Soll er doch gehen, der seichte Brasilianer. Wir vermissen ihn nicht. Als eisenhartes Enfant terrible eingekauft, als Thomas Häßler wieder auf der Transferliste. So wird man nie was in der langen Produktkette des Privatfernsehens. Ansgar Brinkmann wären alle Türen offen gestanden: "Let's Dance", "Promi-Frauentausch", "Adam sucht Eva" - sogar im "Sommerhaus der Stars" hätte er noch seinen Fame gefunden. Aber: "Der Kuchen ist gegessen", beschloss der Fozzie Bär des deutschen Fußballs und packte seine Sachen. Der soll ernsthaft mal bei einem Länderspiel der Bundeswehr-Nationalmannschaft in Kiew stinkbesoffen einen Salto über den Mercedes des ukrainischen Delegationschefs gemacht haben?
Es gibt ja nichts Spießigeres als diese Leute, die den ganzen Tag nichts anderes sagen, als dass sie sich nichts sagen lassen. Bei Brinkmann genügte gestern eine lächerliche Abmahnung der Produktion für die große Welle. Der Ex-Kicker hatte verbotenerweise sein Mikro nicht umgehängt und sollte zur Strafe einen Luxusgegenstand abgeben. Eine Eigenschaft von Nonkonformisten ist ja, dass sie nicht nur ohne Ende rumnerven - sie reden auch ohne Ende darüber.
Viktor Frankensteins größter Fail im Dschungelcamp
Und so hielt Brinkmann einen langen Vortrag über sein Leben als Ich! Ich! Ich!. "Wer meine Historie kennt", hob er an, "weiß, dass ich ein Freigeist bin. 39 Trainer wollten mir sagen, was ich auf dem Platz tun soll. Ich habe gemacht, was ich will. Die Regie ist mein 40. Trainer. Glaubt ihr, dass ich das ändere?" Rhetorische Frage, logo, weiter ging's. "Mit Abmahnungen könnte ich mein Haus tapezieren, die waren mir immer scheißegal." Nach einer kurze melodramatischen Menopause ("Ich muss atmen") bog er quietschend in den Schlussakt ein ("Ihr kriegt das volle Programm jetzt!") und sagte die magische Formel. Adieu und Abgang.
Der nackte David - endlich!

Das Entsetzen unter den anderen Campern hielt sich in Grenzen. Das vorherrschende Gefühl war mehr ein Erstaunen. Vor allem bei Tina York, unserem Zombie der Herzen, Viktor Frankensteins größtem Fail. Die betagte Schlagersängerin hatte die ganze Affäre überhaupt nicht mitbekommen, weil sie - auch Sterben muss man trainieren - in einen tiefen, tiefen Tiefschlaf gefallen war. Mit einem Gesicht wie ein zerdrücktes Brötchen glotzte sie in die Runde und fragte: "Was ist denn alles los gewesen?"
Wie die Mondlandung und der Mauerfall in einem
Was man generell konstatieren muss: Die Stimmung im Dschungel ist megamies. Matthias ist "down", Kattia "total abgefuckt", Daniele war "noch nie so weit unten", David verkackte die Dschungelprüfung ("Ich hasse den Laden hier"), die Ochsenknecht musste bei der Schatzsuche aufs Klo ("Ich werde kämpfen, bis mir der Urin aus den Ohren kommt - direkt in die Kamera") und die Busenwitwe Tatjana Gsell votete gegen sich selbst ("Wenn ihr mich lieb habt, ruft nicht für mich an"). Das macht richtig Bock und ist super für die Quote. Die RTL-Regie reagierte mit einer Wohlfahrtsoffensive, die für einige Kandidaten wie die Mondlandung und der Mauerfall in einem waren: Sie schickte Kippen ins Camp.
Vor allem Daniele Negroni konnte sein Glück kaum fassen. Als hätte er einen Hamster in der Hand, herzte er sein Kontingent Glühstengel und zögerte den Moment, bis er sich eine ansteckte, genussvoll hinaus. Der Typ ist mit seiner Mischung aus schwerer Kindheit und schon mit 16 das halbe Hirn weggekifft - ja, wie gemacht für solche Formate. Ein bisschen unterbelichtet, aber ständig unter Strom. Nach der feierlichen Inhalation sprach er von einem "innerlichen Orgasmus", vom "Kick schlechthin". Die Tabakindustrie wird eine Polonaise machen. Fehlt jetzt nur noch Schnaps für die Nichtraucher.
