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Marine Skandal in Russland: Kommandant verhökert die Bronzeschrauben seines Zerstörers

Heute braucht die  Bespokoynyy keine Schrauben mehr.
Heute braucht die  Bespokoynyy keine Schrauben mehr.
© Wiki / Commons
Der ehemalige Kommandant des Zerstörers Bespokoynyy soll einen Werftaufenthalt genutzt haben, um die wertvollen Propeller seines Schiffes gegen minderwertige Imitate auszutauschen. Die 13 Tonnen Bronze sind etwa 500.000 Euro wert.

Only in Russia – der ehemalige Kommandant des Zerstörers Bespokoynyy wird von der russischen Marine beschuldigt, die beiden Propeller seines Schiffes gestohlen zu haben. Die 13 Tonnen schweren Schrauben wurden in der Werft gegen billige Imitate ausgetauscht. Der Materialwert soll bei über 500.000 Euro liegen. Weltweit floriert der Handel mit Schiffsschrott (Lesen Sie: "40 verschwundene Schiffswracks - der größte Grabraub der Geschichte")

Der Kommandant sagte sich vermutlich, dass kein großer Schaden für Mütterchen Russland entstanden sei. Denn das einst mächtige Schiff der Sovremenny-Klasse wurde im Dock zum Museumsschiff umgebaut. In diesem Rahmen wurden die beiden Propeller sowie Antriebswellen ohnehin entfernt, dazu wurde der Rumpf versiegelt. So bleibt das Schiff schwimmfähig, hat aber keine Öffnungen mehr, die gewartet werden müssen. Der Zerstörer ist nun im Patriot Park in Kronstadt auf der Insel Kotlin in der Nähe von St. Petersburg zu sehen.

Diebstahl wegen des Materialwerts

Der Leiter der militärischen Ermittlungsabteilung der Baltischen Flotte, Sergei Sharshavykh, sagte, dass die Untersuchung des Diebstahls fast abgeschlossen sei. Gegenüber "Interfax" gab er, dass die am Diebstahl Beteiligten, um "ihre Spuren zu verwischen", nachgemachte Schrauben anfertigen ließen, deren "Kosten und Qualität um ein Vielfaches niedriger sind" als die der originalen Bronze-Schrauben.

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Der Raub fand auf der Yantar-Werft in der russischen Enklave Kaliningrad statt, die geografisch vom Rest des Landes getrennt ist und zwischen Polen und Litauen an der Ostsee liegt. In Kaliningrad, das insgesamt stark militarisiert ist, befindet sich auch das Hauptquartier der Baltischen Flotte. Das genaue Datum des Coups ist nicht bekannt. Sharshavykh geht davon aus, dass es geschah, nachdem die Bespokoynyy im Jahr 2016 in der Werft ankam.

Schwerbewaffnete Schiffe

Insgesamt wurden 21 Exemplare der Sovremenny-Klasse gebaut, auch bekannt als Projekt 956 Sarych-Klasse. Das erste Schiff wurde 1980 an die sowjetische Marine ausgeliefert. Die Bespokoynyy wurde erst am 28. Dezember 1991 in Dienst gestellt, zwei Tage nachdem der Oberste Sowjet formell die Auflösung der UdSSR beschlossen hatte. Diese Zerstörer verdrängen bei Grundlast etwa 6.600 Tonnen, sie sind also deutlich größer als die Zerstörer des Zweiten Weltkriegs. Die deutsche Klasse 1936 verdrängt 2411 Tonnen. Heutige Zerstörer wie der chinesische Typ 055 sind mit 13.000 Tonnen allerdings weit größer (Lesen Sie: "Typ 055 – sind Chinas Raketenzerstörer den US-Schiffen der Arleigh-Burke-Klasse überlegen?") Bewaffnet war die Bespokoynyy im Wesentlichen mit Lenkwaffen. Sie trug acht P-270 Moskit Überschall-Anti-Schiffsraketen und bis zu 48 Boden-Luft-Raketen des Typs 3S90 Uragan. Dazu verfügten die Schiffe der Klasse über zwei 130-mm-Zwillingskanonen sowie Torpedorohre. Zur Zeit der Einführung waren es die modernsten Kampfschiffe der UdSSR.

Im Zuge der Modernisierung tauchen immer wieder Gerüchte über den Bau einer neuen russischen Zerstörerklasse auf, die in der Größe eher Raketenkreuzern entsprechen. Doch der Bau der Lider-Klasse wird ein ums andere Mal verschoben (Lesen Sie: Lider-Klasse - Mit 2400 Raketen sollen Putins Kreuzer die Weltmeere blockieren"). Tatsächlich konzentriert sich der Kreml auf den Bau von U-Booten für den weltweiten Einsatz. Bei der Überwasserflotte werden allein Fregatten und Korvetten in Dienst gestellt, also Schiffe einer Grün-Wasser-Flotte. Russland rüstet die vergleichsweise kleinen Einheiten allerdings mit weitreichenden Lenkwaffen aus.

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