapp 37 Prozent weniger lichtsensible Fläche. Dem kann man mit technischen Tricks zwar entgegensteuern, aber nur zulasten der Bildqualität. Im "c't"-Test kommen deshalb in Sachen Auflösung nur die Kodak, die Exilim und die Konica Minolta dem technisch Möglichen wirklich nahe.
Ulf Schönert