Aktie stürzt ab Ericsson meldet Korruptionsverdacht in Irak-Geschäft – möglicher Zusammenhang zum IS

Der Firmensitz von Ericsson in Stockholm
Bei Ericsson könnte es in den vergangenen Jahren zu Korruptionsfällen im Irak-Geschäft gekommen sein
© Alexander Farnsworth / Picture Alliance
In den eigenen Reihen des Netzwerkausrüsters Ericsson gibt es Hinweise auf einen Korruptionsverdacht. Betroffen sind demnach Geschäfte im Irak. Möglicherweise besteht auch ein Zusammenhang zum Islamischen Staat.

Ericsson hat mögliche Schmiergeldzahlungen im Irak eingeräumt. Eine interne Untersuchung ungewöhnlicher Zahlungen bis zurück ins Jahr 2018 habe Bedenken hinsichtlich der Geschäfte im Irak ausgelöst, teilte das schwedische Unternehmen am Dienstagabend mit. An der Börse sackten die Ericsson-Papiere am Mittwoch zeitweise um 8,50 Prozent ab.

Bei den Untersuchungen, die die Jahre 2011 bis 2019 umfasst hätten, seien Hinweise auf mögliche Korruption gefunden worden, wie Geldanweisungen ohne bekannten Empfänger und Zahlungen an einen Lieferanten ohne klar umrissenen Umfang der Leistungen. Auch seien Zahlungen an Mittelsmänner geflossen und alternative Transportrouten gewählt worden, etwa um den irakischen Zoll zu umgehen.

Islamischer Staat kontrollierte Transportrouten im Irak

Einige Routen sollen zu der Zeit von terroristischen Organisationen wie dem Islamischen Staat (IS) kontrolliert worden sein, hieß es vom Konzern. Allerdings hätten die Prüfer bislang nicht herausfinden können, wer letztlich die Zahlungen empfangen habe. Ferner wurden auch Transaktionen und Zahlungen aufgedeckt, die ein potenzielles Geldwäscherisiko darstellten.

Als Reaktion auf die Untersuchungen seien mehrere Mitarbeiter entlassen sowie Disziplinarverfahren angeordnet worden. Auch seien Geschäftsbeziehungen mit bisherigen Partnern aufgelöst worden. Hinweise auf eine direkte Finanzierung des Terrornetzwerkes durch Ericsson-Mitarbeiter hatten die Ermittlungen dem Konzern zufolge nicht ergeben.

Ericsson: Korruptionsverfahren bereits in den USA 

Das Eingeständnis könnte dem Konzern neue Probleme unter anderem in den USA bringen. Ericsson hatte dort bereits 2019 gut eine Milliarde Dollar nach Korruptionsermittlungen bezahlt. Damals ging es unter anderem um das Geschäft in China, Indonesien, Vietnam und Kuwait. Ericsson musste sich damals auch verpflichten, bestimmte Dokumente und Informationen bereitzustellen – und das US-Justizministerium kam im vergangenen Oktober zu dem Schluss, dass der Konzern gegen diese Auflage verstoßen habe.

Ericsson ist neben Nokia einer der beiden großen Netzwerkausrüster, auf die Mobilfunk-Anbieter in der westlichen Welt angewiesen sind, insbesondere nachdem der chinesische Konkurrent Huawei angesichts politischer Bedenken an Boden verlor.

DPA
nk

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