Entlaufene Raubkatze Suche nach Löwin in Berlin geht weiter – Polizei mit rund 100 Beamten im Einsatz

Großraum Berlin: Suche nach Löwin hält an – Anwohner äußern sich: "Ich hab ein bisschen Angst"
© Reuters
Sehen Sie im Video: Suche nach Löwin in Berlin hält an – Anwohner zeigen sich ängstlich.




Noch fehlt jede Spur. Aber auch in der Nacht zu Freitag war die mutmaßlich entlaufene Löwin am südwestlichen Rand von Berlin ein Thema, so wie bei diesen Anwohnern: (Kind) “Also, ich habe da immer noch so ein bisschen Angst. Aber ich weiß ja, dass Mama und Papa ganz nah bei mir sind.” (Mutter) “Und die Polizei ist auch da. Deswegen musste ich immer gucken, bevor sie ins Bett geht, ob die Polizei noch da ist.” (Reporterin) “Und wie ist es Ihnen so dabei ergangen, als Sie das gehört haben heute?” (Mutter) “Also, ich fand das weniger schlimm. Heute Nacht kam ja die Ansage, dass wir Fenster, Türen und alles zuhalten sollen. Und ich dachte natürlich, das geht nicht um ein Tier, sondern um Menschen. Und das fand ich gruseliger, als jetzt zu wissen, dass vielleicht eine Löwin hier irgendwo ist. Und hier in dem Wald sind ja ganz viele Tiere sowieso, also jetzt natürlich nicht so was. Aber ist vielleicht auch nicht so begreifbar. Deswegen, mal gucken, was kommt. Wir sind ganz gespannt.” Ein Großaufgebot der Polizei ist vor Ort und die Suche wird auch am Freitag fortgesetzt. Die Bürger im Süden Berlins wurden gewarnt, nicht in den Wald zu gehen.
Seit mehr als 24 Stunden hält ein Raubtier, womöglich eine Löwin, die Polizei in Berlin und Brandenburg in Atem. Im Wald sind inzwischen Polizisten mit Maschinenpistolen und Schutzschildern unterwegs. Doch einige Experten äußern Zweifel.

Die Suche nach einem freilaufenden Raubtier in Berlin und Brandenburg ist am Freitag fortgesetzt worden. Nach Angaben der Polizei Berlin waren am Morgen gut 100 Einsatzkräfte mit der Suche beschäftigt. In der Nacht gab es demnach keine neuen Hinweise auf den Verbleib des Tieres, bei dem es sich mutmaßlich um eine Löwin handelt. Die Gemeinde Kleinmachnow in Brandenburg bittet professionelle Tierspurensucher um Hilfe. Es müsse aber zunächst ein solcher Experte gefunden werden, sagte eine Sprecherin der Gemeinde.

Hinweise auf Löwengebrüll bestätigten sich nach Angaben der Polizei in der Nacht nicht - der Lärm stellte sich stattdessen als Scherz von Jugendlichen mit einem Lautsprecher raus. "Das hilft weder der Gemeinde noch der Polizei", sagte dazu ein Polizeisprecher.

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Polizisten sollen Raubkatze "gesichert" gesehen haben

Die Suche nach dem Raubtier begann in der Nacht auf Donnerstag. In Kleinmachnow an der Grenze zu Berlin soll das Tier gesichtet und gefilmt worden sein, der Videoschnipsel machte am Donnerstag die Runde durch die sozialen Netzwerke. Die Ermittlungsbehörden schätzen das Video als echt ein. Polizisten gaben nach Angaben einer Behördensprecherin an, das Tier "gesichert" gesehen zu haben. Weitere mögliche Sichtungen gab es am Donnerstagnachmittag und Abend auf Berliner Stadtgebiet, nahe der südlichen Grenze zu Brandenburg.

Offen ist weiter, ob es sich bei dem gesuchten Tier um eine Löwin, eine andere Raubkatze oder überhaupt ein Raubtier handelt. Ein Haar, das vom Gemeindejäger am Donnerstag im RBB-Fernsehen gezeigt wurde, soll im Labor analysiert werden. "Wir wissen noch nicht, was es ist", sagte die Sprecherin der Gemeinde Kleinmachnow dazu. Auch Wildschweine scheuerten sich gerne an Bäumen.

Berlins Wildtierexperte Derk Ehlert sagte im RBB-Inforadio, dass er auf dem bekannten Video nur zwei Wildschweine erkenne, die von links nach rechts laufen. "Ich glaube aber natürlich den Zeugen, den Kollegen von der Polizei in Berlin, die ein derartiges Tier auch real gesehen haben", ergänzte Ehlert. Dennoch mache es ihn stutzig, dass bisher keine Spuren gefunden werden konnten.

Löwin in Berlin: Polizei geht Bürger-Hinweisen nach

Beteiligt an der Suche sind seither neben zahlreichen Polizisten auch Veterinärmediziner und der Berliner Stadtjäger. Im Wald sind Polizisten mit Maschinenpistolen und Schutzschildern unterwegs. In der Nacht konzentrierte sich der Einsatz auf Berliner Seite auf einen Bereich im Stadtteil Zehlendorf. Parallel dazu setzte auch die Polizei in Brandenburg in der Nacht ihre Suche fort, die Beamten waren dazu in mehreren Gruppen unterwegs.

Es seien immer wieder Hinweise von Bürgern bei der Polizei und dem zuständigen Ordnungsamt eingegangen, teilte die Polizei mit. Diese würden systematisch geprüft. "Bislang führte keiner der Hinweise zur Feststellung des gesuchten Wildtieres."

Denn konkrete Spuren fehlen bislang: Weder Blut noch Kot oder Pfotenabdrücke deuten auf die Präsenz des Tieres in der Region hin. Aus Sicht des Veterinärmediziners Achim Gruber von der Freien Universität Berlin bleiben nicht zuletzt deswegen Zweifel, ob es sich wirklich um eine Löwin handelt. "Ich halte es für möglich, dass das eine Löwin ist, bin aber nicht davon überzeugt", sagte Gruber am Donnerstagabend in einem RBB-Spezial. Er setze auf die Jagdhunde, die nach dem Tier suchten. Wenn diese keine Spuren fänden, sei dies "ein starkes Puzzelstück" gegen die Hypothese, dass man es mit einer Löwin zu tun habe.

Frage nach Herkunft bleibt ein Rätsel

"Grundsätzlich kann ein Löwe nicht einfach weg sein, auch so eine Löwin nicht. Sie hinterlässt Spuren", sagte Wildtierexperte Ehlert im RBB-Inforadio. "Es ist schon sehr auffällig, dass an der Stelle, wo das Tier gesehen und gefilmt wurde, nicht mal ein Trittsiegel zu sehen ist." Dennoch könne es sein, dass das Tier in Berlin und Brandenburg rumläuft.

Im Rahmen der Suche wurde nach Polizeiangaben auch ein privater Tierhalter überprüft. Das Tier, das diese Person halte, sei noch da, sagte der Sprecher der Polizeidirektion West, Daniel Keip, am Freitagmorgen. Nähere Angaben etwa dazu, wo das Tier gehalten werde, wollte er nicht machen. Das Landesamt für Umwelt teilte mit, im Tierbestandsverzeichnis seien 23 Löwen aus drei Zirkusunternehmen, zwei Zoos und einer privaten Haltung in Brandenburg erfasst. Der Polizei seien die Kontaktdaten übermittelt worden.

Hinweis: Aufgrund der dynamischen Lage wird dieser Artikel stetig aktualisiert.

DPA
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