
"Die Kinder sind ruhiger, widersprechen fast nie"
Ksenia Vedutina, 40, Realschullehrerin, unterrichtet unter anderem Vorbereitungsklassen
"Ich unterrichte viele Klassen, aber die Vorbereitungsklassen sind besonders. Hier kommen Kinder stundenweise zusammen, um Deutsch zu lernen. Sie haben oft weniger Selbstbewusstsein als die einheimischen Kinder. Zugleich sind sie ruhiger, widersprechen fast nie. Im Gegenteil: Sie saugen alles auf, sie sind sehr dankbar. Ich finde allerdings, Kinder, die dankbar sind, wirken so erwachsen. Da merkt man, dass ihnen etwas fehlt. Ihre gewohnte Umgebung und Orientierung. Die meisten sind entwurzelt – kein Kind will auswandern. Traumata erkennt man bei manchen daran, dass sie nichts sagen. Aber das Erlebte muss raus, etwa durch Malen, Sprache ist nicht alles. Einige der Kinder bräuchten psychologische Unterstützung. Auch der Kontakt zu den Eltern ist schwierig. Die trauen sich oft nicht, Hilfe anzunehmen, weil sie die Sprache und das Schulsystem nicht verstehen. Daran muss noch mehr gearbeitet werden. Aber die Debatte, ob das Boot voll sei, möchte ich nicht auf diese kleinen Menschen anwenden. Man gibt doch, was man kann."
"Ich unterrichte viele Klassen, aber die Vorbereitungsklassen sind besonders. Hier kommen Kinder stundenweise zusammen, um Deutsch zu lernen. Sie haben oft weniger Selbstbewusstsein als die einheimischen Kinder. Zugleich sind sie ruhiger, widersprechen fast nie. Im Gegenteil: Sie saugen alles auf, sie sind sehr dankbar. Ich finde allerdings, Kinder, die dankbar sind, wirken so erwachsen. Da merkt man, dass ihnen etwas fehlt. Ihre gewohnte Umgebung und Orientierung. Die meisten sind entwurzelt – kein Kind will auswandern. Traumata erkennt man bei manchen daran, dass sie nichts sagen. Aber das Erlebte muss raus, etwa durch Malen, Sprache ist nicht alles. Einige der Kinder bräuchten psychologische Unterstützung. Auch der Kontakt zu den Eltern ist schwierig. Die trauen sich oft nicht, Hilfe anzunehmen, weil sie die Sprache und das Schulsystem nicht verstehen. Daran muss noch mehr gearbeitet werden. Aber die Debatte, ob das Boot voll sei, möchte ich nicht auf diese kleinen Menschen anwenden. Man gibt doch, was man kann."
© Jeannette Petri