Aus Angst vor einem neuen Ausbruch der Lungenkrankheit Sars haben Gesundheitsbehörden in China am Montag die Tötung von schätzungsweise 10.000 wilden Schleichkatzen angeordnet. Zusätzlich wurden nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua alle Wildtiermärkte in der Südprovinz Guangdong geschlossen. Die Vorbeugungsmaßnahme gegen die lebensgefährliche Krankheit folgte auf Enthüllungen von Wissenschaftlern, dass der inzwischen bestätigte Sars-Fall in Kanton möglicherweise auf die Larvenroller genannte Schleichkatze zurückgeht, die in Südchina gerne als Delikatesse verspeist wird.
Die Wissenschaftler aus Hongkong und Guangdong haben den Sars-Verdacht bei dem 32-jährigen Patienten in Kanton nach eigenen Angaben bestätigt. Nach zahlreichen Tests werde von einer Erkrankung des 32-jährigen Patienten mit Sars ausgegangen, teilte auch Gesundheitsministerium mit. Das Team von Experten der Gesundheitsämter der Provinz sowie von Kanton und Shenzhen und der Hongkong Universität berichtete, Gentests von Proben zeigten "auffällige Ähnlichkeiten" mit dem Coronavirus, der in dem Larvenroller gefunden worden sei.
Verdacht auf Wildtier-Virus bestärkt
Damit wurde der Verdacht bestärkt, dass hinter der Krankheit ein Virus steckt, das von wilden Tieren auf den Menschen übertragen worden ist. "Es besteht die Möglichkeit, dass dies der Anfang eines neuen großen Ausbruchs wie im vergangenen Jahr ist", sagte Professor K.Y. Yuen von der Hongkong Universität. Der Vizedirektor des Gesundheitsamtes in Kanton, Feng Liuxiang, verkündete die Schließung der Märkte und die Tötung der Larvenroller, die im Westen häufig fälschlicherweise als Zibetkatze bezeichnet werden.
Auch die Einfuhr dieser Tiere aus anderen Provinzen wurde verboten. Solche Wildtiere werden in China meist in großen Zuchtbatterien aufgezogen. Ihr Verkauf war auf dem Höhepunkt der Sars-Krise im April verboten worden. Das Verbot wurde aber trotz Kritik von Wissenschaftlern im August wieder aufgehoben.
Das Gesundheitsamt von Kanton berichtete von einem weiteren Krankheitsfall mit Fieber und Lungenentzündung, widersprach aber "Gerüchten", dass es einen neuen Sars-Verdacht gebe.
Zweifacher Sars-Verdacht auf den Philippinen
Auf den Philippinen sind unterdessen eine 41-jährige Haushaltshilfe aus Hongkong und ihr Ehemann unter Sars-Verdacht in Quarantäne genommen worden, wie das Gesundheitsministerium in Manila berichtete. Die Frau sei am 20. Dezember aus Hongkong gekommen und habe am Neujahrstag Fieber entwickelt. Worauf der Sars-Verdacht gründet, blieb unklar, da es in der an Guangdong grenzenden chinesischen Sonderverwaltungsregion keinen Verdachtsfall gibt. Das Ehepaar werde derzeit im Tropenmedizinischen Institut in Manila untersucht, um eine mögliche Infektion zu bestätigen, hieß es weiter. Auch der Gesundheitszustand ihrer beiden Kinder und der Nachbarn werde von einem Ärzteteam genau beobachtet.
Während des Sars-Ausbruchs im vergangenen Jahr waren weltweit mehr als 8000 Menschen erkrankt, 774 kamen ums Leben. Besonders schwer waren China und Hongkong betroffen.