Die Deutschen nehmen zu wenig Jod zu sich. Deutschland gilt immer noch als Gebiet mit leichtem Jodmangel, sagte Rolf Großklaus vom Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin. Der Arbeitskreis Jodmangel forderte die Lebensmittelindustrie auf, mehr Jodsalz zu verwenden. Die Bevölkerung könne die Jodaufnahme durch Jodsalz, Fisch und Milchprodukte selbst erhöhen. Jod ist unentbehrlich für eine normale Schilddrüsenfunktion und die Produktion von Schilddrüsenhormonen.
Einer aktuellen Studie zufolge hat jeder dritte im Berufsleben stehende Bundesbürger eine Schilddrüsenvergrößerung. 8,8 Prozent der 90 000 in Betrieben Untersuchten hatten zudem Knoten in der Schilddrüse. Peter Scriba, Sprecher des Arbeitskreises Jodmangel (München), bezweifelte allerdings die Repräsentativität dieser freiwilligen Untersuchung. Zudem bedeute eine Vergrößerung der Schilddrüse seiner Meinung nach noch nicht, dass jemand schilddrüsenkrank sei.
Operationen an Schilddrüse häufig
Gesichert sei jedoch, dass pro Jahr 100 000 Mal eine Schilddrüse operativ verkleinert oder entfernt werde und 35 000 Radiojodbehandlungen bei Schilddrüsenkrebs vorgenommen würden. Die Behandlungskosten betrügen jährlich eine Milliarde Euro. Scriba schätzte, dass diese Zahlen mit einer ausreichenden Jodversorgung um bis zu 90 Prozent gesenkt werden könnten.
Die Deutschen nehmen im Schnitt nur 83 Mikrogramm Jod pro Tag auf, berichtete Großklaus. Optimal seien 100 bis 200 Mikrogramm. Der Anteil der Haushalte, die Jodsalz verwenden, müsse von 80 auf 90 Prozent gesteigert, der Anteil der Jodsalz verarbeitenden Lebensmittelproduzenten von 35 auf 70 Prozent verdoppelt werden. Besonders Schwangere und Vegetarierer seien Risikogruppen.
Eine Jodüberversorgung sei nicht zu befürchten, sagte Großklaus. Die tägliche Salzaufnahme betrage zwischen 6 und 10 Gramm pro Tag und Person. Bei fünf Gramm Jodsalz würden 100 Mikrogramm Jod zusätzlich verzehrt. Ein Wert von 500 Mikrogramm pro Tag sollte nicht überschritten werden. Das sei aber auch unwahrscheinlich, da kein Mensch so viel Salz vertrage.