Wie Frauen, die kleinere Kinder haben, mit ihrem Beruf umgehen, ist immer kontrovers. Arbeiten sie nach ein, zwei oder drei Jahren wieder Vollzeit, gelten sie als Rabenmütter. Arbeiten sie Teilzeit, wird ihnen gesagt, sie bräuchten sich über ausbleibende Beförderungen nicht wundern. Wollen sie ganz zuhause bleiben und sich um Haushalt und Familie kümmern, gilt das als konservativ und rückständig. Und ein Mann aus Australien hatte für Mütter, die sich ein Hausfrauendasein wünschen, noch ganz andere Bezeichnungen übrig.
Die Facebookseite "Stay At Home Mom" richtet sich an australische Hausfrauen, und Mütter, die aktuell mit ihren Kindern zuhause sind. Eigentlich soll es hier einen netten, hilfreichen Austausch unter den Frauen geben. Nun aber postete die Seitenbetreiberin eine Nachricht, die ein Mann ihr geschickt hatte. Der Absender ist nur als "Jonathan" bekannt. Er schreibt, dass er eine schlechte Meinung von Hausfrauen habe, da diese "Männer ausnutzen" würden.
Hausfrauen-Seite bekommt "Leserbrief"
"Eure Seite ermutigt Frauen bloß, nicht arbeiten zu gehen und sich ganz auf den Mann zu verlassen", kritisiert der unbekannte Mann. "Aber ein Feminist bin ich nicht. Ich finde nur, dass Frauen nicht so faul sein sollten. Männer kümmern sich um die Kinder und machen trotzdem einen Vollzeitjob. Warum sollten Frauen nicht ihren Teil der Arbeit übernehmen?" Und das ist noch nicht alles. "Jonathan" findet außerdem: "Mit einem Mann zusammenzusein, der hart arbeiten geht und dir all sein Geld gibt, damit du mit den Kindern zuhause bleiben kannst, ist kein Beruf, und es ist nicht okay. Jemanden auszunutzen und wie eine Bank zu behandeln ist nicht okay."
Die Betreiberin der Hausfrauen-Seite teilte einen Screenshot der Nachricht mit den mehr als 500.000 Followern. "Wir bekommen nicht viele so unterhaltsame Nachrichten, aber diese fanden wir so amüsant, dass wir sie teilen müsssen", schrieb sie dazu. Sicher nicht die Reaktion, auf die "Jonathan" eigentlich gehofft hatte. Auch die schnell in Massen folgenden Kommentare unter dem Post sollte der kritische Mann besser nicht lesen, denn sie bringen seine Argumente ordentlich ins Wanken.
Sind Hausfrauen faul und nur auf Geld aus?
"Jonathan hat offensichtlich keine Ahnung, was Kinderbetreuung kostet", schreibt etwa eine Mutter auf Facebook. "Ich habe fünf Kinder, inzwischen sind drei davon in der Schule. Wir hatten damals durchgerechnet, was die Betreuung kosten würde, wenn ich zurück in den Job gehe. Mein Gehalt wäre fast komplett für die Gebühren draufgegangen – das war die Mühe nicht wert. Werd' erwachsen, Jonathan!"
Eine andere Frau schreibt: "Hausfrau ist sehr wohl ein Job, einer ohne Bezahlung, ohne Urlaub, und du kannst nicht einfach nach acht Stunden Feierabend machen. Sperrt ihn mal einen Tag lang mit meinen Kindern ein, dann wird er seine Ansichten ändern!" Und eine weitere Nutzerin findet: "Mein Mann hat gearbeitet, ich blieb zuhause und habe mich um seine Familie gekümmert, damit er sich ganz auf die Karriere konzentrieren kann. Eine Ehe ist Zusammenarbeit, keine Geschäftsbeziehung."
Faire Arbeitsteilung ist sehr selten – leider
Und auch, wenn viele Frauen die 50/50-Arbeitsteilung, die "Jonathan" vorschlägt, für eine tolle Idee halten, glauben sie nicht, dass das realistisch ist – und auch nicht, dass der Schreiber der Nachricht wirklich weiß, wieviel Arbeit in Sachen Haushalt und Erziehung Frauen wirklich tagtäglich erledigen. "Was fast immer passiert ist, dass eine Frau einen Vollzeitjob hat und nach Feierabend trotzdem noch einen Großteil der Hausarbeit erledigen muss", schreibt jemand.
In einem weiteren Kommentar heißt es: "Leider übernehmen die meisten Männer eben nicht die Hälfte der Hausarbeit. Frauen arbeiten 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, und haben nie wirklich Pause. Falls er (Jonathan) verheiratet ist, tut es mir leid für die Frau, dass sie so einen herzlosen Ehemann hat."
Glücklicherweise kann heutzutage jedes Paar, jede Frau, selbst entscheiden, wie sie Kinder, Haushalt und Beruf jonglieren wollen. Leicht ist das jedoch nie. Und offenbar kann man es kaum richtig machen ...
Quellen: Facebook, "News.com.au"