
„Keiner weiß, wie viele morgen vor unserer Tür stehen“
Marion Dammann, 63, Landrätin, schrieb Brandbriefe
Im Sommer schrieb ich mit Oberbürgermeistern und Landräten aus Südbaden einen Brief an das Land, um auf unsere zugespitzte Lage aufmerksam zu machen. Im September verfasste ich einen weiteren Brandbrief an die Kommunen, denn die Situation wurde immer herausfordernder. Wir besitzen als Landkreis keine eigenen Flächen und haben kaum noch Puffer.
Wir haben dieses Jahr etwa 2000 Geflüchtete aufgenommen, Einzelreisende und Familien, und wegen unserer Grenznähe ebenso viele unbegleitete Minderjährige. Gerade bei Letzteren weiß keiner, wie viele morgen vor unserer Tür stehen. Wir mussten deshalb vorsorglich Zelte für unbegleitete Kinder und Jugendliche aufstellen, doch spätestens bei Minusgraden braucht es feste Unterkünfte. Schnelle Lösungen sind gefragt. Aber wir brauchen für unsere Planungen einen zeitlichen Vorlauf. Für Wohncontainer beispielsweise ist eine Baugenehmigung nötig, die kostet Zeit. Wir versuchen, möglichst keine Hallen in Anspruch zu nehmen, die Schulen und Vereine nutzen. Es wird immer schwerer, noch etwas zu finden, ohne in das soziale Leben der Gemeinden einzugreifen. Leerstehende Gebäude zu beschlagnahmen, wäre die Ultima Ratio. Wann geht nichts mehr? Ich kann keine absolute Zahl und kein Datum nennen, aber wir laufen auf den Zeitpunkt zu, wo wir keinerlei Flächen zur Unterbringung mehr haben.
Die Lösung kann deshalb nicht allein auf der Ebene der Landkreise und Kommunen liegen. Besser wäre beispielsweise eine zentrale Einrichtung des Landes, die unbegleitete Minderjährige auf Landkreise und Gemeinden verteilt und weitere Maßnahmen, um die übrigen Flüchtlingszugänge zu steuern.
Vor dem Bau jeder Unterkunft veranstalten wir einen Informationsabend. Ich mache das gern, weil ich dann die Sorgen der Menschen besser verstehe und sich manche Vorbehalte gleich entschärfen lassen.
Natürlich bin auch ich manchmal wütend oder verzweifelt. In der Sache kommt man mit Emotionen aber nicht weiter. Mir hilft mein Glaube, der Glaube an das Gute im Menschen. Es wird mir viel abverlangt, aber ich empfange auch viel, das motiviert mich.
Im Sommer schrieb ich mit Oberbürgermeistern und Landräten aus Südbaden einen Brief an das Land, um auf unsere zugespitzte Lage aufmerksam zu machen. Im September verfasste ich einen weiteren Brandbrief an die Kommunen, denn die Situation wurde immer herausfordernder. Wir besitzen als Landkreis keine eigenen Flächen und haben kaum noch Puffer.
Wir haben dieses Jahr etwa 2000 Geflüchtete aufgenommen, Einzelreisende und Familien, und wegen unserer Grenznähe ebenso viele unbegleitete Minderjährige. Gerade bei Letzteren weiß keiner, wie viele morgen vor unserer Tür stehen. Wir mussten deshalb vorsorglich Zelte für unbegleitete Kinder und Jugendliche aufstellen, doch spätestens bei Minusgraden braucht es feste Unterkünfte. Schnelle Lösungen sind gefragt. Aber wir brauchen für unsere Planungen einen zeitlichen Vorlauf. Für Wohncontainer beispielsweise ist eine Baugenehmigung nötig, die kostet Zeit. Wir versuchen, möglichst keine Hallen in Anspruch zu nehmen, die Schulen und Vereine nutzen. Es wird immer schwerer, noch etwas zu finden, ohne in das soziale Leben der Gemeinden einzugreifen. Leerstehende Gebäude zu beschlagnahmen, wäre die Ultima Ratio. Wann geht nichts mehr? Ich kann keine absolute Zahl und kein Datum nennen, aber wir laufen auf den Zeitpunkt zu, wo wir keinerlei Flächen zur Unterbringung mehr haben.
Die Lösung kann deshalb nicht allein auf der Ebene der Landkreise und Kommunen liegen. Besser wäre beispielsweise eine zentrale Einrichtung des Landes, die unbegleitete Minderjährige auf Landkreise und Gemeinden verteilt und weitere Maßnahmen, um die übrigen Flüchtlingszugänge zu steuern.
Vor dem Bau jeder Unterkunft veranstalten wir einen Informationsabend. Ich mache das gern, weil ich dann die Sorgen der Menschen besser verstehe und sich manche Vorbehalte gleich entschärfen lassen.
Natürlich bin auch ich manchmal wütend oder verzweifelt. In der Sache kommt man mit Emotionen aber nicht weiter. Mir hilft mein Glaube, der Glaube an das Gute im Menschen. Es wird mir viel abverlangt, aber ich empfange auch viel, das motiviert mich.
© Jeannette Petri