Es kommt nicht oft vor, dass man in San Francisco Menschen sieht, die "Bush-Cheney"-T-Shirts über der stolzgeschwellten Brust tragen - ein sicheres Zeichen dafür, dass Amerikas wohl liberalste Stadt im Zeichen der "Fleet Week" steht. Die fünftägige Feier dient der Marine dazu, sich mit Pomp und Paraden den Menschen am Golden Gate zu präsentieren, die allem Militärischen sonst eher skeptisch gegenüber stehen. Bei der letzten Präsidentschaftswahl holte George W. Bush in der kalifornischen Metropole 28 Prozent der Stimmen, John Kerry bekam 70 Prozent - in keiner anderen Großsstadt war der Abstand größer.
Da passt es, dass es einem Stadtrat in den Sinn kam, in diesem Jahr ausgerechnet die Stars der "Fleet Week" aus San Francisco verbannen zu wollen: Die Fliegerstaffel "Blue Angels" solle diesmal wegbleiben, forderte Chris Daly, weil die Gefahr eines Unfalls bei ihrer akrobatischen Show zu groß sei. Die sechs Piloten in ihren blau-goldenen F/A-18 Hornet Jets schießen oft so nah aneinander vorbei, dass Zuschauer ungläubig nach Luft schnappen, ehe sie in Ah- und Oh-Rufe ausbrechen. Seit Gründung der Staffel 1946 sind bei Unfällen 26 Piloten ums Leben gekommen - zuletzt starb ein "Blue Angel" im April bei einem Absturz in South Carolina.
Dennoch durften die Eliteflieger am Wochende über die Golden-Gate-Brücke donnern - Dalys Vorschlag fand keine Mehrheit. Ohne die blauen Engel wäre die "Fleet Week" in diesem Jahr auch etwas mau ausgefallen; denn die zweite große Attraktion der Veranstaltung, das "Red Bull Air Race", wanderte diesmal nach San Diego ab. Zehntausende von Zuschauern, die an San Franciscos Hafenpromenade pilgerten, bekamen stattdessen Luftakrobatik der Kunstflieger "Collaborators" zu sehen, konnten eine russische "Sukhol" bewundern und beim "Patriot Jet Demonstration Team" schon mal das Luftanhalten üben: Die vier Piloten in ihren Patriot L-39-Jets jagten ähnlich knapp aneinander vorbei wie kurz darauf ihre Kollegen der "Blue Angels".
Die A380 schaut vorbei
Am Freitag, dem Probetag, machte außerplanmäßig ein Gast aus Europa der "Fleet Week" seine Aufwartung: Vor den Augen seines verblüfften Publikums drehte der neue Airbus A380 einige Runden über dem Golden Gate, ehe er zu seiner nächsten Station auf einer PR-Tour weiterflog. Wer den Auftritt verpasste, wird auf die Rückkehr des Superjumbos eine Weile warten müssen - wenn Singapore Airlines am 28. Oktober die ersten Linienmaschinen in Betrieb nimmt, soll die A380 erstmal nur zwischen Syndney, Australien, und Singapur hin und herfliegen.
Die "Blue Angels" dagegen präsentierten ihre Show gleich dreimal, von Freitag bis Sonntag - punktgenau, präzise und, zum Glück, ganz ohne Zwischenfälle.