Legalisierung Was Cannabis-Raucher jetzt dürfen – und was nicht

Frau raucht Cannabis
Wer legal Cannabis rauchen will, muss sich auch April an einige Regeln halten
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Cannabis zu rauchen ist ab April für Erwachsene nicht mehr per se illegal. Doch wer legal kiffen will, muss sich auch nach der Legalisierung noch an Regeln halten. Und sollte wissen, wie Cannabis wirkt. 

Ab April 2024 dürfen Erwachsene in Deutschland ganz legal kiffen. Sie müssen sich aber an ein paar Regeln halten. Für Minderjährige bleiben der Konsum und der Erwerb von Cannabis beispielsweise weiter verboten. Die wichtigsten Fragen und Antworten für das legale Kiffen im Überblick. 

Wie wirkt Cannabis überhaupt?

Waren wir zum Beispiel durch eine Bedrohungslage in Alarmbereitschaft, gibt es im Körper einen bestimmten Ablauf, der das Nervensystem wieder beruhigt. Dabei werden körpereigene Cannabinoide ausgeschüttet. Diese docken dann an Bindungsstellen im Gehirn, den CB-Rezeptoren, an. So erhält das Herz etwa den Auftrag, wieder langsamer zu schlagen. 

Kifft eine Person, dockt das THC aus dem Joint an diese Rezeptoren an. Und eben nicht die körpereigenen Cannabinoide. Das THC bringt dadurch den körpereigenen Ablauf durcheinander, indem es zum Beispiel die Freisetzung von Neurotransmittern, die Informationen von einer Nervenzelle zur anderen bringen, ohne Grund hemmt. Durch das THC wird vermehrt das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet und man fühlt sich high. Wie genau sich der Konsum aber auswirkt, hängt etwa von der Umgebung, der Art des Konsums, der eigenen Verfassung und dem THC-Gehalt ab. Jeder Rausch ist also anders, informiert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Wie schädlich ist Cannabis?

Die Wirkung der Inhaltsstoffe von Cannabis ist nicht berechenbar und sehr individuell. Wer einen Joint raucht, kann sich durch diese Wirkungsweise euphorisch, gelassen, leicht und entspannt fühlen. Ebenso kann es zu Angst und Panik sowie einer eingeschränkten Wahrnehmung der Umwelt kommen. Auch Übelkeit, Herzrasen und Schwindel können nach dem Zug am Joint auftreten – bis hin zum Kreislaufkollaps. Vor allem Personen, die mit Cannabis noch wenig oder gar keine Erfahrung haben, kann durch den Konsum übel werden oder sie müssen sich erbrechen. 

Cannabis ist genauso wie Alkohol eine Droge. Wer regelmäßig Cannabis konsumiert, kann dadurch psychisch und körperlich abhängig werden.

Bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen befindet sich das Gehirn bis zu einem Alter von 25 Jahren in einem Reifeprozess und ist deswegen besonders anfällig für physische, psychische und soziale Auswirkungen des Cannabiskonsums. Vor allem das THC kann die Gehirnentwicklung stören, heißt es vom Bundesgesundheitsministerium.

Wann ist der Konsum von Cannabis besonders gefährlich?

  • Wenn fast täglich oder täglich gekifft wird.
  • Wenn der Konsum von Cannabis schlechte Gefühle vernebeln soll.
  • Wenn vor der Autofahrt oder dem Bedienen von Maschinen gekifft wird.
  • Wenn Menschen bereits psychische Probleme haben, wie Depressionen oder Angststörungen.
  • Wenn bereits im Jugendalter gekifft wird.

Wie viel Cannabis darf eine erwachsene Person besitzen?

Man darf bis zu 25 Gramm Cannabis besitzen und bei sich haben.

Wie kommt man an legales Cannabis?

Zunächst wird es keine Geschäfte geben, die Cannabis verkaufen. Regelungen für das kommerzielle, legale Geschäft mit Cannabis sind noch in der Planungsphase. Das Bundesgesundheitsministerium führt diese als Säule 2 auf seiner Webseite auf.

Aber Cannabis wird in Cannabis-Clubs (Anbauvereinigungen) erhältlich sein.  Das sind Vereine oder Genossenschaften. Dort dürfen die Mitglieder für den Eigengebrauch anbauen. Cannabis-Clubs, die gemeinschaftlich Cannabis anpflanzen wollen und es andere Vereinsmitglieder weitergeben wollen, brauchen dafür eine extra Genehmigung. Heißt aber: Wer Gras künftig nicht mehr beim Dealer kaufen will, muss Mitglied in einem Cannabis-Club sein und es dort beziehen. Die Regelungen dazu treten aber erst zum 1. Juli 2024 in Kraft.

Wer darf in einen Cannabis-Verein?

Wer in einen Cannabis-Club will, muss mindestens 18 Jahre alt sein und seit mindestens sechs Monaten in Deutschland seinen Wohnsitz haben.

Wie viel Cannabis darf man von einem Verein bekommen? Und ist der THC-Gehalt reglementiert?

Die Mitglieder eines Cannabis-Clubs erhalten maximal 25 Gramm Cannabis pro Tag und maximal 50 Gramm Cannabis pro Monat für den Eigenbedarf. Für jugendliche Mitglieder (von 18 bis 21 Jahre ) beträgt die monatliche Höchstabgabemenge 30 Gramm Cannabis und darf einen THC-Gehalt von zehn Prozent nicht überschreiten.

Darf man Gras auch selbst anbauen?

Erwachsene, die seit mindestens sechs Monaten in Deutschland ihren Wohnsitz haben, dürfen bis zu drei Cannabispflanzen zum Eigenkonsum anbauen. Heißt: Man darf es nur selbst rauchen und an keine andere Person weitergeben. "An ihrem Wohnsitz darf eine erwachsene Person insgesamt 50 g getrocknetes Cannabis zum Eigenkonsum besitzen", heißt es auf der Seite des Bundesgesundheitsministeriums.

Auf was muss beim privaten Cannabis-Anbau geachtet werden?

Die Nachbarschaft darf nicht dadurch gestört werden, wie etwa durch den Geruch. Die Pflanzen müssen an einem sicheren Ort aufbewahrt werden, so dass keine Kinder, Jugendliche und Dritte an die Pflanzen kommen. Das Bundesgesundheitsministerium empfiehlt, dass Pflanzen und getrocknetes Cannabis in abschließbaren Schränken oder Räumen aufbewahrt werden sollten.

Kann ich Cannabis weiter beim Dealer kaufen?

Das ist keine gute Idee. Denn das bleibt für alle strafbar.

Kann Medizinalcannabis weiterhin mit einem Rezept in der Apotheke geholt werden?

Wer Cannabis aus gesundheitlichen Gründen vom Arzt oder der Ärztin verschrieben bekommt, wird es auch künftig gegen ein Rezept in der Apotheke erhalten. Der genaue Umgang mit Cannabis für medizinische Zwecke wird im Medizinal-Cannabisgesetz geregelt und nicht im Konsumcannabisgesetz.

Dürfen auch Minderjährige kiffen?

Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren bleiben der Kauf und der Konsum von Cannabis weiter verboten. Auch die Weitergabe von Cannabis an Minderjährige bleibt somit verboten und ist strafbar.

Wie sollen Kinder und Jugendliche geschützt werden?

Um den Jugendschutz zu verstärken, werden einige Strafen verschärft. Der Verkauf von Cannabis an Minderjährige wird nun mit mindestens zwei Jahren Freiheitsstrafe statt bisher einem Jahr geahndet. Außerdem sollen sogenannte Konsumverbotszonen um Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen, Kinderspielstätten und Spielplätzen eingerichtet werden. Wer einen Joint raucht, muss einen Abstand von mindestens 100 Metern zum Eingangsbereich einhalten. In diesen Zonen darf auch kein Cannabis-Club Cannabis anbauen. Auch darf nicht in der Nähe von unter 18-Jährigen gekifft werden oder tagsüber (zwischen 7 und 20 Uhr) in Fußgängerzonen. Zudem sollen die Präventionsmaßnahmen und die Interventionsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche ausgebaut werden.

Was gilt für Autofahrer:innen?

Wer Cannabis konsumiert, darf nicht fahren – das gilt heute und das wird auch weiter so gültig bleiben. Derzeit wird dies im Paragraph 24a des Straßenverkehsgesetz geregelt. Heißt: Ab einem bestimmten THC-Wert darf man hinter kein Steuer mehr. Dieser liegt laut einem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 21.12.2004 bislang bei einem Nanogramm THC pro Milliliter Blutserum (1 ng/ml). Bei Missachtung kann ein Führerscheinentzug oder eine Freiheitsstrafe die Folge sein.

Diese Regelung wird auch erstmal so bleiben. Im Moment wird der neue Grenzwert noch ermittelt. "Ohne Grenzwert und Anpassung im Gesetz wird es vorerst keine großen Änderungen beim Fahren unter THC-Einfluss geben können“, sagt Heiner Sothmann von der Deutschen Verkehrswacht (DVW) gegenüber dem "RND".

rha

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