Instagram, Facebook, Google News, die AppStores von Apple und Google – die Tech-Dienstleistungen, die Russland in den letzten Tagen gesperrt hat, sind kaum noch zu zählen. Nur ein Messenger ist bislang nicht darunter: Telegram. Und das, obwohl Telegram den Ruf hat, am wenigsten auf staatliche Kontrolle zu achten und grundsätzlich fast alles zuzulassen, was Menschen schreiben wollen.
Zwar sperrt Telegram wegen Pornos und Drogen ab und zu Kanäle, ansonsten bleiben allerlei Meinungen aber unangetastet stehen – selbst dann, wenn sie gegen regionale Gesetze verstoßen. Für einen autoritären Staat wie Russland eigentlich ein rotes Tuch – aber Telegram kommt bislang trotzdem ohne Sperren durch die Sanktionen der russischen Seite. Wie kommt es?
Die Mega-Jachten der Tech-Milliardäre: So luxuriös schippern Jeff Bezos, Bill Gates und Co. über die Weltmeere

Geschätzter Preis: 235 Millionen Euro
Länge: 126 Meter
Baujahr und Werft: 2003, Lürssen (Deutschland)
Eigner: Die Octopus war bei ihrem Bau eine der weltgrößten Jachten und gehörte dem verstorbenen Microsoft-Mitgründer Paul Allen. 2021 wurde sie verkauft, der aktuelle Eigentümer ist Roger Samuelsson, Profisegler und Inhaber des Konzerns SHL Medical.
Russland versuchte bereits, Telegram zu sperren – und scheiterte krachend
Um diese Ausnahmeregelung zu verstehen, muss man einige Jahre zurückgehen: Die russischen Bemühungen um Deutungshoheit und Einschränkungen von Presse- und Meinungsfreiheit existieren nicht erst seit dem Überfall auf die Ukraine. Telegram selbst entstand angeblich, weil sich Gründer Pavel Durov mit dem russischen Staat angelegt hatte. Bei seinem vorherigen Unternehmen vKontakte sollte er Daten von ukrainischen Euromaidan-Anhängern an Russland ausliefern – und weigerte sich. Anschließend verlor er die Position als CEO bei vKontakte und gründete Telegram.
Für Russland war nun Telegram selbst ein Problem: Auf der Plattform konnte jeder sagen, was er wollte – für den russischen Staat ein großes Problem. 2018 startete die Zensurbehörde Roskomnadzor daher den Versuch, Telegram zu verbannen – und scheiterte kläglich. Roskomnadzor versuchte nämlich, bestimmte IP-Adressen von Servern auszuschalten, die von Telegram benutzt wurden. Telegram fand allerdings eine Lösung dafür: Über eine Technik namens Domain Fronting gelang es Telegram, über Services von Google und Amazon die eigentlichen Server-Adressen zu verstecken und Roskomnadzor in die Irre zu führen.
Telegram-Sperre führte zu Blockaden von Twitter, Facebook und Kreml-Seiten
Roskomnadzor versuchte nun, insgesamt 15 Millionen IP-Adressen zu sperren, die zu Telegram führen könnten. Tatsächlich trafen die obersten russischen Zensoren aber nur andere Dienstleister, die ebenfalls Google und Amazon nutzten. Unabhängige russische Medien berichteten, dass Roskomnadzor so aus Versehen Twitter, Facebook und die russischen Netzwerke vKontakte und Yandex gesperrt habe. Sogar der Kreml selbst war davon betroffen, Mitarbeiter:innen mussten zeitweise auf ICQ zurückgreifen.
Roskomnadzor versuchte auch danach noch jahrelang weiter, Telegram zu sperren, gab aber schließlich 2020 auf – offiziell, weil es eine Einigung mit Telegram gegeben habe. Russische Medien berichteten aber, dass die Zensurbehörde schlussendlich einfach kapituliert haben soll – nicht zuletzt, weil selbst Kreml-Offizielle auf die App wert legten und selbst über Telegram-Channels die Öffentlichkeit informierten. Auch Telegram selbst berichtet, dass es keine Einigung gegeben habe.