Altes Ägypten Der "Duft der Ewigkeit" – Balsam einer ägyptischen Mumie wurde neu erschaffen

Senetny und ihr Mann Sennefer
Senetny und ihr Mann Sennefer
© Commons
Senetnay war die Amme des Pharaos. Ihre Mumie wurde mit einem duftenden Balsam für die Ewigkeit vorbereitet. Forschern gelang es, ihn zu entschlüsseln und neu anzumischen. Für heutige Nasen wirkt er verstörend.

Museumsbesucher können nun den Duft erschnuppern, mit dem sich die ägyptische Adelige Senetnay 1450 v. Chr. für ihr Leben in der Ewigkeit einreiben ließ. Forschern gelang es, einen Balsam aus Ölen, Harzen und Bienenwachs nachzukonstruieren, mit dem ihre Mumie behandelt wurde.

Wohlbekannt sind die Bandagenwickel bei der Mumifizierung, dabei spielen Gerüche auch eine große Rolle. Vermutlich, weil der Wohlgeruch einen Gegenpunkt zur Vergänglichkeit des Fleisches darstellen sollte. Schriftliche Zeugnisse sind selten, aber nun konnte man die Inhaltsstoffe ermitteln und so den Balsam neu anmischen.

Frau aus der Umgebung des Pharaos

Senetnay gehörte zur absoluten Oberschicht, die meisten Zutaten stammen aus fernen Ländern und nicht aus Ägypten. "Senetnays Mumifizierungsbalsam gilt als einer der kompliziertesten und komplexesten Balsame aus dieser Zeit", so Barbara Huber, Erstautorin der Studie vom Max-Planck-Institut für Geoanthropologie.

Die Gefäße, in denen die entnommenen Organe der Toten aufbewahrt wurden, hatte Howard Carter schon 1900 entdeckt. Später wurde er durch die Entdeckung des Grabes von Tutanchamun berühmt. Nun wurden erstmals sechs Proben von Rückständen des Balsams entschlüsselt.

Weitgereiste Inhaltsstoffe

Das Mittel bestand aus einer komplexen Mischung von Inhaltsstoffen. Dazu zählen Fette und Öle, Bienenwachs, Bitumen, Harze von Kiefern Benzoesäure und Cumarin, eine Substanz mit einem vanilleartigen Duft.

"Bestimmte Harze, wie das Harz des Lärchenbaums, stammen wahrscheinlich aus dem nördlichen Mittelmeerraum und Mitteleuropa", so Huber. "Eine andere Substanz wurde entweder auf ein Harz namens Dammar – das ausschließlich in südostasiatischen Tropenwäldern vorkommt – oder auf Pistacia- Baumharz eingegrenzt. Falls es sich um Dammar handelte, würde dies die ausgedehnten Handelsnetzwerke der Ägypter in der Mitte des zweiten Jahrtausends v. Chr. hervorheben, die Zutaten aus der Ferne einbrachten."

Senetnay wurde im Tal der Könige beigesetzt, sie durfte die Bezeichnung "Ornament des Pharaos" tragen und war die Amme von Amenophis II. und Frau des Bürgermeisters von Theben.

Über 25 Jahre regierte Amenophis II. Ägypten. Er führte erfolgreich zahlreiche Kriege und war wegen seiner stattlichen Erscheinung bekannt. Von Amenophis II. gibt es die erste Darstellung eines "Sportlers", eines Menschen, der wegen der Fitness trainiert und läuft. Amenophis II. gestattete Senetnay die Beisetzung im Tal der Könige. Im Tempel von Karnak ließ er eine Statue von dem Paar errichten.

Verstörende Düfte aus Ägypten

Ihr Duft wurde in Zusammenarbeit mit einem Parfümeur nachgebaut. Erstmals wird das Mittel bei einer Ausstellung im Moesgaard Museum in Dänemark verwendet. Dr. William Tullett, ein Experte für Sinnesgeschichte, sagte dem "Guardian", dass sich die Besucher auf eine Überraschung gefasst machen können. Denn die Ägypter nahmen die Düfte ganz anders wahr als wir heute. "In unserer Nase erinnern die warmen, harzigen und kiefernartigen Düfte der Lärche vielleicht eher an Reinigungsmittel und der schwefelige Geruch von Bitumen könnte uns an Asphalt erinnern. Aber für die Ägypter hatten diese Gerüche eindeutig eine Vielzahl anderer Bedeutungen im Zusammenhang mit Spiritualität und sozialem Status."

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