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Studie Möglicher Zusammenhang zwischen Leitungswasser und Prostatakrebs entdeckt

Prostatakrebs: Ein Glas mit Leitungswasser
Das Trinken von Leitungswasser könnte einen Zusammenhang mit Prostatakrebs-Erkrankungen haben
© Karl-Josef Hildenbrand / DPA
Spanische Forscher haben einen möglichen Zusammenhang zwischen Prostatakrebs und Leitungswasser entdeckt. Demnach könnte das in Leitungswasser enthaltene Nitrat ein wichtiger Risikofaktor sein.

Dieser Artikel erschien zuerst bei RTL.de.

Wissenschaftler widmen sich seit Jahren der Erforschung des Prostatakrebs. Eine aktuelle Studie aus Spanien zeigt nun einen möglichen Zusammenhang zwischen Leitungswasser und Prostatakrebs auf. Die Studie des Barcelona Institute for Global Health, die im Journal "Environmental Health Perspectives" am 8. März 2023 veröffentlicht wurde, deutet einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von bloßem Leitungswasser und dem Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, an.

Möglicher Zusammenhang zwischen Prostatakrebs und Leitungswasser: Nitrat könnte Risiko erhöhen

Der Grund dafür ist das Nitrat. Das vorrangige Ziel der Studie war es, herauszufinden, ob es einen Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Nitrat und Trihalomethanen (THM) im Wasser und dem Prostatakrebsrisiko gibt. Bei THM handelt es sich um ein Nebenprodukt der Trinkwasserdesinfektion. Der Stoff kann zusätzlich durch die Atemwege und die Haut aufgenommen werden.

Diese beiden Verbindungen zählen zu den häufigsten Verunreinigungen im Trinkwasser. Das Nitrat befindet sich vor allem in Düngemittel und Gülle, das durch den Regen in das Grundwasser und in Flüsse gespült wird. 

Laut Umweltbundesamt kommt es auch in Deutschland zu Verunreinigungen durch Nitrat im Trinkwasser, weil Trinkwasser hierzulande größtenteils aus Grundwasser gewonnen wird und Grundwasser häufig stark mit Nitrat belastet ist. Eine Ursache dafür sei die stickstoffhaltige Düngung in der Landwirtschaft, so die Behörde auf ihrer Homepage. Die EU-Trinkwasserrichtlinie sieht einen Qualitätsstandard von 50 Milligramm Nitrat je Liter vor. Diesen Wert führt die deutsche Trinkwasserverordnung als Grenzwert.

Das Forschungsteam aus Spanien untersuchte zwischen 2008 und 2013 insgesamt 697 Fälle von Prostatakrebs in Krankenhäusern. Bei 97 Fällen handelte es sich um aggressive Tumore. Die Kontrollgruppe bildeten 927 Männer im Alter von 38 bis 85, bei denen zum Zeitpunkt der Studie keine Krebsdiagnose vorlag.

Basierend auf dem Wohnort, der Menge des getrunkenen Wassers sowie der Art, wie das Wasser konsumiert wurde, konnte die durchschnittliche Menge an Nitrat und THM, die die Männer seit ihrem 18. Lebensjahr getrunken haben, geschätzt werden.

Die Forschenden fanden heraus, dass die Wahrscheinlichkeit, an Prostatakrebs zu erkranken höher ist, je höher die Nitrat-Aufnahme ist.

Probanden mit höherer Nitrataufnahme hatten 1,6-fache Wahrscheinlichkeit an Prostatakrebs zu erkranken

Denn die Untersuchungen zeigten, dass die Probanden, die eine höhere Menge Nitrat über das Leitungswasser aufnahmen, insgesamt eine 1,6 Mal höhere Wahrscheinlichkeit haben, einen niedrig- oder mittelgradigen Prostatakrebs zu entwickeln. 

Eine höhere Aufnahme von Nitrat definierten die Forschenden mit mehr als 14 Milligramm pro Tag. Die Wahrscheinlichkeit einen aggressiven Prostatatumor zu entwickeln, war im Vergleich zu den Probanden, die wenig Nitrat durch Wasser zu sich nahmen (weniger als 6 Milligramm pro Tag) fast dreimal so hoch.

Wichtig: Es konnte aber auch nur ein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Nitrat und Prostatakrebs bei Männern nachgewiesen werden, die wenig Ballaststoffe, Obst, Gemüse und Vitamin C zu sich nahmen.

"Antioxidantien, Vitamine und Polyphenole in Obst und Gemüse können die Bildung von Nitrosaminen – Verbindungen mit krebserregendem Potenzial – im Magen hemmen", erklärte die Leiterin und Autorin der Studie, Carolina Donat-Vargas, in einer Pressemitteilung. "Außerdem hat Vitamin C eine signifikante Anti-Tumor-Aktivität gezeigt. Und die Ballaststoffe begünstigen ihrerseits die Darmbakterien, die vor den aus der Nahrung stammenden Giftstoffen, einschließlich Nitrosaminen, schützen."

"Die mit der Aufnahme von Nitrat über Wasser verbundenen Risiken werden bereits bei Menschen beobachtet, die Wasser mit einem Nitratgehalt konsumieren, der unter dem von den europäischen Richtlinien zulässigen Höchstwert liegt", erklärte Carolina Donat-Vargas weiter. Also den genannten 50 Milligramm Nitrat pro Liter Wasser.

Das Forschungsteam warnt davor, zu glauben, dass das Trinken von Leitungswasser per se zu Prostatakrebs führt. Es handele sich hierbei lediglich um einen ersten Anhaltspunkt, der auf einen Zusammenhang hindeute. Jedoch bedarf es dazu auch weiterer Forschung und Untersuchungen.

pgo / mjä / RTL.de

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