Sachsen Angst vor dem Höchststand der Elbe

Die Hochwasserlage an der Elbe hat sich verschärft: Mehr als Tausend Menschen mussten ihre Wohnungen und Häuser verlassen. Die Höchststände der Pegel sind noch nicht erreicht, der Druck auf die Deiche wächst. Auch in Tschechien ist die Lage angespannt.

Banges Warten an der Elbe: Die Menschen an dem Strom, der von Tschechien bis zur Nordsee fließt, müssen mit einem länger andauernden Hochwasser rechnen. Der Fluss schwillt nach den Prognosen weiter an und wird am Dienstag seinen Höchststand erreichen. Allerdings wird der Stand wesentlich niedriger sein als bei der Jahrhunderflut 2002. In Tschechien mussten mehrere tausend Menschen wegen der Überschwemmungen an der Elbe ihre Wohnungen verlassen. Bis zum Samstag verloren fünf Menschen durch die Fluten im Land ihr Leben. In Sachsen vertrieb das Wasser mehrere hundert Menschen aus ihren Häusern. Für mehrere Orte galt am Wochenende Katastrophenalarm.

In der Nacht zum Sonntag waren die Wasserstände der Elbe nur ganz langsam gestiegen oder stagnierten sogar. Am Pegel in Dresden wurden am Vormittag 7,33 Meter gemessen, bis Dienstag sollen es 7,65 bis 7,85 Meter werden. Im August 2002 waren es 9,40 Meter. Normal sind zwei Meter. Die Schwankungen in den Prognosen erklärte die Landeshochwasserzentrale damit, dass es am Oberlauf in Tschechien regnet und dort aus Stauseen an der Moldau dosiert Wasser abgelassen wird, um Prag vom Hochwasser der Moldau zu entlasten. Die Moldau mündet bei Melnik in die Elbe.

"Zur Zeit ist ein bisschen Luft holen angesagt"

In Tschechien galt am Sonntag bereits an 58 Orten die höchste Hochwasserwarnstufe. Besonders betroffen war Mähren. Dort überflutete die March nach einem Dammbruch Teile der Altstadt von Olomouc (Olmütz). Mehrere tausend Bürger sollten ihre Wohnungen verlassen, in der südmährischen Region Znojmo (Znaim) vertrieb die Thaya ebenfalls mehrere tausend Menschen.

Für die Region Usti nad Labem (Aussig) an der Elbe wurde am Sonntag der Notstand ausgerufen. Durch die seit Tagen andauernden Überschwemmungen haben in Tschechien bereits fünf Menschen ihr Leben verloren. Ministerpräsident Jiri Paroubek erwartet, dass die Lage bis Mitte April ernst bleibt: "Schneeschmelze, Windstärke und Niederschläge können wir nicht beeinflussen."

In Dresden sagte Stadtsprecher Sven Kindler: "Zur Zeit ist ein bisschen Luft holen angesagt, aber die Situation bleibt natürlich angespannt." Im Stadtteil Gohlis zogen mehr als 300 Bewohner aus Sicherheitsgründen zu Freunden und Verwandten. Dort schwappte die Elbe über den Deich. In Meißen gab es kein Haus mehr mit einem trockenem Keller. Im oberhalb von Dresden gelegenen Landkreis Sächsische Schweiz warteten Sonntagmorgen noch immer 650 Menschen darauf, nach Hause zurückkehren zu können. In Pirna stand die Altstadt weiter unter Wasser. Von Aufatmen könne keine Rede sein, sagte ein Sprecher. In einigen Orten fällt Montag die Schule aus.

"Wir sind besser vorbereitet als 2002"

"Wir haben keine Katastrophe wie im August 2002, die Schäden sind nicht vergleichbar und wir sind besser vorbereitet", stellte Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) am Samstag fest. "Insgesamt ist die Lage beherrschbar." Innenminister Albrecht Buttolo (CDU) würdigte die Zusammenarbeit der deutschen und tschechischen Behörden. "Alles läuft wesentlich besser als 2002." Sachsen erhält jetzt auch Hilfe von der Bundeswehr und aus anderen Bundesländern. So helfen Soldaten und Bereitschaftspolizisten aus Thüringen, Deiche zu sichern. In Sachsen-Anhalt nahmen Deichwachen ihren Dienst auf. Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) schätzte die Lage an der mittleren Elbe als nicht dramatisch ein.

Unterdessen stellten sich die Anrainerländer der Donau ebenfalls auf steigende Fluten ein. Ungarn verstärkte seine Schutzmaßnahmen. In Pilismarot bei Esztergom im Norden des Landes müssen seit Sonntag 50 Menschen in ihren vom Wasser umspülten Häusern mit Booten versorgt werden. In Budapest wurde ein neun Meter hoher Sandsackwall zum Schutz von Uferstraßen aufgetürmt. Dort sollte die Donau bis Montag auf 8,40 Meter anschwellen. Im Südosten Rumäniens sind bereits mehrere Uferregionen überschwemmt.

DPA
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