Es gibt Feuer, die stehen sozusagen unter Denkmalschutz. Wie ein seit 250 Jahren schwelendes Kohleflöz im Saarland: Der "brennende Berg" wurde schon von Johann Wolfgang von Goethe bewundert und ist immer noch eine Touristenattraktion. In Turkmenistan glimmt seit 1971 spektakulär Erdgas in einem Krater und 2010 fackelten über ganz Russland verteilt monatelang die Torflandschaften ab. Dass die Erde brennt, passiert oft und so gesehen hatte Thomás Malyuß von der Bundeswehr in Meppen gar nicht mal unrecht, als er jetzt achselzuckend meinte, dass das Moor ja eh gebrannt hätte. Auch ohne Raketenbeschuss. Dass es nicht SO gebrannt hätte, steht dann auf einem anderen Blatt.
Es brennt wegen eines kaputten Löschwagens
Ein Bundeswehr-Hubschrauber hatte Anfang September bei einem Waffentest das Moor am Bundeswehrschießplatz WTD 91 in Flammen gesetzt. Üblicherweise werden solche Brände umgehend gelöscht, doch der Löschwagen war kaputt, weswegen es nun seit zwei Wochen brennt im Emsland – und der Qualm sogar noch im 230 Kilometer entfernten Hamburg zu riechen ist. Das Geschoss ist der Auslöser - die Trockenheit spielt aber auch eine wichtige Rolle.
Der Wettersatellit "Soumi NPP" hat vom Brand ein beeindruckendes Foto gemacht. Beeindruckend aus zwei Gründen: Zum einen zeigt es ein nahezu wolkenloses Norddeutschland - selten genug - wo an einer Stelle etwas Rauch emporsteigt und nach Norden zieht. Es ist die Säule des Meppener Moorfeuers. Zum anderen: Der Himmel ist nahezu wolkenlos wie seit Monaten schon und der Rekordsommer und die Dürre hat das emsländische Moor derartig ausgedörrt, dass schon der kleinste Funke für ein beispielloses Feuer sorgen kann.
Dabei sind Moorbrände in der Gegend nicht unüblich. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts haben die dortigen Bauern regelmäßig Feuer gelegt, um in den fruchtbaren Aschebetten ihr Getreide zu säen. Brandrodung ist sicher nicht die umweltfreundlichste Kulturtechnik, aber eine sehr alte. Problematisch wird sie immer dann, wenn absichtliches oder unfreiwilliges Zündeln auf extreme Trockenheit trifft. 1997/1998 zum Beispiel gab es verheerende Waldbrände in Indonesien, die durch Torfbrände ausgelöst und durch eine von El Niño ausgelöste Dürre verstärkt worden. Bis fast ein Meter in die Tiefe hat der Torf wochenlang vor sich hin geschwelt.
Nützliche Moorbrände
Manchmal benötigt die Natur sogar Moorbrände. In der russischen Baikal-Region etwa gibt es eine Kiefernart, deren Samen nur aufgehen können, wenn sie von Feuer geröstet werden. Brände können mitunter auch zugelaubte Böden wieder freimachen. "Einige Ökosysteme profitieren durch Flammen, aber damit sich Tiere und Pflanzen erholen können, darf es nicht zu oft brennen. Dasselbe Waldgebiet steht von Natur aus vielleicht alle 150 Jahre mal in Flammen", sagte Moorforscher Sebastian Schmidt vor einigen Jahren der "Zeit".
Wie lange der Glut unter dem emsländischen Boden noch lodern wird, ist völlig unklar. Zwar soll es in den kommenden Tagen wieder regnen, aber Experten glauben, dass die erwarteten wenigen Schauer nicht ausreichen werden. Bislang pumpt die Feuerwehr unablässig Wasser ins Moor, um die Glutnester zu löschen. Das Problem bei Feuern dieser Art: sie lodern unterirdisch und erzeugen wenig bis keine Flammen. Deshalb sind sie schlecht zu lokalisieren. 500 zusätzliche Feuerwehrleute versuchen, ein Übergreifen des Brandes auf zivile Flächen zu verhindern. Ein Warnung sind die Torfbrände von 2010 in Russland: Damals starben mehr als 50 Menschen und zahllose Dörfer wurden eingeäschert.
Sind Sie unmittelbar von dem Moorbrand betroffen und haben Sie Lust, uns Ihre Erlebnisse mitzuteilen? Zum Beispiel, inwiefern Sie der Brand in Ihrem Alltag beeinträchtigt? Dann schreiben Sie uns unter leseraufruf@stern.de. Gerne können Sie auch Fotos oder Videos von vor Ort schicken.