Das Vogelgrippe-Virus H5N1 hat bereits Millionen von Vögeln das Leben gekostet. Sie starben oder wurden notgeschlachtet, damit sich die Tierseuche nicht ausbreitet. In Asien und in der Türkei starben auch schon Menschen an der Krankheit - sie hatten sich bei Geflügel angesteckt.
Nach den ersten Fällen der Tierseuche in Deutschland wächst auch hierzulande die Angst, das Virus könnte mutieren und eine Grippe-Pandemie auslösen. Gegen diese Verunsicherung hilft vor allem eines: Aufklärung. Wir beantworten hier die häufigsten Fragen zum Thema Vogelgrippe.
Was ist die Vogelgrippe / Geflügelpest / H5N1?
Die Geflügelpest ist eine schwere Form der Grippe bei Vögeln, die durch Grippeviren der Subtypen H5 und H7 hervorgerufen wird. Wasservögel wie Enten und Schwäne können viele Influenzaviren in sich tragen, ohne dass diese besonders aggressiv in Erscheinung treten. Oft leben diese Tiere mit den Viren, ohne selbst geschädigt zu werden.
Bei einer Übertragung auf Nutzgeflügel wie Hühner oder Gänse kann es vorkommen, dass relativ harmlose Vogelgrippe-Viren zu aggressiven Formen mutieren, die Tiere töten und sich hochgradig ansteckend schnell verbreiten. Dann spricht man von einer Geflügelpest. Diese Viren können dann auch wieder Wild- und Wasservögel befallen und ebenfalls töten. Die Geflügelpest-Viren können bei sehr intensivem Kontakt mit infiziertem Geflügel auch auf den Menschen oder andere Säugetiere übergehen.
Momentan wird mit dem Begriff "Vogelgrippe" das aggressive H5N1-Virus bezeichnet, das seit 2003 zunächst in Asien grassierte und sich schließlich über die Türkei bis nach Afrika und Europa ausgebreitet hat.
Warum haben alle Angst vor der Vogelgrippe - es ist doch nur eine Tierseuche?
Bei engem Kontakt mit infiziertem Geflügel gab es Übertragungen auf den Menschen und auch Todesfälle. Dies war bislang noch vereinzelt und eine Übertragung von Mensch zu Mensch fand noch nicht statt.
Die WHO befürchtet, dass sich der Erreger der Vogelgrippe mit dem der menschlichen Grippe vermischt und so ein "Supervirus" (auch Pandemievirus genannt) entsteht, das eine weltweite, extrem gefährliche Grippeepidemie auslösen könnte. Dann könnte es zu einer globalen Pandemie kommen wie 1918/1919, als die Spanische Grippe Millionen Menschen auf der ganzen Welt tötete.
Dies könnte passieren, wenn sich ein ohnehin schon grippekranker Mensch bei einem mit H5N1 infizierten Vogel ansteckt. Dann könnte es passieren, dass das H5N1-Virus Erbgut mit dem humanen Grippevirus austauscht und so die Fähigkeit zur Übertragung von Mensch zu Mensch erhält.
Ein solches Virus wurde bislang noch nicht nachgewiesen. Allerdings gibt es laut WHO Hinweise darauf, dass sich das Virus verändert und dem Menschen anpasst.
Dr. Michael Pfleiderer vom Paul-Ehrlich-Institut sagt: "Man kann nicht sagen, es fehlen noch eine oder zwei Mutationen, dann wird aus dem Vogelgrippevirus ein Pandemievirus, das von Mensch zu Mensch übertragen wird".
Laut Pfleiderer deutet die Auswertung der bisherigen H5N1-Fälle beim Menschen in Asien und der Türkei darauf hin, dass Kinder dem Virus offenbar bessere Voraussetzungen für eine Infektion bieten. Sie scheinen somit beim direkten Kontakt mit infizierten Tieren gefährdeter zu sein als Erwachsene. Eine besondere Gefährdung älterer Menschen hingegen scheint nicht vorzuliegen.
Welche Medikamente helfen gegen eine H5N1-Infektion beim Menschen?
Derzeit sind außer Oseltamivir (Handelsname: Tamiflu) und Zanamivir (Relenza) keine Wirkstoffe verfügbar, die gegen das Influenza-Virus von Typ H5N1 etwas ausrichten könnten. Ältere Substanzen wie Amantadin sind gegen den Erreger der Vogelgrippe wirkungslos. Und auch bei den moderneren Präparaten beruht die Hoffnung der Ärzte auf Wirksamkeit vor allem auf Labortests, da es bislang keine klinischen Erfahrungen in größerem Maßstab gibt.
Ist es möglich, dass ich mich mit Vogelgrippe anstecke?
Das Vogelgrippe-Virus wird vor allem bei engem Kontakt mit infizierten Hühnern, Enten oder Gänsen übertragen, z. B. wenn man Geflügel in den Arm nimmt oder mit ihm spielt. Die Tiere scheiden den Erreger über Kot und Sekrete aus.
Außerdem kann der Erreger auch über rohe Eier oder verseuchtes, ungegartes Geflügelfleisch verbreitet werden. Da das Virus aber beim Erhitzen zerstört wird, ist eine Ansteckung über das Essen unwahrscheinlich.
Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist bisher noch nicht aufgetreten.
Ich habe mich in dieser Saison bereits gegen Grippe impfen lassen. Hilft das?
Ja, wenn auch nicht direkt gegen die Vogelgrippe. Zumindest aber wird so eine Infektion mit gängigen Influenzaviren verhindert. Das schont das Immunsystem. Gleichzeitig wird die Gefahr einer Doppelinfektion verringert. Bei der könnte sich das Vogelgrippevirus mit einem gängigen Grippeerreger genetisch austauschen und so womöglich die Aggressivität von H5N1 mit der leichten Übertragbarkeit einer herkömmlichen Influenza verbinden.
Soll ich mich und auch meine Kinder jetzt noch impfen lassen?
Die "Arbeitsgemeinschaft Influenza" empfiehlt jährliche Grippeschutzimpfungen für alle über 60, für Menschen ab zwei Jahren mit einem Grundleiden (Lunge, Herz-Kreislauf, Leber, Nieren, Diabetes, Immunsystem), Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sowie für alle, die beruflich besonders gefährdet sind (medizinisches und Pflegepersonal, alle mit hohem Publikumsaufkommen). Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt eine Impfung auch für Kinder zwischen sechs und 23 Monaten. Etwa 20 Millionen Impfdosen stehen bundesweit zur Verfügung. Eine Impfung ist auch während der Grippesaison sinnvoll. Der volle Schutz gegen die im Impfstoff enthaltenen Typen von Grippeviren tritt aber erst nach etwa 14 Tagen ein.
Nehmen wir an, das Virus verändert sich so, dass es leicht von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Wie schnell kann dann passender Impfstoff zur Verfügung stehen?
Zwar wird zum Beispiel in den USA bereits an experimentellen Impfstoffen gegen H5N1 gearbeitet. Doch geht es dabei vor allem darum, Erfahrung mit diesem noch relativ neuen Virentyp zu gewinnen. Fragen, die die Wissenschaftler beschäftigen, sind etwa: Wie schnell und wie intensiv bildet das Immunsystem Geimpfter passende Antikörper? Wie weit müssen gängige Produktionsbedingungen an diesen Erreger angepasst werden?
Ihre Beantwortung soll helfen, im Ernstfall möglichst schnell einen passenden Impfstoff zusammenstellen und in ausreichender Menge produzieren zu können. Dieser müsste genau auf den dann grassierenden Virustyp abgestimmt sein und kann darum nicht schon heute bereitgestellt werden. Selbst im günstigsten Fall wird seine Herstellung drei bis sechs Monate dauern. Eingesetzt werden kann er darum erst gegen die mögliche zweite Welle einer drohenden GrippePandemie.
Kann ich mich an infiziertem Vogelkot anstecken?
Im Kot erkrankter Tiere finden sich tatsächlich Vogelgrippe-Erreger, sagt Jochen Hentschke, Veterinär und Leiter des Zentrums für Infektionsdiagnostik am Institut für Lebensmittel, Arzneimittel und Tierseuchen in Berlin. Allerdings in der Regel in geringer Menge. Außerdem überlebt das Grippevirus im Kot nicht allzu lange. Bei Sonnenschein stirbt es schon nach wenigen Stunden ab, bei bedecktem Himmel dauert es zumindest 24 Stunden.
Wer etwa sein Auto vom Vogelschiss befreien will, sollte rein vorsorglich Handschuhe tragen, viel Wasser benutzen und einen Lappen, den man anschließend wegwirft und nicht etwa in den Küchenschrank zurücklegt, rät Hentschke. Fasst man Vogelkot an, sollte man sich die Hände waschen, das genügt. Was eventuell unter den Schuhen kleben bleibt, ist auf Grund der geringen Menge ungefährlich.
Vor Stadttauben muss man offenbar keine Angst haben: Ein Infektionsrisiko für Menschen durch Tauben schließen Wissenschaftler nahezu aus. Daher gilt für sie bisher auch nicht die Stallpflicht.
Forscher am Friedrich-Loeffler-Institut fanden heraus, dass Tauben zwar empfänglich sind für das H5N1-Virus, jedoch nicht so stark wie Schwäne oder Hühner. Die Gefahr der Übertragung durch den Kot von Tauben vor allem in Großstädten lässt sich schwer einschätzen. Wissenschaftler fanden im Kot infizierter Tauben nur geringe Mengen des Virus. Es gelang ihnen auch nicht, Hühner durch Kontakt mit dem Kot der Tauben zu infizieren.
Kann ich mich bei meinen Haustieren anstecken?
"Eine theoretisch nicht auszuschließende Ansteckung des Menschen kann vermutlich nur bei sehr innigem Kontakt mit infizierten Tieren erfolgen", erklärte Thomas Mettenleiter, der Präsident des Friedrich-Loeffler-Institutes.
Bei Anzeichen von schweren Erkältungen bei Katzen, die Freilauf in Gebieten hatten, in denen H5N1 infizierte Vogelkadaver gefunden wurden, sollte der Tierarzt aufgesucht werden
Eine Ansteckung von Menschen durch infizierte Katzen sei bislang aber noch nicht nachgewiesen worden.
Eine Ansteckung an infizierten Hühnern oder Wildvögeln ist nur bei sehr innigem Kontakt mit den Tieren oder Vogelkot möglich.
Kann ich mich bei (Stadt-)Tauben anstecken?
Vor Stadttauben muss man offenbar keine Angst haben: Ein Infektionsrisiko für Menschen durch Tauben schließen Wissenschaftler nahezu aus. Daher gilt für sie bisher auch nicht die Stallpflicht.
Forscher am Friedrich-Loeffler-Institut fanden heraus, dass Tauben zwar empfänglich sind für das H5N1-Virus, jedoch nicht so stark wie Schwäne oder Hühner. Die Gefahr der Übertragung durch den Kot von Tauben vor allem in Großstädten lässt sich schwer einschätzen. Wissenschaftler fanden im Kot infizierter Tauben nur geringe Mengen des Virus. Es gelang ihnen auch nicht, Hühner durch Kontakt mit dem Kot der Tauben zu infizieren.
Kann ich mich an Geflügelfleisch und Eiern anstecken?
Bei Geflügelfleisch gilt es, die gleiche Sorgfalt walten zu lassen wie immer beim Verzehr, sagt Jochen Hentschke, Veterinär und Leiter des Zentrums für Infektionsdiagnostik am Institut für Lebensmittel, Arzneimittel und Tierseuchen in Berlin. Also Tiefkühlhähnchen oder Enten getrennt von anderen Lebensmitteln auftauen und das Auftauwasser wegkippen. Anschließend sollte das Geflügelfleisch vollständig durchgegart werden, also auch am Knochen nicht mehr rosa sein. Bei Erhitzung über 70 Grad wird der Erreger nach Aussagen von Experten sicher abgetötet.
Derzeit besteht ein Jagdverbot für Wildgeflügel, so dass von Tiefkühlfasanen oder -wildenten keine Gefahr ausgeht, denn sie sind lange vor der Vogelgrippe geschossen worden.
Das H5N1-Virus kann über rohe Eier übertragen werden, sofern die Tiere infiziert sind. Das Durcherhitzen von Eiern tötet den Erreger ab. Allerdings sind mit Vogelgrippe infizierte Hennen geschwächt oder sterben recht schnell, sodass die Legeleistung drastisch vermindert ist. Es ist somit nicht sehr wahrscheinlich, dass Eier infizierter Hennen überhaupt in den Handel geraten.
Zusätzlich unterliegen die Betriebe im Verdachts- oder Ausbruchsfalle einer strengen Sperre, so dass keine Eier an Verbraucher weitergegeben werden dürfen
Soll ich mir jetzt die Grippemittel Tamiflu und Relenza besorgen?
Das Robert-Koch-Institut rät ab. Denn dafür gebe es keine ausreichenden Medikamentenmengen. Zudem seien die Mittel rezeptpflichtig und müssten unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden. Anderenfalls könnten sich zum Beispiel bei einer Unterdosierung resistente Virenstämme entwickeln, Erreger also, denen die verfügbaren Wirkstoffe auch bei richtiger Dosierung nichts mehr anhaben könnten.
Für länger im Ausland lebende Deutsche allerdings schließt das Auswärtige Amt eine private Bevorratung nicht aus. Im Inland ist es Aufgabe der Bundesländer, für ausreichend gefüllte Medikamentenlager zu sorgen. Ziel ist es, im Notfall zehn bis 20 Prozent der Bevölkerung versorgen zu können.
Wie kann ich eine normale Grippe von der Vogelgrippe unterscheiden?
Die Symptome der Vogelgrippe sind anders als die einer normalen Grippe", sagt Professor Michael Schmidt von der tiermedizinischen Fakultät der Freien Universität Berlin. "Die Symptome ähneln sich nur am Anfang: Die Infizierten klagen in den ersten Tagen über Fieber, Husten und Gliederschmerzen." Dann komme jedoch bald eine schwere Lungenentzündung hinzu.
Auch die Humanmedizinerin Bettina Temmesfeld vom Berliner Klinikum Charité bestätigt: "Die Vogelgrippe ist insgesamt schwerer ausgeprägt als eine gewöhnliche Influenza - die Lunge wird stärker befallen."
Veterinärmediziner Schmidt forderte, die Art der Infektion "äußerst genau zu prüfen". Influenza-Schnelltests zeigten innerhalb einer halben Stunde, ob man sich mit einem Grippeerreger infiziert habe. Ob es sich um das gefährliche H5N1-Virus handele, müsse in einem aufwendigeren Verfahren untersucht werden. Dieses benötigte mindestens zwölf Stunden. "Außerdem müssen die Proben natürlich mehrfach untersucht werden", erläuterte Schmidt.
Wie sollte ich mich in gefährdeten Regionen verhalten?
Auch wenn der schönste Strandabschnitt oder Wanderweg lockt - bleiben Sie diesseits der Absperrungen. Sollten Sie in der Nähe einer Sperrzone über Vogelkot gegangen sein, spülen Sie ihn mit heißem Wasser ab. Bürsten Sie ihn nicht trocken herunter - das staubt und erhöht so die Infektionsgefahr, falls der Kot den Erreger enthält. Grundsätzlich gilt: Von toten Vögeln sollte man sich immer fernhalten, sie können nicht nur die Vogelgrippe, sondern auch andere Krankheitserreger wie Salmonellen übertragen.
Kinder sollten außerdem nicht mit gefundenen Federn oder verschmutztem Sand spielen. Wenn sie es doch tun, ist Händewaschen angesagt, mit warmem Wasser und Seife. Die Gefahr, dass sie ausgerechnet Federn oder Sandklumpen erwischen, die Keime tragen, ist zwar verschwindend gering - für Kinder ist aber das Infektionsrisiko größer.
Wie kann ich die Vogelgrippe bei Vögeln erkennen?
Erkrankte Vögel machen nach Angaben von Fachleuten einen apathischen Eindruck und leiden unter Atemnot. Sie schwanken häufig, und ihr Gefieder ist gesträubt.
Die Krankheit ist unter Vögeln hoch ansteckend, verläuft dramatisch und rafft die Tiere innerhalb von Stunden dahin.
Was soll ich tun, wenn ich einen toten Vogel finde?
"Auf keinen Fall anfassen", sagt Hiltrud Schrandt vom Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.
Die Entdeckung toter Vögel sollte der örtlichen Polizei oder der Gemeinde gemeldet werden, die die Veterinäramter einschalten. In Spezialbehältern werden die Tiere dann zur Untersuchung ins Labor gebracht.
Sind meine Haustiere gefährdet?
Es ist seit längerem aus Asien bekannt, dass Katzen sich mit dem Virus anstecken könnten, wenn sie infizierte Vögel fressen, wie der Leiter des Friedrich-Loeffler-Instituts Thomas Mettenleiter sagte. "Eine Katze kann sich anstecken, zum Beispiel indem sie infizierten Vogelkot oder einen erkrankten Vogel frisst.", sagt Jochen Hentschke, Veterinär und Leiter des Zentrums für Infektionsdiagnostik am Institut für Lebensmittel, Arzneimittel und Tierseuchen in Berlin.
Nach der ersten Ansteckung einer Katze mit dem H5N1-Virus auf Rügen, rät das Friedrich-Loeffler-Institut Katzenbesitzern, ihre Tiere besonders im Bereich des Zentrums der Infektionen um die Wittower Fähre nicht frei laufen zu lassen. Zudem sollten Katzenbesitzer auf eine besondere Hygiene achten.
In Zoos in Asien haben sich schon Tiger und Jaguare angesteckt, denen infiziertes Vogelfleisch verfüttert worden war. Der Zoo in Kairo wurde wegen der Vogelgrippe geschlossen. Katzen und Hunde können sich weiterhin im Freien aufhalten, Hunde sollten in gefährdeten Zonen an der Leine geführt werden.
Eine Ansteckung von Hunden an der Vogelgrippe ist bislang nicht bekannt.
Hausvögel sollten keinen Kontakt mit Wildvögeln haben. Außenvolieren müssen entsprechend geschützt werden.
Ist Deutschland ausreichend auf den Pandemie-Fall vorbereitet?
Der beste Schutz vor einem Pandemievirus ist eine Impfung. Hersteller und Behörden, wie z.B das Paul-Ehrlich-Institut arbeiten an einem menschlichen Impfstoff gegen die Vogelgrippe. Dabei verfolgt man die Strategie, eine möglichst schnelle und wirksame Immunisierung zu erreichen.
Ein Impfstoff kann jedoch erst hergestellt werden, wenn das Virus erstmals aufgetreten ist. Fachleute schätzen, dass es nach dem ersten Ausbruch rund drei bis vier Monate dauern kann, bis er in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Diese Zeit gilt es mit antiviralen Medikamenten wie Tamiflu und Relenza zu überbrücken, die zwar eine Infektion nicht verhindern können, jedoch die Ausbreitung der Viren im Körper aufhalten. Jedoch gibt es schon erste Tamiflu-resistente H5N1-Varianten, sodass nicht sicher ist, ob Tamiflu wirklich den erhofften Schutz vor dem Virus bietet.
In dieser Zeit wird es zu Todesfällen kommen. "Diesen Preis wird man zahlen müssen", sagt Dr. Michael Pfleiderer vom Paul-Ehrlich-Institut. Impfstoffe zu entwickeln, die auf dem jetzigen H5N1-Virus beruhen, machen seiner Ansicht nach keinen Sinn: "Wir wollen eine möglichst effektive Immunisierung."
Das Robert-Koch-Institut hat den Bundesländern empfohlen, für jeweils 20 Prozent der Bevölkerung Tamiflu und Relenza zu ordern. Tatsächlich sind die Bestände vieler Bundesländer sehr viel niedriger, was zur Zeit heftig kritisiert wird. Der Tamiflu-Hersteller Roche kommt mit der Produktion kaum nach, weswegen das Mittel zur Zeit schwer zu bekommen ist.
Gibt es einen Impfstoff für Menschen?
In Deutschland gibt es derzeit keinen zugelassenen Impfstoff für Menschen gegen die Vogelgrippe. Ein Impfstoff kann zudem erst hergestellt werden, wenn ein Pandemie-Virus entstanden ist. Der Zeitraum vom ersten Auftreten eines Pandemie-Virus bis zur Verfügbarkeit eines Impfstoffes wird nach Ansicht von Experten des Paul-Ehrlich-Institutes mindestens vier bis fünf Monate betragen. Um diese Zeit zu überbrücken, gibt es die Medikamente Tamiflu und Relenza. Sie schützen nicht vor einer Infektion, bremsen aber die Verbreitung der Viren im Körper.
Die meisten Experten nehmen an, dass die Neuraminidase-Hemmer Tamiflu und Relenza auch bei erkrankten Menschen mit Vogelgrippe helfen. Deutschland hat mehrere Millionen Dosen der Medikamente geordert.
Allerdings kann sich das Virus schnell verändern. In Asien traten bereits Tamiflu-resistente H5N1-Viren auf.
Bei Infektionen in China im Jahr 2005 starben vier von acht mit Vogelgrippe infizierte Patienten - trotz der Einnahme von Tamiflu gestorben. Tests zeigten, dass das Virus bei zwei Erkrankten eine Resistenz gegen Tamiflu entwickelt habe. Und bei einem Patienten sei Tamiflu bereits in einem frühen Stadium der Krankheit verabreicht worden.
Im Oktober 2005 hatte ein 14-jähriges vietnamesisches Mädchen eine Infektion mit H5N1 nach der Behandlung mit Tamiflu überlebt. Allerdings wurde danach in ihrem Körper eine gegen das Mittel resistente Variante des Virus gefunden.
Welchen Schutz bieten Tamiflu und Relenza?
Im Falle einer Grippe-Pandemie können - bis zur Entwicklung eines Impfstoffes - die antiviralen Medikamente Tamiflu (Wirkstoff: Oseltamivir, Hersteller: Roche) und Relenza (Wirkstoff: Zanamivir, Hersteller: Glaxosmithkline) eingesetzt werden.
Die beiden rezeptpflichtigen Arzneien mit den Wirkstoffen Oseltamivir beziehungsweise Zanamivir werden auch Neuraminidase-Hemmer genannt. Neuraminidase ist eine Eiweißstruktur an der Virushülle. Wird diese Struktur von den Medikamenten blockiert, können neu gebildete Influenza-Viren die Wirtszelle nicht mehr verlassen. Der Erreger kann sich nicht weiter im Körper ausbreiten, der Krankheitsverlauf wird abgeschwächt.
Das Mittel muss aber in den ersten zwei Tagen nach Auftauchen erster Influenza-Symptome eingenommen werden. Zwar können sowohl Tamiflu als auch Relenza ebenso prophylaktisch verwendet werden, in Deutschland hat aber nur Tamiflu dafür eine Zulassung - Relenza bislang nur für die Behandlung einer schon vorhandenen Grippe. Nach Auskunft des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte ist eine Zulassung Relenzas für diese Indikation allerdings beantragt.
Seit Ausbreitung der Vogelgrippe haben sich zahlreiche Menschen vorsorglich mit einem der Medikamente eingedeckt. Experten raten jedoch dringend ab, das Mittel auf eigene Faust und ohne ärztliche Aufsicht zu benutzen.
Es ist jedoch nicht gesichert, ob Tamiflu wirklich den erhofften Schutz vor H5N1 bietet: Das H5N1-Virus verändert sich schnell und in Asien traten bereits Tamiflu-resistente Virenstämme auf.
Bei Infektionen in China im Jahr 2005 starben vier von acht mit Vogelgrippe infizierte Patienten - trotz der Einnahme von Tamiflu gestorben. Tests zeigten, dass das Virus bei zwei Erkrankten eine Resistenz gegen Tamiflu entwickelt habe. Und bei einem Patienten sei Tamiflu bereits in einem frühen Stadium der Krankheit verabreicht worden.
Im Oktober 2005 hatte ein 14-jähriges vietnamesisches Mädchen eine Infektion mit H5N1 nach der Behandlung mit Tamiflu überlebt. Allerdings wurde danach in ihrem Körper eine gegen das Mittel resistente Variante des Virus gefunden.
Welche Vögel sind von der Stallpflicht betroffen?
Hühner, Truthühner, Perlhühner, Rebhühner, Fasane, Laufvögel, Wachteln, Enten und Gänse sind bis zum 30. April 2006 in geschlossenen Ställen zu halten.
Wie kann sich Hausgeflügel mit dem Virus infizieren?
Wolfgang Fiedler, Leiter der Vogelwarte Radolfzell, sagt: "Eine Infektion von Hausgeflügel könnte auf verschiedenen Wegen passieren: Durch Wasservögel, die sich zu Hausgeflügel setzen - hier könnte eine Stallpflicht vorbeugen. Durch Oberflächenwasser - beispielsweise eines Sees, in dem infizierte Wasservögel waren, und der als Wasserquelle für Stallgeflügel dient. Und letztlich durch Futtermittel oder Geräte, die mit Kot von infizierten Vögeln kontaminiert sind."
Was tun Geflügelhalter zum Schutz vor Infektionen?
In der Geflügelwirtschaft gelten nach Angaben von Wilhelm Hoffrogge, des Präsidenten des Verbandes der niedersächsischen Geflügelwirtschaft, generell strenge Hygienevorkehrungen, um die Tierbestände vor verschiedenen Krankheitserregern zu schützen. Die Ställe werden standardgemäß in Schutzanzügen betreten, zuvor gehen die Menschen durch eine Wanne mit Desinfektionsmitteln. Außerdem tragen sie Handschuhe.
Sollte ein Verdacht auf Vogelgrippe bestehen, sind in den Ställen zusätzlich eine Atemschutzmaske mit Virusschutz und eine eng anliegende Schutzbrille Pflicht.
Kann man nicht einfach alle gefährdeten Vögel impfen?
Derzeit wird über Tierimpfungen gegen die Vogelgrippe diskutiert. Während die Niederlande und Frankreich erwägen, ihre Bestände an Nutzgeflügel großflächig zu impfen, lehnt Bundesagrarminister Horst Seehofer prophylaktische Tierimpfungen ab. Es gibt mehrere Gründe, die dagegen sprechen.
Thomas Mettenleiter, Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts, sagt: "Man muss bedenken, dass geimpfte Tiere immer noch infiziert werden können."
Impfungen maskieren Infektion
Praktisch heißt das: Erreicht die Vogelgrippe einen Stall, fällt zwar nicht mehr innerhalb eines Tages ein Großteil der Hühner tot um. Die Tiere bleiben äußerlich gesund. Aber sie können lebende Viren in sich tragen und die Seuche so unbemerkt weiter schleppen: ein Horrorszenario für Epidemie-Experten.
Impfungen begünstigen zudem die Mutation des Virus. Denn auch geimpfte Tiere können sich infizieren. Es besteht das Risiko, dass das Virus sich innerhalb seiner Überträger verändert und der Impfstoff somit unwirksam würde. Die Seuchenausbreitung könnte sich verschlimmern und das H5N1-Virus letztlich sogar auf den Menschen überspringen.
Notwendig für einen Impfschutz wären zwei Injektionen im Abstand von 14 Tagen bei mindestens drei Wochen alten Tieren. Erst danach baue sich ein voller Impfschutz auf. Bei Hähnchen, die im Schnitt nur 35 Tage alt werden, ist dies nach Ansicht von Wissenschaftlern kaum möglich.
Impfungen wären ohnehin nur für Nutzgeflügel praktikabel, großflächige Streuimpfungen für Wildvögel hält Wolfgang Fiedler, Leiter der Vogelwarte Radolfzell, für "illusorisch".
Markerimpfstoff noch nicht entwickelt
Wissenschaftler arbeiten derzeit an einem Markerimpfstoff, mit dessen Hilfe infizierte von geimpften Tieren zu unterscheiden sind. Die ehemalige nordrhein-westfälische Agrarministerin und Vorsitzende des Agrarausschusses im Bundestag Bärbel Höhn kritisiert, dass ein Markerimpfstoff bisher nicht entwickelt worden sei, weil die Politik der EU eher dem Prinzip des Keulens statt des Impfens folge.
Das Friedrich-Loeffler-Institut bewertet die prophylaktische Impfung von Tieren als unterstützende Maßnahme, die allerdings nur in stark betroffenen Ländern mit schlechter Infrastruktur Sinn macht - zum Beispiel in Asien, wo die Vogelgrippe seit mehreren Jahren grassiert.
"Eine Impfung ist nur dann angebracht, wenn die Seuche droht außer Kontrolle zu geraten oder schon unkontrollierbar ist, wie derzeit in Südost-Asien und China", meint Mettenleiter. "Dann können Impfmaßnahmen dazu beitragen, die Seuche wieder in den Griff zu bekommen."
Wirtschaftliche Argumente
Es gibt auch wirtschaftliche Aspekte, die gegen eine Impfung sprechen: Im Zuge des globalisierten Handels folgen dem Ausbruch einer Tierseuche in einem Land oft Einfuhrsperren der Handelspartner auf dem Fuße. So lässt die EU auch kein Geflügel aus von der Vogelgrippe betroffenen Ländern über ihre Grenzen.
Bärbel Höhn kritisiert die Impfpolitik der EU: " Die EU hat ein wirtschaftliches Interesse, nicht zu impfen." Deutschland sei keine Ausfuhrland für Geflügelfleisch. "Wenn sogar Exportnationen wie Frankreich und die Niederlande Impfungen erwägen, dann gibt es für mich keinen Grund, das hier nicht zu tun.
Der Kostenfaktor regelmäßiger Impfungen wäre gewaltig: 2003 lebten mehr als 68 Millionen Hühner, Gänse, Enten und Puten in Deutschland. Viele Hühner werden geschlachtet, bevor sie ein Jahr alt werden. Angesichts dieser Zahlen wird klar: Über viele Jahre gerechnet, übersteigen die Kosten regelmäßiger Impfungen jene für Notfall- Schlachtungen im seltenen Seuchenfall deutlich.
Jens Lubbadeh mit Agenturen
Ich habe noch mehr Fragen zur Vogelgrippe - wo kann ich mich informieren?
Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat eine Hotline für Bürger eingerichtet, die Fragen zur Vogelgrippe haben. Sie ist von Montag bis Freitag zwischen 9 und 17 Uhr unter den Telefonnummern 01888-529-4601 oder -4602,-4603,- 4604, -4605, -4606, -4607, -4608 und -4609 erreichbar.
Weitere Informationen findet man im Internet auf den Seiten des Agrarministeriums, des Friedrich-Loeffler-Instituts und des Robert-Koch-Instituts.