Jeden Freitag demonstrieren Schüler für eine bessere Klimapolitik. Aber immer noch ist Kohle für 38 Prozent der weltweiten Energieerzeugung verantwortlich. Im letzten Jahr sanken die Treibhausemissionen nicht, sie stiegen um 2,7 Prozent.
In einigen Ländern wird daher wieder mehr über den Ausbau von Kernenergie nachgedacht, um die Klimaziele zu erreichen. Allerdings nicht in Deutschland, dort sollen alle Anlagen bis 2022 stillgelegt werden. Die Stromlücke soll durch regenerative Energie wie Windkraft geschlossen werden und durch gasbetriebene Kraftwerke. Die erzeugen zwar weniger Emissionen als Kohlekraftwerke, aber doch wesentlich mehr als die Atomkraft. Darüber hinaus werden Gaskraftwerke den politisch umstrittenen Import von Gas aus Russland noch erhöhen.
Der Atomkraft setzt nicht nur die Ablehnung in der Bevölkerung zu, werden die realen Kosten zugrunde gelegt, wäre der Atomstrom teurer als der Gasstrom. In den USA wurden mehrere Kraftwerke auch ohne Atomprotest geschlossen, weil sie nicht mit dem billigen Gas konkurrieren können.
Neue Entwicklungen in der Technik
Große Hoffnung Fusionsenergie
Die große Hoffnung für unbegrenzte Energie ohne Klimaemissionen bleiben die Fusionsreaktoren, die in ihrem Inneren Prozesse nachbilden, wie die auch in der Sonne herrschen. Hier muss man den Plasmastrom im Reaktor mit seinen extrem hohen Temperaturen beherrschen. Die Vorteile des Fusionsreaktors sind bestechend. Das System ist schon im Konzept "sicher": Sollte es zu Störungen kommen, würde das Plasma nicht weiter komprimiert werden, die Fusion der Atome würde sofort stoppen. Die Anlage könnte zwar beschädigt werden, aber es gäbe keinen Atom-Gau. Außerdem würde kaum radioaktiver Abfall entstehen, ein weiterer Risikofaktor bei den bestehenden Atomkraftwerken. Das europäische Projekt ITER ist seit 2010 in Bau. Aber Verzögerung im Bau, Kostenexplosionen und politischer Widerstand setzten dem Projekt zu. Laut "MIT Technology Review" ist General Fusion aus Vancouver mit einem einfacheren Fusionssystem weiter. Dort hofft man, dass die Fusionsreaktoren in 10 bis 15 Jahren einsatzbereit sein könnten. TAE Technologies aus Kalifornien verspricht sogar, einen Fusionsreaktor innerhalb von fünf Jahren zur kommerziellen Reife bringen zu können.
Atomkraft für Autokraten
Die "MIT Technology Review" hält alle drei Reaktortypen der Zukunft für technisch möglich, ist aber skeptisch, ob diese Technik in den Staaten des Westens realisiert wird. Ein Faktor ist die ablehnende Haltung der Bevölkerung - sprich der Wähler. Durch Katastrophen wie in Fukushima hat die Atomkraft ihre Glaubwürdigkeit verspielt. Es ist keinesfalls sicher, dass Anwohner und Bevölkerung den Versprechen glauben wird, die Reaktoren der Zukunft seien sicher vor den Fehlern der Vergangenheit. Hinzu kommt ein zweites, weniger bekanntes Argument: Die extrem hohen Anlaufkosten von Atomkraftwerken können Unternehmen der Privatwirtschaft heute nicht mehr aufbringen, da die Zeit ihrer monopolartigen Stellung in der Stromversorgung vorbei sind.
Beide Faktoren spielen in autokratischen Systemen nicht so eine große Rolle wie im Westen. Daher wurden neue Reaktortypen bislang auch nur in Russland und China zugelassen. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass neue Entwicklungen in der Kernkraft auch in diesen Ländern stattfinden werden.
Lesen Sie auch
- Wie neue Atomkraftwerke den Klimawandel stoppen wollen
- Heißer als die Sonne - China-Reaktor erreicht Durchbruch in der Kernfusion
- So kann man die Energie von 2000 Atomkraftwerken aus Flusswasser gewinnen
- Haben Schweizer das größte Problem sauberer Energie gelöst?
- Künstliche Algenbäume sollen 100-mal mehr Sauerstoff als ein echter Baum produzieren