Queen auf Staatsbesuch Im Schein der Versöhnung

Beim Staatsbankett am Abend hat sich die Queen für ein besseres Verhältnis zwischen Deutschen und Briten ausgesprochen. Am Mittwochabend lädt sie zu einem Benefizkonzert zu Gunsten der Frauenkirche in Dresden ein.

Die Aufarbeitung des Zweiten Weltkriegs spielt auch an diesem Mittwoch eine zentrale Rolle beim Staatsbesuch von Königin Elizabeth II. in Deutschland. In der Berliner Philharmonie lädt die Queen am Abend zu einem Benefizkonzert zu Gunsten der Frauenkirche in Dresden, die im Krieg von britischen Bomben zerstört worden war. Dies wird als Signal der Versöhnung gewertet.

Königin ermutigt junge Menschen

Am Dienstagabend hatte sich Elizabeth II. bei einem Staatsbankett mit Bundespräsident Horst Köhler gegen "stereotype Vorstellungen" im Verhältnis von Briten und Deutschen gewandt. Junge Menschen sollten ermutigt werden, das Land des anderen noch besser kennen zu lernen, sagte die Königin. Auf die von Boulevardmedien angezettelte Debatte um angebliche deutsche Wünsche nach einer Entschuldigung für die britischen Bombenangriffe ging sie nicht ein. Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte im Gespräch mit der britischen Königin die "absurde Debatte zum Thema Entschuldigung" bedauert.

Das offizielle Programm des zweiten Tags der Königin in Deutschland beginnt am Vormittag mit der Eröffnung einer Konferenz zum Klimaschutz in der britischen Botschaft. Danach wird die Monarchin von Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit an der Alten Nationalgalerie auf der Museumsinsel begrüßt. Zum Mittagessen mit Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck trifft die Queen auf Schloss Cecilienhof in Potsdam ein. Im Sommer 1945 trafen sich hier Winston Churchill, Harry Truman und Josef Stalin hier zur Potsdamer Konferenz, auf der sie die Nachkriegsordnung in Europa besprachen.

Am Nachmittag trifft die 78-Jährige auf dem Potsdamer Krongut Bornstedt Beschäftigte des Rolls-Royce-Werks im brandenburgischen Dahlewitz. Auf dem britischen Militärfriedhof Stahnsdorf legen die Königin und ihr Mann, Prinz Philip, zu Ehren der Gefallenen Großbritanniens und der Commonwealth-Staaten einen Kranz nieder. Zum Abschluss ihres vierten Staatsbesuchs in Deutschland reist die Queen am Donnerstag nach Nordrhein-Westfalen.

Royale Perfektion und viel Stil

Der Auftakt des dreitägigen Staatsbesuchs am Dienstag war in royaler Perfektion und viel Stil verlaufen. Frischer Herbstwind wehte der Queen und Prinz Philip entgegen, als sie pünktlich um 13.45 Uhr in Berlin-Tegel landen. Der leuchtend grüne königliche Hut und Mantel saßen perfekt, zur Begrüßung wurden Salutschüsse abgefeuert.

Bundespräsident Horst Köhler wartete derweil an seinem Ausweichquartier Schloss Charlottenburg. Er bestand seine Feuertaufe, den ersten großen Staatsbesuch mit Abschreiten der Ehrenformation, souverän, mit etwas schüchtern wirkendem Lächeln. Ein "bisschen Spannung wird schon dabei sein", hatte er zuvor in einem Interview verraten.

Im dunkelroten Bentley ging es danach zum Kanzleramt. Im achten Stockwerk erzählte Hausherr Gerhard Schröder der Queen, dass er sich an seinem Wohnort Hannover immer noch zu Hause fühlt, und schlug damit eine private Brücke zum Hause Windsor und den deutschen Vorfahren der Königin. Im ersten Stockwerk erlebten dann 24 Nachwuchswissenschaftler ihre große Stunde. Sie erklären der Königin und dem Kanzler, wie der Klimawandel mit den jüngsten Hochwasserfluten in Deutschland und Großbritannien zusammenhängen könnte.

Mit 15 Motorrädern durchs Brandenburger Tor

Draußen auf den Straßen Berlins waren es diesmal nicht die großen Menschenmassen, die auf die Queen warteten. An der Neuen Wache standen ein paar Hundert Schaulustige. Passanten verteilten Flugblätter, auf denen - ganz ernst gemeint - die Wiedereinführung der Monarchie in Deutschland gefordert wurde. Mit 15 Motorrädern als Eskorte fuhr die Queen durch die Hauptstadt. "Ich bewundere sie für ihre eiserne Disziplin, aber ich beneide sie nicht um diesen Job", sagt eeine Berliner Rentnerin.

Nach einem Empfang in der Botschaft, war die Queen im Adlon dann selbst Gastgeberin. Mit wehendem Haar hastete Bundestagspräsident Wolfgang Thierse in das Hotel am Brandenburger Tor, wo ihn die Windsors auf ein Tässchen Tee im Salon erwarteten. Dann eine kurze Verschnaufpause für die 78 Jahre alte Monarchin und ihren 83 Jahre alten Mann, bevor die Queen ihre mit Neugier erwartete Rede beim Staatsbankett hielt. Erst nach 21.00 Uhr endete das offizielle Programm mit gebeiztem Tafelspitz, in Spätburgunder pochiertem Dammhirschrücken und Halbgefrorenem aus karamellisierten Kürbiskernen mit Holunderbeeren von Sternekoch Heiko Antoniewicz. Dazu gab es ein Gläschen von jenem fränkischen Riesling, der zur Krönung der Queen 1953 serviert wurde.

DPA
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