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Krieg, Hoffnung, Deutschland Flüchtlinge berichten von ihrem Leidensweg

Sie flohen vor Gewalt, Hass und Krieg - stetig in Angst um ihr Leben und das ihrer Familien. Unter katastrophalen Bedingungen reisten sie in den Westen. Nun sind sie in Deutschland. Sechs Flüchtlinge und ihre Geschichten

Sie sind vor dem Krieg geflohen, aus Staaten, in denen ein Terrorherrscher an der Macht ist. Darüber, was sie auf ihrem Weg nach Deutschland erlebt haben, können viele Flüchtlinge kaum sprechen. Sie zweifeln daran, ihre Heimat, Eltern und Freunde jemals wieder zu sehen. Mit Hilfe einer Arabisch sprechenden ehrenamtlichen Dolmetscherin hat die Deutsche Presse-Agentur sechs Migranten aus dem Flüchtlingswohnheim des Deutschen Roten Kreuz in Hannover-Ahlem befragt. 

Al Tahir (29) aus dem Sudan

"Ich musste flüchten, im Sudan ist viel Krieg." Der Elektriker ließ seine Eltern und sechs Geschwister zurück und nahm die typische Route nach Europa. In Libyen stieg er gemeinsam mit 300 Menschen in ein Boot, floh über das Mittelmeer nach Italien. Vor etwa einem Jahr kam er erst nach Braunschweig, dann nach Hannover. "Ich war sehr fröhlich, dass ich angekommen war, hatte aber Angst, dass ich abgeschoben werde", sagt Al Tahir. Am meisten vermisst er seine Mutter, will aber trotzdem nie zurück in seine Heimat. "Ich möchte eine Ausbildung machen, mich integrieren und heiraten."

Salman (28) aus dem Sudan

Seine Flucht nach Deutschland hat Salman ohne Gepäck angetreten. "Es gab Luftangriffe, ich musste so schnell wie möglich flüchten." Es war nicht daran zu denken, Dokumente, Zeugnisse oder ein Foto seiner Familie einzustecken. Wo seine Eltern und seine fünf Geschwister gebliegen sind, weiß er nicht. Zur Region Darfur gibt es keinen Handy-Kontakt. Deutschland hat Salman von Anfang an begeistert: "Es ist eine sehr schöne Landschaft, die Menschen sind hilfsbereit", sagt der 28-Jährige. "Ich möchte hier einen Beruf lernen, am liebsten Automechaniker."

Ayham (24) aus Syrien

Der Wirtschafts-Student hat seine Frau und sein vier Monate altes Baby in einem Flüchtlingslager in der Türkei zurückgelassen und sich mit neun anderen Männern auf die Ladefläche eines Lkw gesetzt. Das ist acht Monate her. "Ich hatte Angst, aber egal, Hautsache weg aus Syrien." Ayham stammt aus Ar-Raqqa, der Hochburg der Terrormiliz Islamischer Staat. Als der IS ihn als Kämpfer haben wollte, ist er sofort geflüchtet. In Chemnitz stieg er aus dem Laster, über Friedland kam er nach Hannover. Jetzt bemüht er sich, seine Frau und seinen Sohn nachzuholen. "Ich träume von dem Tag, an dem sie auch herkommen", sagt Ayham.  

Nda Alassane (31) von der Elfenbeinküste

"Ich war politisch engagiert und wurde deshalb verfolgt", sagt der Ivorer. Erste Station in Europa war Griechenland, nach einiger Zeit schaffte er es weiter nach Ungarn. "Dort schlugen Rassisten mich, seitdem habe ich Probleme mit meinem Knie", erzählt er. "Hier in Deutschland sagen dir die Menschen dagegen, dass du willkommen bist." Jetzt möchte Nda Alassane Deutsch lernen, Arbeit finden und einfach in Frieden leben. "Viele Freunde sind gestorben."

Kflezghi (31) aus Eritrea

Kflezghis Heimatland wird auch das Nordkorea Afrikas genannt. Experten werfen dem Regime willkürliche Hinrichtungen sowie systematische Folter vor. Bereits vor sechs Jahren flüchtete Kflezghi ins Nachbarland Sudan, weil er vom Militär eingezogen wurde. Nach fünf Jahren im Sudan wagte er den gefährlichen Weg nach Europa. Seit einem Jahr ist er in Hannover. "Ich bin sehr glücklich, hier zu leben." Der Fahrer möchte sich weiterbilden und Automechaniker werden.

Tesfa (32) aus Eritrea

"Alles an der Flucht war riskant. Durch die Sahara zu kommen, ist schwierig. Auch dort herrscht Krieg." Doch die Diktatur in Eritrea sei noch schlimmer als alle Gefahren der Flucht. Tesfa hat einen Studienabschluss in Ökonomie und arbeitete als Lehrer. Weil er gut Englisch spricht, hilft er seinen Landsleuten im Wohnheim. "Ich lebe in Freiheit und fühle mich sicher", sagt er über Deutschland. Das Warten, ohne arbeiten zu dürfen, fällt Tesfa allerdings schwer. "Ich habe das Gefühl, meine Ressourcen zu verschwenden." Möglichst bald will er das Geld für seinen Lebensunterhalt selber verdienen.

amt DPA

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