Seit langem ist bekannt, dass Männer und Frauen beim Sex mit dem Partner auch mal an jemand anders denken. Ob an Rock- oder Hollywoodstars oder an Supermodels. Ein simuliertes Abenteuer ohne Risiko.
Eine Umfrage des britischen Boulevard-Blattes "Daily Mail" unter über tausend Briten, brachte nun eine andere Sichtweise zu Tage als nur romantischen Eskapismus. Tatsächlich ist der "Lover im Kopf" eine pragmatische Methode, die Ehe auch nach längerer Zeit noch am Laufen zu halten. Eine ganze Reihe von Frauen gab zu, ihren Hubby daheim nicht sonderlich anziehend zu finden.
Kein Grund zur Trennung
Karen Jones, 55, sagt: "Ich finde ihn sexuell nicht mehr attraktiv. Wir verstehen uns wirklich gut, aber ich mag ihn körperlich einfach nicht – und das schon seit zehn Jahren nicht mehr." Ohne einen jungen, attraktiven Mann im Kopfkino hätte sie überhaupt keinen Sex mit ihrem Mann. Für Karen ist das kein Beinbruch: "Was soll ich machen? Mich von dem Mann scheiden lassen, mit dem ich zwei Kinder großgezogen habe, mit dem ich den größten Teil meines Lebens verbracht habe und der im Laufe der Jahre mein bester Freund geworden ist – alles nur, weil ich keine Lust mehr auf ihn habe?"
Einfach gehen, weil sie keine Lust auf Sex hat? Für Karen macht das keinen Sinn. "Den Partner nicht mehr attraktiv zu finden, das ist kein guter Scheidungsgrund."
Sex rangiert unter "ferner liefen"
Tatsächlich teilten 78 Prozent der Befragten ihre Ansicht. Sie gaben alle an, dass sie ihre Ehe nicht beenden würden, nur weil der sexuelle Appetit nachgelassen hat. Nun kann man denken, dass die 55-jährige Karen älter und schon lange mit ihrem Mann zusammen ist. Doch das Alter ist nicht der Grund. 67 Prozent der 25- bis 34-Jährigen teilen diese Ansicht. Und selbst bei den ganzen Jungen (18 bis 24 Jahre) stimmten noch 38 Prozent zu.
Ebenfalls erstaunlich, dass die Zustimmung unter den Männern mit 84 Prozent noch größer ist als bei den Frauen - 73 Prozent. Überhaupt sehen die Befragten Sex nicht als Fundament einer Ehe an. Nur 7 Prozent aller Männer glauben, dass toller Sex das Wichtigste in der Ehe ist. 54 Prozent gaben stattdessen Respekt an. Die "Daily Mail" stellt verblüfft fest: "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Sex für Paare nicht so wichtig ist, wie die Gesellschaft uns glauben machen möchte – und dass in unserer vermeintlich pornobesessenen Zeit vor allem altmodische Prinzipien des Respekts und der Empathie bestehen bleiben." Allerdings sagt fast ein Drittel der Befragten, dass die Ehe nicht mehr relevant sei. Auch bei Singles besteht wenig Hoffnung. 44 Prozent von denjenigen, die noch nie verheiratet waren, sagen, dass die Ehe einfach nicht für sie gemacht sei.
Kein Appetit auf alte Männer
Auch bei Karen Jones ist die Lust vergangen. Nach 30 Jahren Ehe findet sie das normal. "Man muss nicht den Drang verspüren, jemandem die Kleider vom Leib zu reißen, um sein Leben mit ihm zu teilen." Dabei war Sex in ihrem Leben sehr wichtig. Sie sagt, sie fand ihren Mann immer "unglaublich attraktiv" und habe sich auch von Karriere, Haushalt und den Kindern nicht von einem erfüllten Sexleben abhalten lassen. Doch dann wurde ihr Mann älter. "Er hat Muskeln verloren und an Gewicht zugenommen." Da war er weg, der sexuelle Funke.
Ältere Männer hätten sie nie angemacht, sagt Karen Jones. Und das habe sich nicht geändert, als sie selbst älter wurde. Mit sich geht Karen Jones kritisch ins Gericht. Sie habe keinen Yogakörper mehr, erklärt sie, und kümmere sich auch nicht um ihr Aussehen. Also geht sie davon aus, dass auch ihr Mann dem Sexleben mit etwas Fantasie auf die Sprünge hilft. "Wahrscheinlich verwandelt er mich in seinem Kopf in seine eigene Fantasiefrau, wenn wir Sex haben. Für mich ist das in Ordnung."
Nicht mit einer echten Affäre zu vergleichen
Samantha Bochenek ist mit ihren 27 Jahren deutlich jünger und hat diese Probleme nicht. "Mein Mann geht ins Fitnessstudio, hat breite Schultern und einen muskulösen Körper. Ich finde ihn sehr attraktiv." Sollte das einmal nachlassen, wäre das für sie kein Grund zur Scheidung. Sollte man deswegen seinen Partner verlassen, besteht die große Wahrscheinlichkeit, dieses Problem auch beim nächsten Mann zu erleben, meint Samantha. Natürlich hofft sie, dass ihr Mann sie weiterhin attraktiv findet. Doch würde diese Anziehungskraft nachlassen, solle es ihr Mann nicht sagen, sondern den "Schein einfach aufrechterhalten". Eine Fantasiefrau ist etwas anderes als eine echte Affäre, dann würde sie sich scheiden lassen. "Das wäre für mich der ultimative Verrat."
Die Namen wurden für den Bericht geändert.
Quelle: Daily Mail