Löschtechnik Flieg, Feuerlöscher, flieg!

Armin Friedrich von der Fachhochschule Offenbach hat ein unbemanntes Fluggerät entwickelt, das mit einer speziellen Wasserkanone Brände "ausschießen" kann. Ob die Drohne je in den Feuerwehrdienst eintreten kann, ist aber noch völlig offen.

Feuer und Qualmwolken dringen aus dem 17. Stock des Hochhauses. Die Bewohner stürmen die Treppen hinunter, die Feuerwehr muss hoch. Panik bricht aus: Können die Einsatzkräfte noch etwas retten - oder bringen sie ihr eigenes Leben in Gefahr? Schreckensszenarien wie dieses jagen Menschen nicht erst seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 Angst ein. Chemie- und Kraftwerke, Gefahrguttransporter und Hochhäuser gehören zum Alltag, aber auch Risiken - wie Brände. Feuerwehren und Industrie tüfteln an verschiedensten Methoden, um den Gefahren Herr zu werden.

Fliegende Impulskanone

Eine neue Idee zur Feuerbekämpfung aus der Luft hat Armin Dietrich an der Fachhochschule in Offenbach ausgetüftelt: Eine Drohne ähnlich eines Hubschraubers soll mit Luftdrucktechnik Wasser blitzartig aus der Luft in den Brandherd schießen. Durch ein Ventil hinausgesprühte Wassertropfen werden vom Luftwiderstand zerkleinert. Das Ergebnis ist eine größere Wasseroberfläche mit mehr Energie zum Löschen. Diese so genannte Impulstechnologie ist schon in Hubschraubern im Einsatz. Doch Dietrich sieht eine Lücke: "Viele Piloten weigern sich zu fliegen, weil es zu gefährlich ist." Deswegen fliegt seine futuristisch anmutende Drohne ferngesteuert.

Der fünf Meter breite und drei Meter hohe Feuerbekämpfer fasst 300 Liter Wasser und verschießt dieses bis zu 70 Meter weit. Dietrich hat die Drohne bis zur Produktreife entwickelt. Ob sie jemals im Dienste der Brandbekämpfung fliegen wird, ist jedoch unklar. Immerhin gibt es bei der Konstruktion von Fluggeräten mit Löschfunktion nach Auskunft von Thomas Keilig vom Institut für Flugzeugbau an der Universität Stuttgart einiges zu bedenken: Durch den plötzlichen Ausstoß von Wasser ändere sich der Schwerpunkt, der bei Luftfahrzeugen jedoch stets ausgeglichen sein müsse. Dazu komme ein Rückstoß durch das Abschießen. "Technisch ist das aber alles lösbar, schwieriger wird es, wenn es um die Zulassung geht", sagt der Flugzeugbau-Experte.

Einsatzbereiche müssen gesucht werden

Ulrich Behrendt, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), kann sich die Löschdrohne am besten in der Industrie, etwa in Chemiebetrieben vorstellen. Den Einsatz bei der Feuerwehr hält er für weniger realistisch. "Für den Wohnungsbrand im ersten Stock ist die Drohne wohl nicht geeignet", sagt er mit Blick allein schon auf den Umfang. Für Brände von Gefahrguttransportern auf Autobahnen, in den Außenbereichen von Kraftwerken oder bei Munitionstransporten seien unbemannte Gefährte natürlich schon verlockend.

"Bei der Feuerwehr gibt es ausgedehnte Schrecksekunden, manche dauern 40 Jahre", erläutert Behrendt die manchmal schwierigen Bemühungen um Neuerungen im Brandschutz. Ideen hätten in diesem sensiblen Bereich immer viele Hürden überwinden müssen. "Der Verbrennungsmotor war revolutionär", erzählt er. Man fährt doch nicht mit Benzin zur Brandstelle, sei damals die Sorge vieler gewesen. "Hätten wir die kreativen Köpfe nicht, wir wären noch immer mit Pferden unterwegs."

Ideen gibt es viele

Natürlich könne nicht jede Idee umgesetzt werden. So sei es auch manchmal dem für wegweisende Neuerungen im modernen Brandschutz bekannt gewordenen einstigen Chef der Frankfurter Feuerwehr, Ernst Achilles, ergangenen. Als er von Militär-Raketen hörte, die ihr Ziel selber finden, habe er Raketen mit Löschmitteln einsetzen wollen. "Aber weil wir beim Wohnungsbrandlöschen nicht mehr zerstören wollen, als ohnehin schon durch das Feuer, haben wir das lieber gelassen", erinnert sich Behrendt.

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Nadine Schwede, DPA

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