Frühjahr 2020. Das Coronavirus breitet sich in Deutschland aus, die Restaurants sind dicht. Wie lange, weiß keiner. Für die Gastronomen beginnt eine Zeit voller Unsicherheiten. Sven Steffensmeier, der Produzent der Kochshow Kitchen Impossible, tauschte sich in der Anfangszeit der Pandemie mit vielen Küchenchefs aus. Schnell wird klar: Der Kampf gegen das Virus wird für die Gastronomen zu einem um die eigene Existenz. Und: Was hier passiert, muss für die Nachwelt festgehalten werden.
Also übernahmen Tim Mälzer, Haya Molcho, Viktoria Fuchs, Max Strohe, Max Stiegl, The Duc Ngo und Alexander Wulf stellvertretend für eine ganze Branche die Chronistenaufgabe und griffen für "Kitchen Impossible 2020 – Die Tagebücher der Küchenchef" zum Handy, um den Wahnsinn dieser Monate zu dokumentieren.
Kein Jammer-Fernsehen
Da sieht man einen Alexander Wulf, der von Aufnahme zu Aufnahme dunklere Augenringe bekommt, in der leeren Restaurantküche steht, davon spricht, dass der Bierkonsum zunehme. Man sieht einen Max Strohe, der sich mit wirren Haaren und müdem Blick darüber Gedanken macht, wie es gehen soll, ein guter Chef und gleichzeitig ein guter Unternehmer zu sein. Und wie weit er mit eigenen Mitteln gegensteuern kann, bevor er selbst in finanzielle Schieflage gerät.
Jammer-Fernsehen ist das nicht. Im Gegenteil. Emotional, ja. Weinerlich, nein. Denn die Küchenchefs setzen sich nicht aufs Sofa, blasen Trübsal. Sie werden kreativ. Generieren aus dem Nichts immer und immer wieder neue Ideen. Manche Ideen, wie die Initiative "Kochen für Helden" werden zum Vorbild fürs ganze Land. Sie entwickeln Kochboxen, bieten Take Away an. Sie kochen mit ihren Kunden per Live-Videoschalte. Sind in einem Moment euphorisch, im nächsten müssen sie schon wieder alles über den Haufen werfen.
Eine Idee geht durch die Decke, eine andere fällt eher in die Kategorie Wahnsinn. Sie vakuumieren bis zum Gehtnichtmehr – und vor allem erfinden sie sich und ihr Daily Business immer und immer wieder neu. Lassen sich dabei auch von Strafzahlungen nicht unterkriegen. "Was bleibt, ist", so Produzent Steffensmeier im Gespräch mit dem stern, "in dieser Zeit ist auch sehr viel Positives entstanden. Die Kreativität, die zum Teil zukunftsweisenden Konzepte und Strategien, die entwickelt wurden, sind das wirklich Spannende.“
Würden Sie diese Zutaten herausschmecken?

Kitchen Impossible neu gedacht
Aus 80 Stunden Rohmaterial entstand so etwas, das Steffensmeier als "ein zeitgeschichtliches Dokument" bezeichnet. Eines, das einer gewissen Schwere zwar nicht entbehrt, aber nicht nur depressiv, sondern auch leicht und unterhaltsam sei. Die Videoschnipsel bieten einen Blick hinter die Kulissen, fangen dieses Leben am Limit ein – zwischen Schockstarre und Aktionismus, Verzweiflung und Höhenflügen. Ganz im Stile von Kitchen Impossible sitzen die Küchenchefs nach diesen turbulenten Monaten zusammen am Tisch, trinken Wein, plaudern. Gastgeber Tim Mälzer moderiert, ordnet ein, sorgt für den roten Faden. Gemeinsam wagen sie auch einen Blick in die Zukunft – denn die Pandemie ist noch nicht vorbei. Wie geht's mit der Gastronomie weiter? Wird alles wieder so, wie es früher war?
"Es wird gemeinsam rekapituliert, gelacht. Sie nehmen sich gegenseitig aufs Korn und feiern die mitunter verrückten Ideen, die in der Zeit aufkamen", sagt Steffensmeier. "Die Dokumentation besitzt eine solche Einzigartigkeit. Das ist unglaublich intimes und privates Material. Man muss sie sich einfach angucken, weil man sonst etwas verpasst.“
"Kitchen Impossible 2020 – Die Tagebücher der Küchenchefs" läuft am 11. September um 20.15 Uhr bei VOX und auf TVNow.