
"Wir kämpfen mit Müdigkeit“
Christine Ableidinger-Günther, 69, engagiert sich seit acht Jahren für Geflüchtete
"Hilfe ist bitter nötig für neu ankommende Jugendliche in den Zelten, die eine Tagesstruktur bräuchten, aber auch für jene, die schon länger in der Gemeinschaftsunterkunft leben. Wir betreuen vor allem Familien, erklären Eltern unser Schulsystem, begleiten sie zu Behörden, spielen mit den Kindern. Man merkt ihnen die Anspannung an. Schon die Kleinsten spüren die Verunsicherung und Ohnmacht ihrer Eltern. Sie leben in dem Gefühl, nicht angekommen und nicht angenommen zu sein. Manche rasten im Spiel schon bei Kleinigkeiten aus. Die Behörden agieren, als wären sie Gegenstände, die man von einem Ort zum anderen schieben kann. Was wächst da für eine Generation von Kindern heran - wie sollen sie resilient werden?
Menschen ohne Perspektive sind nicht aufzuhalten. Wer behauptet, „das Boot ist voll“, muss erklären, wie er verhindern will, dass Menschen in Boote steigen, um nach Europa zu flüchten. Soll man auf sie schießen? Ich helfe auch, weil meine Familie einst selbst Vertreibung und Flucht erlitten hat. Ich bin in Wien geboren, meine Mutter wurde aus Südmähren, dem tschechischen Brünn, vertrieben und war zunächst staatenlos. Einigen jungen Menschen konnten wir helfen, sie haben eine Ausbildung gemacht und sich eine Existenz aufgebaut. Das gibt mir etwas zurück. Ich kann die großen Probleme nicht lösen, auch nicht verhindern, dass manche nun zurückkehren müssen. Aber ich kann die Welt für jene, die hier sind, ein bisschen menschlicher machen."
"Hilfe ist bitter nötig für neu ankommende Jugendliche in den Zelten, die eine Tagesstruktur bräuchten, aber auch für jene, die schon länger in der Gemeinschaftsunterkunft leben. Wir betreuen vor allem Familien, erklären Eltern unser Schulsystem, begleiten sie zu Behörden, spielen mit den Kindern. Man merkt ihnen die Anspannung an. Schon die Kleinsten spüren die Verunsicherung und Ohnmacht ihrer Eltern. Sie leben in dem Gefühl, nicht angekommen und nicht angenommen zu sein. Manche rasten im Spiel schon bei Kleinigkeiten aus. Die Behörden agieren, als wären sie Gegenstände, die man von einem Ort zum anderen schieben kann. Was wächst da für eine Generation von Kindern heran - wie sollen sie resilient werden?
Menschen ohne Perspektive sind nicht aufzuhalten. Wer behauptet, „das Boot ist voll“, muss erklären, wie er verhindern will, dass Menschen in Boote steigen, um nach Europa zu flüchten. Soll man auf sie schießen? Ich helfe auch, weil meine Familie einst selbst Vertreibung und Flucht erlitten hat. Ich bin in Wien geboren, meine Mutter wurde aus Südmähren, dem tschechischen Brünn, vertrieben und war zunächst staatenlos. Einigen jungen Menschen konnten wir helfen, sie haben eine Ausbildung gemacht und sich eine Existenz aufgebaut. Das gibt mir etwas zurück. Ich kann die großen Probleme nicht lösen, auch nicht verhindern, dass manche nun zurückkehren müssen. Aber ich kann die Welt für jene, die hier sind, ein bisschen menschlicher machen."
© Jeannette Petri