In Deutschland gibt es wohl kaum jemanden, der Döner Kebab noch nicht gegessen hat. Leider gilt Döner aber nach wie vor als billiges Fast Food. Billig nicht wegen des Preises, sondern wegen der Zutaten. Aber es geht natürlich auch anders, mit hochwertigem Fleisch, kräftigen Gewürzen und hausgemachtem Brot und Saucen.
Kavita Meelu, mittlerweile Berlinerin mit britisch-indischen Wurzeln, möchte den Döner Kebab rehabilitieren – und verschiedene Kulturen mithilfe von Essen aus aller Welt zusammenbringen. Kavita ist in der Berliner Food-Szene eine alte Bekannte: Sie hat 2013 den ersten "Streetfood Thursday" in der Markthalle 9 ins Leben gerufen, sie organisiert "Burgers & Hip Hop" und den "Barmarket" ("Streetfood Thursday" für Drink-Nerds) und viele weitere Food-Projekte. Ihr Ziel ist es, eine Food-Revolution in Deutschland zu starten. Und zumindest in Berlin ist es ihr das bereits gelungen: Die Leute sind heiß auf gutes Essen.
Vorgeschmack auf Immigranten-Markt
Kavita Meelus neuester Coup ist "Kebabistan" – eine Art Vorgeschmack auf einen Immigranten-Markt: "Die Food-Szene in Berlin ist international und vieles, was wir heute gerne essen, wurde vor über 50 Jahren von Immigranten in die Stadt gebracht. Warum sollte man also nicht die alteingesessenen Food-Traditionen mit der neuen Foodie-Community verknüpfen?"
Döner Kebab ist Fast Food und hat sich seit den 1970er Jahren kaum weiterentwickelt. Außer vielleicht, dass die Qualität verloren gegangen ist. Das liegt unter anderem auch daran, dass es in Deutschland keinen einzigen Halal-Fleischer gibt, der Biofleisch anbietet. "Unsere Generation möchte aber wieder Qualität, auch beim Döner Kebab. Genau aus diesem Grund ist es spannend, was die heutige Generation unter Döner Kebab eigentlich versteht und daraus ist auch das Event 'Kebabistan' entstanden, das in Berlin nun regelmäßig stattfinden soll", sagt die Gründerin.
"Kebabistan" soll übrigens nur ein Puzzleteil von etwas Größerem sein: Souk Berlin – eine Art Immigranten-Markt, der all die Food-Kulturen Berlins vereinen und die Neuankömmlinge begrüßen soll. Der Markt soll in ein paar Jahren an einem festen Standort eröffnen und eine Art Plattform für Kulturen, Essen und Austausch werden. Wo dieser Markt in Berlin sein wird, ist noch nicht klar. In der Zwischenzeit gibt es Events wie "Kebabistan" oder "United Street Food", ein Festival der Kulturen von Flüchtlingen und Neuankömmlingen, die später natürlich in Souk Berlin integriert werden sollen. Finanziert werden die Events bis jetzt hauptsächlich noch mit privatem Geld, das soll sich aber zukünftig ändern.
Vorurteile gegenüber Döner Kebab und anderen Kulturen abbauen
Mit dem Event möchten die Veranstalter aber auch noch etwas anderem vorbeugen: Vorurteilen. Und auch, wenn es eventuell albern klingt, sie möchten Vorurteile gegenüber Döner Kebab abbauen: "Döner enthält immer Billig-Fleisch und um authentisch zu sein, muss es so schmecken wie im Ausland. Das nehmen viele an, stimmt aber nicht. Wir haben Döner-Verkäufer, die zwar ausländische Wurzeln haben, aber in Deutschland aufgewachsen sind. Deshalb unterscheidet sich ihr Gericht bestimmt auch von einem alteingesessenen Döner-Verkäufer", sagt Kavita Meelu.
Das Event soll die Döner-Verkäufer dazu inspirieren, ihr Gericht so zu interpretieren, wie sie es gerne hätten – ohne an Konventionen festhalten zu müssen. Auf dem ersten "Kebabistan" gab es deshalb auch die unterschiedlichsten Döner Kebabs zu kaufen: traditionelle von Adana Grillhaus, die mittlerweile eine Institution in Kreuzberg sind, aber auch Fusion-Döner mit italienischen, vietnamesischen und thailändische Einflüssen. Beim Streetfood-Stand "Khwan" kann man beispielsweise die Thai-Version des Döner Kebabs mit Hühnchen, Papaya-Salat, Granatapfelkernen und Koriander kaufen.
Events wie diese sind vor allem heutzutage wichtig, findet Kavita Meelu, in einer Zeit, in der Vorurteile gegenüber Menschen aus anderen Ländern und Kulturen schneller wachsen als je zuvor: "Es ist schrecklich was in der Welt passiert, aber genau deshalb ist es wichtig, die verschiedenen Kulturen zu nähren, sie als etwas Positives anzusehen, sie zu feiern – auch mit gutem Essen, denn Essen verbindet. Außerdem sind es diese Kulturen, die uns zu der internationalen Gesellschaft machen, die wir heute sind."