Leben auf dem Flughafen. Spätestens seit dem Film "Terminal" mit Tom Hanks ist das Phänomen bekannt. Personen, die im "Niemandsland" eines internationalen Airports gestrandet sind und mit ihren Papieren nun nicht mehr weiterkommen. "Terminal" mit Hanks lehnte sich an die wahre Geschichte eines Iraners an, der 18 Jahre lang auf dem Pariser Flughafen Charles de Gaulle lebte.
Gleich fünf Russen stecken seit Monaten im Flughafen von Seoul fest, das berichtet der Nachrichtensender CNN. Sie wollten sich der Mobilisierung in Russland entziehen und kamen bis auf den internationalen Flughafen Incheon, doch weiter ging es für sie nicht, weil die Behörden sie nicht ins Land ließen.
Leben ohne echte Versorgung
Drei der Männer hausen seit Oktober auf dem Airport, zwei seit November, so ihr Anwalt Lee Jong-chan zu CNN. Das Justizministerium gewährt ihnen keinen Flüchtlingsstatus. Alle haben Widerspruch eingelegt und sitzen seitdem fest. Ihre Versorgung beschränkt sich auf das Nötigste. "Sie erhalten eine Mahlzeit pro Tag, nämlich das Mittagessen", so der Anwalt. "Aber den Rest des Tages leben sie von Brot und Getränken." Die Männer können die sanitären Anlagen benutzen, aber dürfen die Transitzone mit dem zollfreien Bereich nicht verlassen. "Sie haben nur begrenzten Zugang zu medizinischer Versorgung und keine Unterstützung für ihre psychische Gesundheit, was angesichts ihrer prekären Situation wichtig ist."

Für die südkoreanische Justiz ist die Flucht vor dem Wehrdienst nicht unbedingt ein Grund, als Flüchtling anerkannt zu werden. Im Grundsatz ist das eine gängige Meinung. Die Wehrpflicht gilt als legitime Maßnahme eines Staates, so wie die Erhebung von Steuern. Sanktionen, die ein Staat verhängt, weil man sich dem Dienst entzieht, gelten nicht unbedingt als Verfolgung. In Südkorea selbst herrscht die Wehrpflicht, die der Staat auch rigide durchsetzt.
Anwalt Lee hofft, dass die Männer vor Gericht doch als politische Flüchtlinge anerkannt werden, weil Russlands Überfall auf den Nachbarn eine völkerrechtswidrige Aggression sei. Auch südkoreanische Menschenrechtsorganisationen setzen sich inzwischen für die Männer ein. "Sie sind politische Flüchtlinge, denen Verfolgung droht", heißt es im Statement einer Organisation. Drei von ihnen haben am 31. Januar eine erste Gerichtsverhandlung.
Schwieriger Umgang mit den Wehrpflichtflüchtigen
Nach der Ankündigung der Teilmobilisierung sollen 300.000 Männer Russland verlassen haben, um sich im Ausland in Sicherheit zu bringen. Hinzu kommt eine nicht bekannte Zahl von Russen, die im Ausland leben und nun Reisen in die Heimat vermeiden. Auch in der EU ist der Umgang mit den Wehrpflichtflüchtigen umstritten. Ein weiteres Tabu-Thema sind Ukrainer, die in die EU geflüchtet sind, um sich den Dienst in den ukrainischen Streitkräften zu entziehen. Kiew fordert von den Verbündeten seit Monaten, diese Personen auch gegen deren Willen in die Ukraine zu schicken.
Quelle: CNN