In der mittelschwedischen Stadt Eskilstuna wurde eine tote Ente mit dem Vogelgrippenvirus gefunden. Wie der Rundfunk am Samstag meldete, sollen genaue Laboranalysen am Sonntag klären, ob es sich dabei den gefährlichen Virustyp H5N1 handelt. Das Tier war mit sechs anderen Enten auf einem Teich verendet. Die staatliche Veterinärbehörde erklärt, es sei nicht ungewöhnlich, dass Enten mit dem Vogelgrippevirus infiziert seien. Im Spätherbst würden etwa 20 Prozent einen leichten und für Menschen völlig ungefährlichen Typen tragen.
Vogelgrippe ist unter Wildvögeln schon immer weit verbreitet gewesen. Auch an deutschen Küsten wurden bei Wildvögeln schon vor Jahren H5- und H7-Viren entdeckt. Die staatliche Tierschutzgesellschaft Großbritanniens (RSPCA) forderte von der Europäischen Union ein Verbot sämtlicher Importe von Wildvögeln.
In Deutschland muss seit Samstag sämtliches Federvieh im Stall bleiben. Erste Kontrollen ergaben keine Verstöße. Italien untersucht wie Deutschland Wildvögel auf Vogelgrippe. Unterdessen trat die Tierseuche erneut im asiatischen Teil Russlands östlich des Urals auf. Auch dort seht bisher allerdings in keinem Fall fest, ob es sich um das H5N1-Virus handelt.
Erwartungen an einen Impfstoff gegen Vogelgrippe
Das Friedrich-Loeffler-Institut hat Erwartungen gedämpft, ein neuartiger Tier-Impfstoff gegen Vogelgrippe könnte schnell eingesetzt werden. Das Institut habe zwar den Prototyp dieses Impfstoffes erfolgreich getestet, von der Zulassung oder der Produktion sei er aber noch weit entfernt, sagte Institutsleiter Thomas C. Mettenleiter auf der Insel Riems bei Greifswald. In der kommenden Woche wollen Institutsexperten mit Impfstoffherstellern beraten, ob weitere Forschungen nötig sind und unter welchen Bedingungen die Zulassung und die Produktion ermöglicht werden.
Eine Impfung von Geflügel in Deutschland ist derzeit nicht erlaubt, auch deswegen, weil sich geimpfte und infizierte Tiere nicht mehr oder nur schwer auseinander halten lassen. Der neue Impfstoff, der von den Riemser Forschern entwickelt wurde, ermögliche durch ein Markersystem die Unterscheidung zwischen geimpften und infizierten Tieren, erläutert Mettenleiter. Für den neuen Impfstoff verwendeten die Forscher ein abgeschwächtes Geflügel-Herpesvirus, dem sie ein Vogelgrippe-Gen hinzugefügt hatten. Damit wird ein Immunschutz sowohl gegen Herpes als auch gegen Vogelgrippe erzeugt. Ein weiterer Vorteil sei die Verabreichung über Sprays oder das Trinkwasser.
Trotz Impfung gegen Vogelgrippe kann ein Tier nach Angaben des Instituts infiziert werden, allerdings würden die Krankheitssymptome weitgehend verhindert und die Virusausscheidung reduziert. Derzeit werden zur Impfung so genannte inaktivierte Vollvirusimpfstoffe genutzt, die individuell jedem Tier verabreicht werden müssen.
Das Institut sieht eine Impfung mit den derzeit zur Verfügung stehenden Impfstoffen eher kritisch. Nach umfangreichen Seuchenzügen werde in Norditalien seit fünf Jahren mit Billigung der EU gegen gering pathogene Vogelgrippe-Viren vom Subtyp H5 und H7 geimpft. Trotzdem sei es immer wieder zu Ausbrüchen im Impfgebiet gekommen. Zudem könne im Falle einer geimpften Population ein Viruseintrag nur mit großem diagnostischen Aufwand bemerkt werden. Dazu müssten ungeimpfte Tiere in den Bestand gestellt und regelmäßig untersucht werden.
Eine Impfung sei derzeit nur sinnvoll, wenn eine Seuche außer Kontrolle zu geraten drohe. Mit einer Impfung könne man die Ausbreitung der Seuche verlangsamen. Jeder geimpfte Vogel müsse dann aber als potenziell infiziert angesehen und später auch getötet werden.
Freilaufverbote in Deutschland, Schweiz, Österreich und Polen
Experten fürchten, dass Zugvögel aus Russland das heimische Geflügel mit dem auch für den Menschen gefährlichen Erreger H5N1 infizieren könnten. Ganze Schwärme ziehen gegenwärtig Richtung Westen.
Das Freilaufverbot gilt in Deutschland bis zum 15. Dezember, dem Ende des Vogelzugs in diesem Jahr. Fachleute meinen, dass neue Gefahr im Frühjahr droht. Dann kehren möglicherweise infizierte Zugvögel aus Afrika in den Norden zurück.
Auch die Schweiz, Österreich, Polen und die Niederlande erließen ein Freilaufverbot. Der Erreger war im europäischen Teil Russlands und zuvor im rumänischen Donaudelta sowie in der Türkei nachgewiesen worden. Testergebnisse der Proben aus Griechenland sollen Montag oder Dienstag vorliegen.
Harmlose Virustypen in Großbritannien und Kroatien
In Großbritannien verendete ein Papagei aus dem südamerikanischen Land Surinam in einer Quarantänestation. Bei dem Tier wurde bisher aber nur der relativ harmlose H5-Virusstamm nachgewiesen. Vorsorglich wurden mehr als 300 importierte Wildvögel in britischen Bioquarantäne-Stationen getötet. Großbritannien gilt weiterhin als frei von der Tierseuche, da der Papagei importiert worden war und in der Isolation der Quarantäne verendete.
In Kroatien wurde die Vogelgrippe bei sechs toten Schwänen 200 Kilometer östlich der Hauptstadt Zagreb festgestellt. In einem Umkreis von drei Kilometer um den Fischteich wurde am Samstag mit der Tötung des Geflügels begonnen, berichtete die Nachrichtenagentur HINA.
Nach Angaben der EU-Kommission handelt es sich auch hier nicht um die gefährliche Form H5N1. Dennoch bereitet die EU ein Importverbot für Geflügel aus Kroatien vor, das an diesem Montag in Kraft treten soll. In der gesamten EU sollen Geflügelmärkte und -ausstellungen nur noch unter strengsten Auflagen erlaubt und Zoovögel gegen Vogelgrippe geimpft werden.
Trittin fordert verschärfte Schutzmaßnahmen
Bundesverbraucherminister Jürgen Trittin (Grüne) forderte, die Schutzmaßnahmen in der Europäischen Union zu verschärfen. "Wir werden uns in Brüssel dafür einsetzen, dass der Import von Wildvögeln unterbunden wird", sagte er am Samstag in Berlin. Nach Einschätzung des Ministeriums sind die neuen Fälle keine zusätzliche Bedrohung für Deutschland.
Bei der letzten großen Vogelgrippe-Epidemie in Europa waren 2003 in den Niederlanden 30 Millionen Tiere verendet oder getötet worden. Seit das H5N1-Virus Ende 2003 in Südostasien entdeckt wurde, sind mindestens 61 Menschen an der Vogelgrippe gestorben. Der Erreger wird nach bisherigen Erkenntnissen nur durch direkten Kontakt mit kranken Tieren übertragen. Zwischen Tieren verbreitet sich das Virus hauptsächlich über Kot.