Der aus der Haft entlassene Leiter der Hilfsorganisation Cap Anamur, Elias Bierdel, ist zurück in Deutschland. Er habe sich am Samstag von Frankfurt/Main aus gemeldet, sagte ein Mitarbeiter der Organisation in Köln der dpa. Die Mannschaft einschließlich Schiffskapitän und Erstem Offizier seien auf dem Weg nach Deutschland.
Bierdel, Kapitän und Offizier waren am Freitag nach fünftägiger Untersuchungshaft freigekommen. Der zuständige Richter hielt jedoch die Vorwürfe der Beihilfe zur illegalen Einwanderung aufrecht. Auch das Schiff, das 37 afrikanische Flüchtlinge nach Italien gebracht hatte, blieb beschlagnahmt.
Asylgesuche abgelehnt
Die Asylgesuche der Afrikaner wurden abgelehnt. Dies berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA am Samstag unter Berufung auf das Innenministerium in Rom. 14 Flüchtlinge seien in ein Flüchtlingslager nahe Rom gebracht worden, von wo sie in ihre Heimatländer abgeschoben werden sollen. Dort wurden sie von Politikern und Anwälten besucht, die ein Berufungsverfahren gegen die Ablehnung der Asylgesuche anstreben.
22 weitere Flüchtlinge seien noch auf Sizilien und hätten Aussicht auf Gewährung von "humanitärem Schutz" in Italien, schrieb ANSA. Über das Schicksal eines weiteren Afrikaners sei noch keine Entscheidung gefallen, weil dieser behaupte, minderjährig zu sein. Nach Angaben der italienischen Behörden stammen die Männer nicht wie zunächst von ihnen angegeben aus der sudanesischen Krisenprovinz Darfur, sondern aus Nigeria, Niger und Ghana.
Kritik vom "Cap Anamur"-Gründer
Der Gründer der Hilfsorganisation, Rupert Neudeck, übte heftige Kritik an seinen Nachfolgern an der Spitze von Cap Anamur: "Es wäre besser gewesen, mit den 37 Geretteten nach Hamburg oder Lübeck zu fahren, um sie dort an Land zu bringen, als sie mit drohender Gebärde an der Küste Siziliens in einen italienischen Hafen zu zwingen", sagte er "Spiegel online". Im ZDF wollte er nicht ausschließen, dass die spektakuläre Rettung von Bootsflüchtlingen zumindest teilweise für die Medien inszeniert wurde.