Eine der wichtigsten Strecken im deutschen Bahnverkehr, die Verbindung Berlin-Hannover, wurde am Freitagmorgen komplett gesperrt. Mittlerweile läuft der Verkehr wieder von der Hauptstadt in Richtung Hannover. Auslöser für die Sperrung waren vereiste Oberleitungen auf weiten Teilen der Ost-West-Achse, wie ein Bahnsprecher am Morgen sagte. Fünf Züge - darunter vier ICE - mit Hunderten von Passagieren waren deshalb dort gegen Mitternacht stundenlang liegengeblieben. Mit der Sperrung drohen ausgerechnet mitten im Weihnachtsreiseverkehr im Norden und Osten Deutschlands massive Verspätungen im Zugverkehr.
Die ersten Züge in Richtung Hannover sind um 7.30 Uhr in der Hauptstadt gestartet. In der Gegenrichtung dauert die Sperrung aber noch an. Dort steht auch noch ein Güterzug. Alle Personenzüge auf dem Gleis in Richtung Berlin seien entweder von herbeigerufenen Dieselloks abgeschleppt worden oder zumindest unterwegs. Auch für den Güterzug komme Hilfe.
"Die Heizung funktioniert"
Die Sperrung hatte sich angekündigt, als gegen Mitternacht vier ICE und ein IC zwischen Hannover und Berlin mit Stromproblemen liegengeblieben waren. Daher mussten nach Auskunft der Bahn 700 Fahrgäste stundenlang auf offener Strecke ausharren. "Die Heizung funktionierte aber", sagte der Sprecher. Die für den Schienenverkehr zuständige Bundespolizei sagte, die fünf Züge hätten zwischen Oebisfelde östlich von Wolfsburg und Stendal in Sachsen-Anhalt gestoppt. Ein Sprecher der Rettungsleitstelle im Altmarkkreis Salzwedel sagte, die Bahn habe das Problem alleine lösen und keine Hilfe in Anspruch nehmen wollen.
Ebenfalls nicht befahrbar ist die Strecke Magdeburg - Helmstedt. Probleme gibt es laut der Sprecherin auch auf der Strecke Hamburg -Hannover, wo es zu Verspätungen komme. Den Angaben zufolge gibt es in allen Regionen nördlich von Berlin Schwierigkeiten wegen vereister Oberleitungen. In den anderen Bundesländern sei die Lage relativ ruhig. In Schleswig-Holstein sind mehrere Zugverbindungen eingestellt.
Im Schneckentempo auf der Autobahn
Tausende Autofahrer im Norden haben in der Nacht vor Heiligabend in einer wahren Geduldsprobe auf glatten und vereisten Straßen vorankriechen müssen. Während in Niedersachsen vor allem Eis das Problem war und den Autobahnverkehr teilweise sogar zum Erliegen brachte, sorgten in Schleswig-Holstein Schnee und Sturm für massive Behinderungen. Und der Deutsche Wetterdienst DWD in Offenbach kündigte für den Nordwesten neue ergiebige Schneefälle an.
Nur noch geräumt, nicht gestreut
Die Warnung der Verkehrsmanagementzentrale (VMZ) in Hannover las sich in der Nacht dramatisch: "In Niedersachsen ist der Verkehr witterungsbedingt teilweise zum Erliegen gekommen", hieß es um kurz nach 22 Uhr. Den Angaben zufolge waren von den chaotischen Verhältnissen auch die für ganz Deutschland wichtigen Achsen der Autobahnen 1, 2 und 7 betroffen - aber auch Bundes- und Landstraßen. Am Morgen kündigte die VMZ an, dass auf allen niedersächsischen Autobahnen nur noch die rechte Fahrspur geräumt und gestreut werde. Die linken Fahrstreifen seien teilweise nicht mehr passierbar. Auf Bundes- und Landstraßen werde nur noch geräumt, nicht mehr gestreut.
Am frühen Morgen gegen 3 Uhr meldete die Autobahnpolizei für die A1 und die A28 "eine katastrophale Verkehrslage". Auf der gesamten A1-Strecke von Bremen über Wildeshausen bis nach Cloppenburg habe es "ganz viele Unfallmeldungen" gegeben. Zunächst war aber von Verletzten nichts bekannt. Auch auf der A28 Bremen Richtung Oldenburg habe es etliche Unfälle gegeben. Auch Lastwagen seien betroffen.
Am Donnerstagabend hatte es die wichtige Ost-West-Achse der A2 erwischt. "Die Lage ist sehr brisant. Wir haben viele Unfälle, teilweise geht es nach wie vor nur im Schritttempo voran", sagte ein Sprecher der Autobahnpolizei Braunschweig gegen 23.30 Uhr. Die Winterdienste könnten nicht dagegen anarbeiten.
Ein Autofahrer, der von Hannover nach Wolfsburg unterwegs war, meldete gegen 21.00 Uhr: "Geschlossene Eisdecke auf der A2." Er komme seit zwei Stunden nur mit 10 Stundenkilometern voran. Auf der Gegenrichtung Braunschweig-Hannover berichtete eine Autofahrerin gegen 21.30 Uhr, sie habe dreimal so lange gebraucht wie sonst.
Straßensperrungen im Norden
Neben den Autobahnen waren überall zwischen Harz und Küste auch Bundes- und Landstraßen betroffen. So meldete die VMZ etwa für die ostfriesische L8, die nördlich von Aurich zum Deich nach Bensersiel führt: "In beiden Richtungen Schneeverwehungen, beide Fahrtrichtungen gesperrt". Die Insel Langeoog und ihre Fährverbindung sei damit in der Nacht vor Heiligabend für Autos nicht mehr zu erreichen gewesen.
In Schleswig-Holstein sah es nicht besser aus. Die Polizei in Flensburg meldete gegen 1 Uhr morgens: "Hier schneit es ordentlich. Der Verkehr ist stark beeinträchtigt. Noch immer fahren sich Autos fest." Weiter südlich in Kiel berichtete ein Polizeisprecher gegen 3 Uhr: "Wir haben erhebliche Probleme." In der westlichen Kieler Förde in der Gegend Schwansen seien große Teile des Landkreises für den Verkehr gesperrt. Die Schneeverwehungen seien einfach zu heftig.
Je südlicher, desto entspannter
Weiter Richtung Süden deutete sich hingegen eine Entspannung der Lage an. Die Einsatzleitstelle Eutin südöstlich von Kiel und nördlich von Lübeck meldete: "Soweit gibt es keine neuen festgefahrenen Autos mehr." Auch von der Ostseeinsel Fehmarn hätten die Kollegen keine größeren Probleme gemeldet. Dort hatten am Tag zuvor nach ergiebigem Schneefall und kräftigem Wind mehrere Straßen gesperrt werden müssen.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) meldete in der für ganz Schleswig-Holstein Schneefall oder sogenanntes Schneefegen, was vom Wind aufgewirbelte Flocken bezeichnet. Überall lagen die Temperaturen leicht unter Null Grad. Weiter südlich in Hamburg war es hingegen ruhiger. "Wir hatten eine relativ entspannte Nacht", sagte ein Sprecher der Feuerwehr am frühen Morgen gegen 4 Uhr.
Im Osten Deutschlands war die Situation hingegen entspannter. Dort meldeten die Polizeidienststellen zwar auch Eis und Schnee, aber nur örtlich gab es massive Verkehrsbehinderungen. In der Mitte und im Süden Deutschlands verlief die Nacht ruhig. Unfälle gab es selten.
Eisregen und Glätte in Bayern
Auf den Straßen in Bayern wird es Heiligabend stellenweise extrem glatt. Der Verkehrslagedienst der Polizei warnte vor Eisregen und Glätte besonders im Spessart und in Unterfranken. Vor allem die Autobahn 3 Würzburg-Passau sowie die Autobahn 45 bei Aschaffenburg seien betroffen. Im Laufe des Tages rechnen die Meteorologen zunächst mit Schneeregen für weite Teile Bayerns, der gefrieren kann und der auch in Schneefall übergeht.
Flugverkehr in Frankreich und Düsseldorf ausgebremst
Wegen des Winterwetters hat die französische Flugsicherung für Freitagvormittag zur Annulierung der Hälfte aller Flüge am Pariser Großflughafen Roissy Charles de Gaulle aufgerufen. Wegen Minustemperaturen und eines Mangels an Enteisungsflüssigkeit für die Flugzeuge sollten die Airlines bis 13 Uhr 50 Prozent aller Flüge absagen, teilte die Behörde in der Nacht zum Freitag mit.
In der Nacht zum Freitag saßen rund 2000 Passagiere auf dem größten Flughafen Frankreichs fest, wie die französischen Medien berichteten. Den gestrandeten Passagieren wurden Feldbetten und warme Decken zur Verfügung gestellt.
Wegen anhaltend starker Schneefälle in der gesamten Nacht wird der Flugbetrieb am Düsseldorfer Flughafen am Freitag voraussichtlich erst gegen 11.00 Uhr starten. Der Winterdienst des Flughafens sei mit seinen rund 20 Spezialfahrzeugen im Einsatz, teilte der Airport mit. Da jedoch stetig neuer Schnee falle, könnten die Räumdienste die Start- und Landebahnen, die Rollwege und das Vorfeld zurzeit nicht ausreichend von Schnee freihalten.