Obwohl der Ring funkelte und glänzte, hat Horst Lichter zunächst nur Augen für den Verkäufer: "Jetzt haben wir aber einen verdammt gut aussehenden Herren hier"; schwärmt der Moderator, als Leonard Morguet das Studio betritt. Der 33-jährige Wiesbadener will bei "Bares für Rares" einen mit Diamanten besetzten Platinring verkaufen. Den hatte seine Frau von ihrer Mutter geerbt, aber selbst nie getragen, da er ihr zu massig ist. Nun wollen die Morguets damit die Familienkasse aufbessern – denn das Ehepaar erwartet sein zweites Kind.
Heide Rezepa-Zabel lenkt ihr Augenmerk weg von dem Studiogast hin zu dem Schmuckstück und lobt den "prachtvollen Ring", dessen Entstehungszeit sie auf die 50er Jahre datiert. "Das Raupenkettendesign ist typisch für diese Zeit." Die Diamanten schätzt sie auf mindestens 4,5, bis 4,7 Karat.
Bares für Rares: Die Expertise macht den Verkäufer froh
Als Schmerzgrenze nennt Verkäufer Morguet 3000 Euro, darunter möchte er den Ring nicht abgeben. Die Expertise scheint das zunächst nicht einzulösen. Rezepa-Zabel taxiert das Platin auf 370 Euro, es gebe zudem nicht viele Kunden für so einen Ring, sagt die Schmuckkennerin. Doch dann haut sie eine ordentliche Hausnummer raus: Sie schätzt den Wert des Rings auf 4500 bis 5000 Euro. Vor Freude bricht Morguet in lautes Glucksen aus.
Auch im Händlerraum kommt der Ring zunächst gut an: "Hallöchen" ruft Sarah Schreiber, als sie das gute Stück begutachtet, und steckt sich den Ring sogleich an den Finger. Doch dann treten erste Probleme auf: Susanne Steiger verstrickt sich in einen Disput und zweifelt die Expertise der Diamanten an, die bei 4,5 bis 4,7 Karat lag. Steiger geht eher von 2,5 Karat aus.
Dann geht es los: Thorsden Schlößner startet gleich mit 3000 Euro, der Schmerzgrenze von Leonard Morguet. Der setzt jedoch sein Pokerface auf und versucht den Preis nach oben zu treiben: "Da ist noch ordentlich Luft nach oben", sagt der 33-Jährige. Susanne Steiger erhöht auf 3300 Euro, doch nun waren alle drei Herren ausgestiegen - ein Bietergefecht, würde es nicht mehr geben. Dennoch zockt Morguet weiter und bringt Steiger dazu, ihr Gebot auf 4000 Euro zu erhöhen. Obwohl auch Sarah Schreiber nicht mehr im Rennen ist, gelingt es dem Wiesbadener, Steiger weitere 100 Euro aus den Rippen zu leiern. So geht er schließlich mit 4100 nach Hause.
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Und auch Susanne Steiger darf zufrieden sein mit ihrem Kauf: "Der funkelt wirklich bis hierher", sagt Sarah Schreiber nicht ohne Neid.
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