Ein Mikrochip unter der Haut kann Patienten im Notfall das Leben retten - aber auch für eine lückenlose Kontrolle missbraucht werden. Nach Prüfung der medizinischen Fragen erhielt das Unternehmen Applied Digital Solutions in Delray Beach, Florida, jetzt die Zulassung der US-Arzneimittelbehörde (FDA) für die Vermarktung ihres "VeriChips". Dieses reiskorngroße Stück Elektronik nutzt die RFID-Technik, um medizinische Daten seines Trägers per Funk zu übertragen.
Der Chip wird mit einer Injektionsspritze unter die Haut gebracht, vorzugsweise zwischen Ellbogen und Schulter des rechten Arms. Der Eingriff dauert nicht einmal 20 Minuten. Wenn ein Scanner über die Stelle geführt wird, können die gespeicherten Informationen ausgelesen werden: Das sind beim VeriChip Daten wie die Blutgruppe oder Hinweise auf Allergien sowie ein Code für den Zugang zur elektronischen Patientenakte. Ärzte sollen so einen schnellen Zugriff auf medizinische Daten erhalten - was in einem Notfall lebensrettend sein kann. Bei jedem Arztbesuch wird nur die Patientenakte aktualisiert, nicht aber der Datenspeicher des Chips.
Angst vor Missbrauch
Dennoch wächst die Sorge vor einem möglichen Missbrauch der Technik bis hin zur Vorstellung vom gläsernen Menschen, dessen Bewegungen lückenlos verfolgt werden können. "Wenn nicht von vornherein auf den Persönlichkeitsschutz geachtet wird, könnte dies für die Patienten schädliche Folgen haben", warnt Emily Stewart vom Health Privacy Project.
Der Vorstandsvorsitzende von Applied Digital, Scott Silverman, sagt, dass der Chip zum Schutz der persönlichen Daten nur lebenswichtige Informationen enthalten soll. Er räumt aber ein, dass die Technik durchaus auch Sicherheitszwecken dienen könnte - um etwa die Bewegungen von Angestellten in einem Atomkraftwerk zu überprüfen.
Starke Verschlüsselung soll helfen
Beim Medizinischen Zentrum Detroit sagt der Technik-Experte David Ellis, er werde sich darum bemühen, dass sein Institut beim Pilotprojekt für den VeriChip mitmachen könne. "Zur Zukunft der Medizin gehören solche Techniken, die dem Patienten das Leben einfacher machen." Mit einer starken Verschlüsselung müsse sicher gestellt werden, dass die Daten vor Unbefugten sicher seien.
Um das Geschäft in Gang zu bringen, will Applied Digital 200 Schmerzzentren in den USA kostenlos mit einem RFID-Scanner ausstatten, der sonst 650 Dollar (520 Euro) kosten soll. Die Chip-Implantation kostet nach Angaben von Applied-Digital-Sprecherin Angela Fulcher 150 bis 200 Dollar (120 bis 160 Euro). Gedacht wird zuerst vor allem an den Einsatz bei Patienten mit Diabetes oder Alzheimer.
Haustieren steckt der RFID-Chip schon länger unter der Haut. Applied Digital ist schon vor 15 Jahren in diesen Markt gegangen und hat 50.000 Scanner verkauft, vor allem an Veterinärkliniken und Tierarztpraxen. Schätzungsweise einer Million Tieren wurde bisher ein Chip eingesetzt.