"Hart aber fair" Warum Frank Plasbergs Talk schon vor der Ausstrahlung für Aufregung sorgte

"Hart aber fair"-Moderator Frank Plasberg
Zu Gast bei Frank Plasberg waren der Präsident der Deutschen Krankenhaus Gesellschaft Gerald Gaß, Gesundheitsökonom Reinhard Busse, Assistenzärztin Katja Kilb Jacobsen, Arzt im Ruhestand Dr. Rainer Hoffmann, Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthaler und der AOK Vorstandsvorsitzende Martin Litsch
© Oliver Ziebe/WDR
Redet die ARD der AfD nach dem Mund? Die Ankündigung für die Polit-Talkshow "Hart aber fair" am Montagabend sorgte für empörte Reaktionen. Die Redaktion wehrt sich.

Dass sich Talkshow-Macher Kritik gefallen lassen müssen, ist nichts Neues. Ob Maybritt Illner, Anne Will oder Sandra Maischberger: Am Morgen nach den Sendungen sind die News-Portale meist voll mit Besprechungen der Sendungen, in den Trendic-Topics bei Twitter rangieren die zugehörigen Hashtags während der Ausstrahlung meist ganz oben.

Eher selten ist zu beobachten, dass die Talkshows schon weit vor Sendebeginn für Aufregung sorgen. Diese zweifelhafte Ehre wurde jetzt Frank Plasberg zuteil, der am Montagabend wie üblich mit "Hart aber fair" an den Start ging.

"Hart aber fair"-Sendung zu Flüchtlingen

AusgestrahIt wurde die Sendung im Rahmen eines Themenabends im Anschluss an die Dokumentation "Was Deutschland bewegt: Das Mädchen und der Flüchtling", die sich mit dem Mord an einer 17-Jährigen in Kandel Ende 2017 auseinandersetzt, bei dem ein Afghane unter Tatverdacht steht.

Das Thema der Ausgabe war keine Frage oder These, sondern schlicht: "Flüchtlinge und Kriminalität - Die Diskussion!". Der Untertitel: "Junge Männer, geflohen aus Krieg und archaischen Gesellschaften - für viele hierzulande Grund zu Sorge und Angst. Können solche Flüchtlinge überhaupt integriert werden? Wie unsicher wird Deutschland dadurch?"

Genau an dieser plakativen Ankündigung, gespickt mit Unterstellungen, entzündete sich die Kritik, erinnerte sie viele doch eher an das Wahlprogramm der AfD als an eine Informationssendung aus dem Angebot einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt. Eine "Saat von Verunsicherung, Ablehnung und Angst", sei die Sendungsankündigung, meinte der Medienkritiker Lorenz Meyer ("Bildblog"). Unter anderem bei Twitter machten weitere Kritiker ihrem Ärger hundertfach Luft. Eine Auswahl:

Die Redaktion verteidigte anschließend die Auswahl des Themas: "Warum das Thema Flüchtlinge jetzt? Vor uns eine starke Dokumentation der ARD. Die wollen wir aufgreifen. Ein Thema, das viele umtreibt. Starke Diskutanten wie immer bei #hartaberfair: Thema wichtig, Ergebnis offen - die Zuschauer entscheiden, welche Argumente sie überzeugen", schrieb sie bei Twitter.

"Berauscht von jeglichen Tabubrüchen rechter Hetzer"

Doch auch die Stellungnahme führte nicht zur Beruhigung, vielmehr wurden Zweifel daran laut, dass das Thema tatsächlich "viele" umtreibt. So wurde die Vermutung geäußert, dass sich die Redaktion bei der Themenauswahl von der Agenda der AfD treiben lasse: "Vielleicht wäre es ja gut, wenn sich 'Hart aber fair' mal wieder mit der Realität, der Wahrnehmung von 85 Prozent der Menschen im Lande beschäftigt", merkte etwa Grünen-Politiker Jürgen Frömmrich an. Eine andere Nutzerin schreibt der Redaktion:"Das ist nicht richtig. Es treibt eine kleine Zahl sehr lauter Menschen um. Siehe Proteste in Berlin. Die Medien sind leider nahezu berauscht von jeglichen Tabubrüchen rechter Hetzer."

Doch bei aller Kritik, eines dürfte sicher sein: Der Hashtag #hartaberfair war auch an diesem Abend wieder unter den Trending-Topics - wegen oder trotz des Themas.

Die Dokumentation "Was Deutschland bewegt: Das Mädchen und der Flüchtling" strahlt Das Erste um 20.15 Uhr aus, "Hart aber fair" anschließend um 21 Uhr. Gäste bei Frank Plasberg sind: CSU-Generalsekretär Markus Blume, Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock, BKA-Chef Holger Münch, Migrationsforscher Ruud Koopmans und Journalistin Isabel Schayani. Beide Sendungen können danach in der Mediathek des Senders abgerufen werden.

Geht's wirklich häufig nur um Flüchtlinge?

Dreht es sich bei "Hart aber fair" auffällig oft um Flüchtlinge und vermeintlich mit ihnen zusammenhängende Kriminalität? Wir haben nachgezählt. Die Themenbereiche der Sendungen der letzten zwölf Monate im Überblick:

Pflege und Gesundheit (z.B. "Waschen, pflegen, trösten - wer kümmert sich um uns, wenn wir alt sind?"): 4

Außen- und Europapolitik (z.B. "Mit dem Finger am Abzug: Wie zügellos ist Donald Trump?"): 3

Bundestagswahl (z.B. "Merkels neue Mannschaft - sieht so Erneuerung aus?"): 9

Umwelt und Naturschutz (z.B. "Ein Ozean voll Plastik - ertrinken die Meere in unserem Müll?"): 3

Wirtschaft, Steuern, Finanzen (z.B."Crash der Lebensversicherungen: Panikmache oder echte Gefahr?"): 3

Miete und Wohnen (z.B. "Mieten zu hoch, Bauen zu teuer - wenn Wohnen arm macht!"): 2

Gesellschaft und Justiz (z.B. "Macht, Mann, Missbrauch - was lehrt uns der Fall Wedel?"): 3

Armut und Reichtum (z.B. "Der Club der Reichen - wie viel Ungleichheit verträgt das Land?"): 3

Zuwanderung, Kriminalität ("Wenn Terror Alltag wird - ist Mutigsein jetzt Bürgerpflicht, "Der Bürgercheck zur Wahl: Was muss sich ändern bei Sicherheit und Zuwanderung", "Fremde gegen Deutsche, Arme gegen Arme: Was zeigt der Fall der Essener Tafel?", "Islam ausgrenzen, Muslime integrieren - kann das funktionieren?", "Wie kann das noch sein? Judenhass in Deutschland"): 5

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