Erderwärmung Wolkenmaschine soll das Great-Barrier-Riff vor dem Klimawandel retten

Naoch ist die Turbine nur ein Proof-of-Concept. 
Naoch ist die Turbine nur ein Proof-of-Concept. 
©  Brendan Kelaher/SCU / PR
Mehr Wolken bedeuten weniger Sonnenstrahlen. In Australien wird daran gerabeitet, dem Great-Barrier-Riff durch Wolkenschiffe den benötigten Schatten zu verschaffen.

Wie kann man den Klimawandel aufhalten? Meistens lautet die Antwort, indem man den Verbrauch fossiler Brennstoff stoppt. Aber damit verlangsamt man den Temperaturanstieg und bremst ihn im besten Fall irgendwann ein, die Erwärmung der Erde wird damit nicht rückgängig gemacht. Zonen, in denen es bereits jetzt zu heiß wird, können so keine Hilfe erwarten.

In Australien bleichen die Korallen des Great-Barrier-Riffs aus und sterben ab. Australische Wissenschaftler arbeiten nun an einer Methode zur Rettung des Riffs, sie wollen die Korallenbänke durch künstliche Wolken vor allzu viel Sonneneinstrahlung schützen.

Künstliche Wolkenbildung gehört zu den Methoden des sogenannten Geo-Engineerings – also zu den Methoden, die durch technische Eingriffe das Klima der Welt verändern wollen. Hier gibt es ein breites Arsenal an Ideen, wie der Planet gekühlt werden könnten. Das beginnt beim Impfen der kalten Meere mit Mineralien, um dort das Algenwachstum zu fördern und bis zur Vision, die oberen Teile der Atmosphäre mit "Glitter"-Staub anzureichern, umso einen Teil der Sonnenstrahlen zurück ins All zurück zu reflektieren. Aus diesem Baukasten gehört auch die Idee, durch Wolkenschiffe die Bildung von Wolken zu verstärken, die dann wiederum reflektierend wirken sollen.

Regionale Schutzmassnahme

In Australien geht es aber nicht darum, den ganzen Planeten einzunebeln, sondern zielgerichtet das Sonnenlicht über dem Great-Barrier-Riff abzuschwächen. Dazu wurde eine alte Fähre umfunktioniert. An Bord hat man dann einen großen Ventilator installiert. Die Maschine saugt die warme Luft an, in einer Turbine wird Meerwasser von 320 Düsen in Nanotropfengröße in den Luftstrom gesprüht - so entsteht eine riesige Nebelmaschine.

In der Theorie ist die Methode seit Langem bekannt, in Australien wird nun erforscht, wie so ein System in der Praxis funktionieren kann. Daniel Harrison, Ozeanograf und Ingenieur an der Southern Cross University in Coffs Harbour, Australien, sagte zum Fachblatt "Nature": "Wir sind jetzt sehr zuversichtlich, dass wir die Partikel bis in die Wolken bringen können. Aber wir müssen noch herausfinden, wie die Wolken darauf reagieren werden." Tatsächlich deuten die Versuche darauf hin, dass die Technologie noch besser funktioniert, als es die Computermodelle vorher berechnet hatten.

Verhalten der Tröpfchen

Harrison ging es vor allem darum, in der Praxis zu beobachten wie sich die Töpfchen verhalten. Wären sie miteinander verschmolzen, wären sie schnell wieder abgeregnet. Tatsächlich schwebten sie aber über dem Wasser und begannen zu verdunsten und dann nach oben zu steigen. Denn der Aufstieg ist entscheidend, wenn sich Wolken bilden sollen, die längere Zeit am Himmel stehen. "Das hatten wir überhaupt nicht erwartet", sagt Harrison, "aber es stellte sich heraus, dass wir dieses Experiment inmitten einer aufsteigenden Luftmasse durchführten."

Es stieg viel mehr Tröpfchen in die Wolken, als die Wissenschaftler angenommen hatten. Doch um einen wirklichen Effekt zu erzielen, müsste ihre Nebelmaschine um den Faktor zehn größer werden, dann würde man die Wolken über dem Riff um etwa 30 Prozent aufhellen können. So könnte man die einfallende Sonnenstrahlung lokal um etwa 6,5 Prozent reduzieren. Allerdings wäre es nicht mit einer Station getan. Um das Great Barrier Reefs abzudecken, wären etwa 1000 Maschinen notwendig. Auch deren Energiebedarf müsste regenerativ gedeckt werden. Auf Dauer wäre es wenig sinnvoll, Diesel zu verfeuern, um das Klima zu retten.

Umstrittene Methoden

Geo-Engineering ist immer umstritten. Denn es ist kaum vorherzusehen, welchen Folgen die Eingriffe in Atmosphäre langfristig haben werden. Im Falle von "regionalen" Schutzmaßnahmen wie über dem Riff werden die Auswirkungen nicht dramatisch sein. Aber wenn viele Regionen in Meeresnähe Wolken produzieren würden, um die Kraft der Sonne zu mindern, wäre die Reflexion nur die erste Folge dieser Maßnahmen. Letztlich würde man damit massiv in den Wolken- und damit auch den Regenhaushalt des Planeten eingreifen. Harrison sagt daher, dass es bei dem Wolkenaufhellungsprojekt nur um eine lokale Anpassung geht und dass kein globales Geo-Engineering-Projekt sei. Außerdem sei es nur eine Teilmaßnahme in dem groß angelegten Versuch, das Riff zu retten.

Quelle: Nature

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