"Hakuna Matata!", begrüßt mich der Mann mit dem kakaobraunen Teint und dem Holzspeer. Ich habe soeben ins "Kajibange Bar & Restaurant" in Nungwi eingecheckt. Ein hippiesques Beachhostel im Norden von Sansibar. Meine Mission lautet: zwei Wochen lang hart chillen. Aber das ist hier gar nicht so einfach – als "Mzungu". Das ist Swahili und bedeutet frei übersetzt "reicher weißer Reisender". So wird man hier als Touri von allen Seiten unter Zusatz der Begrüßungsformel "Jambo!" gerufen. Dann weiß man eigentlich schon: Gleich wird jemand versuchen, einem etwas mal mehr mal weniger Nützliches anzudrehen. Schwimmen mit Delfinen. Geschnitzte Giraffen. Gras. Gegrillte Gambas. Eine Liebesbeziehung. Vor allem die Massai haben es faustdick hinter den dekorierten Ohren.
Stolze Krieger auf der Jagd
Massai - kennen Sie, oder? Das sind Afrikas wohl berühmteste Stammeskrieger, die man unschwer an ihrer stolzen, aufrechten Haltung, ihren feinen Gesichtszügen, den kunstvoll geflochtenen und zu Zöpfchen drapierten Haaren sowie ihrer rot-karierten Umhängen, einem Speer (!) und dem charakteristischen, selbstgemachte Perlenschmuck an Waden, Armen und Hals erkennt. Einfach schöne Menschen, die nicht umsonst zahlreiche Malereien und Souvenirs zieren. Aber: Das wissen diese eitlen Schlingel eben auch selbst. Massai sind wahre Meister in Sachen Selbstvermarktung. Sansibars Strände sind IHR Catwalk! Dort sonnen sie sich in den interessierten, bewundernden Blicke der (weiblichen) Touristen und machen sich ein besonderes Vergnügen daraus, ihnen zuzuzwinkern, sie anzulächeln oder (ungefragt) beim Strandspaziergang - egal, ob mit oder ohne Begleitung - zu begleiten und mit ihnen zu plaudern.
Tja, und was soll ich sagen? Kaum eine "Mzungu" kann sich dem Charme dieser fleischgewordenen Postkartenmotive entziehen, deren fröhliches, lebensbejahendes Motto zu lauten scheint: "I am sexy and I know it!"

Anders als die Deutschen

Henriette Hell: Love from Hell
Henriette Hell wurde 1985 geboren und arbeitet als Journalistin/Autorin in Hamburg und unterwegs auf ihren Reisen rund um den Globus. Ihr Buch "Achtung, ich komme! In 80 Orgasmen um die Welt" ist 2015 erschienen und wurde prompt zum Bestseller. 2017 folgte "Erst kommen, dann gehen – Die Sexbibel fürs 21. Jahrhundert". Henriette schreibt gerne, ehrlich und lässig über Sex, weil sie findet, dass das viel zu wenig Leute tun.
Das ist es übrigens auch, was die Massai von vielen deutschen Männern unterscheidet: Sie strahlen eine beneidenswerte Leichtigkeit aus, sind ungemein aufgeschlossen und fröhlich, sie lächeln gerne und haben Spaß daran mit Frauen zu flirten. Manchmal (das muss man fairerweise sagen), um ihnen selbstgebastelten Souvenirs anzudrehen. Manchmal, weil sie es auf eine kleine (oder größere) Romanze ankommen lassen wollen. Manchmal einfach nur so, aus Spaß. Doch Obacht, denn nicht alle Massai sind echt. Kein Witz! Mittlerweile sind die Stammeskrieger in den roten Gewändern SO beliebt bei den ausländischen Ladies*, dass immer mehr ganz normale Tansanier oder Sansibaren den Style der ostafrikanischen It-Boys tolldreist kopieren, um etwas von ihrem "Fame" und Schlag bei weiblichen Mzungu abzugreifen.
Original und Fälschung
Das geschulte Auge erkennt solche "Fälschungen" zum Glück recht einfach an albernen Sonnenbrillen statt aufwändig drapierten Flechtfrisuren und purer Aufdringlichkeit statt Charisma und Eleganz.
Die Fortsetzung von "Die weisse Massai" ist dennoch nicht von mir zu erwarten. Rot ist einfach nicht meine Farbe.
*Und das, obwohl die himmelweiten kulturellen Unterschiede in Sachen Sex schon in vielen Büchern ("Die weisse Massai") und Filmen ("Paradies: Liebe") anschaulich beschrieben wurden. Stichwort: Vorspiel.