Wie sehr der Klimawandel jetzt schon das Gesicht des Planeten verändert, zeigt sich am deutlichsten im angeblich ewigen Eis, das sich mittlerweile als doch endlich herausgestellt hat. Die Polkappen schmelzen, erhöhte Temperaturen auch in den sonst sehr kalten Regionen der Erde führen dazu, dass das Eis immer weiter zurückgeht. Betroffen sind auch die Gletscher.
Schon im Jahr 2014 verlor der Gletscher Okjökull auf dem Gipfel des isländischen Vulkans Ok seinen Titel. Es war schlicht zu wenig Eis übrig, um noch fließen zu können. Das ist das entscheidende Kriterium für einen Gletscher. Wissenschaftler der Rice University in Houston wollen im August eine Gedenktafel an dem Standort anbringen, die an den ehemaligen Gletscher erinnern soll – und zugleich eine eindringliche Mahnung an die Menschheit ist.
Gedenktafel am Gletscher als Brief an die Zukunft
Als "Brief an die Zukunft" ist die Tafel überschrieben. "Ok ist der erste isländische Gletscher der seinen Gletscherstatus verloren hat. Es wird erwartet, dass ihm in den nächsten 200 Jahren all unsere Gletscher folgen werden", steht darauf. Dann wenden sich die Wissenschaftler an zukünftige Generationen: "Dieses Denkmal bestätigt, dass wir wissen, was passiert und was getan werden muss. Nur ihr wisst, ob wir es getan haben."
Die Antropologen Cymene Howe und Dominic Boyer von der Rice University hatten den Dokumentarfilm "Not Ok" über den Gletscher gedreht, der Film hatte im vergangenen Sommer Premiere gefeiert. Mit der Gedenktafel wollen sie darauf aufmerksam machen, "was verloren geht, wenn die Gletscher von der Erde verschwinden", sagte Howe in einer Mitteilung der Universität. "Diese Eisformationen sind die größten Frischwasserreserven auf unserem Planeten, in ihnen ist die Geschichte unserer Atmosphäre eingefroren."
Alle Gletscher in Island sind bedroht
Dominic Boyer fügt hinzu: "Ok war der erste benannte isländische Gletscher, der aufgrund der Veränderungen in der Erdatmosphäre, die durch den Menschen entstanden sind, geschmolzen ist. Alle Gletscher in Island werden sein Schicksal teilen, wenn wir nicht jetzt handeln und unsere Treibhausgasemissionen reduzieren."
In Island gibt es insgesamt mehr als 400 Gletscher, davon sind mehr als 200 benannt. Insgesamt bedecken sie elf Prozent der Landesfläche. Wissenschaftler Erik Sturkell von der Universität Göteborg errechnete bereits im Jahr 2011, dass von den Gletschern seit dem Jahr 1890 mehr als 300 Kubikkilometer an Fläche abgeschmolzen sei. Bis zum Jahr 2200 rechnet man nach derzeitigem Stand damit, dass sämtliche Gletscher in Island verschwunden sein werden.
Quellen:Rice University / Forschung von Erik Sturell