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Auffällige Brandserie Hunderte Feuer in Griechenland: Ermittlungen wegen Verdacht auf organisierte Brandstiftung

Feuerwehrmänner in Fyli, einem Vorort von Athen in Griechenland
Feuerwehrmänner in Fyli, einem Vorort von Athen. Die Behörden in Griechenland befürchten, dass die schweren Waldbrände im Land absichtlich gelegt wurden
© ANE Edition / Imago Images
In Griechenland wüten seit Tagen extreme Waldbrände. An verschiedenen Orten im Land brachen zeitgleich Feuer aus, zudem entzündeten sich gleich mehrere Brandherde an einer Stelle. Nun besteht der Verdacht auf vielfache Brandstiftung.

Nach Angaben der EU-Kommission sind die aktuellen Brände in der Hafenstadt Alexandroupolis die größten in der Geschichte der Europäischen Union: Vergangenen Samstag ging das Flammeninferno in Griechenland in der Grenzregion Evros los, das Feuer ist noch immer außer Kontrolle. In Alexandroupolis wurde am Montagabend vorsichtshalber das Krankenhaus evakuiert.

Nahe Athen brennt es ebenfalls großflächig. Inzwischen sind die Flammen hier bis zum Gebirge Parnitha vorgedrungen, welches mit seinem Kiefernwald als die grüne Lunge Athens gilt und Nationalparkgebiet ist. Über der griechischen Hauptstadt breiteten sich dichte Rauchwolken aus, die teils sogar die Sonne verdeckten. Laut einem Bericht der Tageszeitung "Kathimerini" waren zwischenzeitlich bis zu 80 Prozent der gesamten Fläche Griechenlands von Rauchwolken bedeckt. Längst sind sie auch auf Satellitenbildern deutlich zu sehen.

Hunderte Waldbrände in Griechenland

Von vergangenem Freitag bis Dienstag wurde die Feuerwehr zu 355 Waldbränden gerufen, sagte Bürgerschutzminister Vasilis Kikilias am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. "Es ist der schlimmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen", so Kikilias. Auffällig dabei: in der Grenzregion Evros im Nationalpark Dadia hätten sich dem Bürgerschutzminister zufolge 15 Feuer gleichzeitig entzündet. 

Außerdem begannen die anhaltenden Brände nahe Athen nur drei Tage nach jenen im Nordosten des Landes, welche bereits seit sechs Tagen Natur wie Dörfer in Asche legen. Feuer gibt es aktuell auch auf Euböa und in Lakonien. Allein in den vergangenen 48 Stunden habe es dem Bürgerschutzminister zufolge 209 neue Brände gegeben. Die Behörden hatten aufgrund der Hitze und der prognostizierten Winde zwar vor einer extrem hohen Waldbrandgefahr gewarnt, jedoch sieht es angesichts der Umstände in Griechenland danach aus, dass zahlreiche Brände mit Absicht gelegt wurden.

Gefängnisstrafe bei Brandstiftung möglich

Tatsächlich wurden in den vergangenen Tagen zahlreiche Verdächtige festgenommen, die fahrlässig oder vorsätzlich für ein Feuer verantwortlich sein sollen. Der Sprecher der griechischen Feuerwehr, Ioannis Artopoios, teilte am Mittwochabend in einer Presseveranstaltung mit, dass 140 Personen wegen Brandstiftung festgenommen wurden – 23 davon sollen mit Vorsatz gehandelt haben. Georgia Adilini, Staatsanwältin am Obersten Gerichtshof, ordnete Ermittlungen an, um Beweise für eine organisierte Brandstiftung zu finden.

Erst vergangenen Monat hatte es heftige Waldbrände in Griechenland gegeben. Besonders dramatisch war die Lage bei Volos und auf der Insel Rhodos, auf der 20.000 Menschen in Sicherheit gebracht wurden. Im Juli verbrannten 520.000 Hektar Land. Es gab 21 Festnahmen. Daraufhin verschärfte die griechische Regierung die Strafen für Brandstifter erheblich. Bei fahrlässiger schwerer Brandstiftung droht nunmehr eine Geldstrafe von 30.000 Euro. Außerdem können die Kosten für den Feuerwehreinsatz in Rechnung gestellt werden. Bei Wiederholungstätern soll sich der Betrag verdoppeln, bei vorsätzlicher Brandstiftung droht eine Gefängnisstrafe.

Minister droht Brandstiftern

Löschmaßnahmen aus der Luft können nur bei Tageslicht erfolgen. Um in Parnitha noch Schlimmeres zu verhindern, versuchte ein Löschkommando in der Nacht auf Donnerstag eine weitere Ausbreitung des Brandes zu verhindern. Am heutigen Donnerstagmorgen kam es dann am Fuß des Gebirges zu neun Brandanschlägen. Bürgerschutzminister Kikilias zeigte sich wütend und teilte mit, dass mehrere Verdächtige in Gewahrsam genommen worden seien. "Was hier geschieht, ist nicht nur inakzeptabel, sondern obszön und kriminell", sagte er und warnte: "Sie begehen ein Verbrechen gegen unser Land. Sie werden nicht ungestraft davonkommen. Wir werden Sie finden und Sie werden vor Gericht gestellt." So würden die Fahnder der Feuerwehr, die Polizei und der Geheimdienst alles tun, um die Brandstifter zu verhaften, heißt es von offizieller Seite. 

Schließlich haben die diesjährigen Waldbrände in Griechenland bereits mehrere Dutzend Menschen das Leben gekostet. Am Dienstag sorgte der Fund von 18 Leichen auf der griechischen Seite des Grenzflusses zur Türkei für Entsetzen. Sie hatten sich offenbar in dem Wald aufgehalten und waren den Flammen zum Opfer gefallen. Wie viele Tiere starben, ist bislang unbekannt. Klar ist hingegen, dass bis Mittwoch riesige Landesflächen verbrannt sind. Mehr als 1.200.000 Hektar sollen es sein, wie der griechische Wetterdienst Meteo am Donnerstag mit Verweis auf Daten der Europäischen Beobachtungsstelle für Waldbrände schrieb. Der Wert sei drei Mal so hoch, wie im Schnitt jährlich in den Jahren 2006 bis 2022 in Griechenland verbrannt seien. 

Quellen:Kathimerini, Meteo, Skai, Griechische Feuerwehr, mit Material der dpa

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