
Klementyna Suchanow, 48, Polen
"Wir gehen seit 2016 auf die Straßen. 'Strajk Kobiet', der Frauenstreik, ist eine Revolutionsbewegung geworden. Unser Ziel ist es, die nationalistische PiS-Regierung zu stürzen. Wir wollen die Rechtsstaatlichkeit wiederherstellen, damit Polen wieder ein demokratisches Land wird. Seit 2021 sind bei uns Schwangerschaftsabbrüche de facto verboten. Das ist symbolisch für den autoritären Kurs der Politik: Frauen- und LGBTQ-Rechte werden eingeschränkt. Die Regierung schafft ein Feindbild, um die Leute gegeneinander auszuspielen und ihre Wählerschaft zusammenzuschweißen. Abtreibungen waren bei uns auch vorher nur in wenigen Ausnahmefällen legal. Wobei es natürlich nicht um Babys und christliche Werte geht. Sondern um Macht. Dahinter stecken, davon bin ich überzeugt, auch Kräfte aus Russland, die einen Hebel suchen, mit dem sie die EU entzweien wollen. Wir wissen schon lange, wie diese Einflussnahme läuft. Darum ist unsere Bewegung so groß. Das Denken der Leute hat sich verändert, sie sind kritischer geworden, der Krieg gegen die Ukraine beflügelt das. Dieses Jahr stehen Wahlen an – wir befürchten, dass die Regierung mit allen Mitteln gegen uns vorgehen wird."
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