Pandemie-Krise "Versäumnisse im Kampf gegen Corona": Trump will WHO die Gelder streichen

Donald Trump Corona-Pressekonferenz
Donald Trump hat auf seiner täglichen Corona-Pressekonferenz der Weltgesundheitsorganisation gedroht
© Manel Ngan / AFP
Der US-Präsident hat das Coronavirus zum "unsichtbaren Feind" erklärt, nun macht er in der Krise einen neuen Gegner aus: ausgerechnet die Weltgesundheitsorganisation. Mitten im Kampf gegen das Virus droht er, Gelder einzufrieren.

Mitten in der Corona-Krise droht US-Präsident Donald Trump der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit dem vorläufigen Stopp der Beitragszahlungen seines Landes. Seine Regierung werde dies prüfen, kündigte er auf seiner täglichen Pressekonferenz an. Er wirft der UN-Organisation massive Versäumnisse im Kampf gegen das Coronavirus vor.

Weltgesundheitsorganisation zu "China-freundlich"?

Trump wirft der WHO vor, zu China-freundlich zu sein und im Kampf gegen das Virus eine "fehlerhafte Empfehlung" abgegeben zu haben. "Zum Glück habe ich frühzeitig ihre Empfehlung zurückgewiesen, unsere Grenze zu China offen zu lassen", schrieb der US-Präsident im Internetdienst Twitter. Trump hatte Ende Januar ein Einreiseverbot für Reisende aus China verhängt.

Die Organisation werde zwar größtenteils von den USA finanziert, sei aber "China-zentrisch", kritisierte Trump. Er hat China, wo das Virus erstmals aufgetaucht war, wegen der Pandemie wiederholt scharf angegriffen. Washington wirft Peking fehlende Transparenz zu Beginn des Ausbruchs vor und bezweifelt auch dortige aktuelle Corona-Statistiken. Wiederholt hat Trump vom "chinesischen Virus" gesprochen.

Trump droht und zieht Drohung wieder zurück

Zu Beginn eines Briefings zur Corona-Krise am Dienstag erweckte Trump den Eindruck, als wäre die Suspendierung der Zahlungen an die WHO bereits beschlossen. "Wir werden Gelder stoppen, die für die WHO ausgegeben werden", sagte er. Nur wenig später schränkte er diese Aussage aber ein: "Ich sage nicht, dass wir es tun werden", sagte er. "Wir werden uns ein Ende der Zahlungen anschauen". Mit seinen Äußerungen steigerte Trump den Druck auf die WHO - die USA sind ihr größter Beitragszahler. Trump ist allgemein ein starker Kritiker internationaler Institutionen.

Allerdings ist auch Trump für sein Krisenmanagement scharf angegriffen worden. Kritiker werfen ihm vor, die Virus-Gefahr lange kleingeredet zu haben. Trump hatte wochenlang versichert, die Lage sei in den USA unter Kontrolle. Ihm  wird vorgeworfen, dass die USA von dem Ausbruch unvorbereitet getroffen wurden. Seine Rechtfertigung lautet immer wieder: Niemand habe mit einer solchen Pandemie rechnen können.

Berater soll Trump vor Corona gewarnt haben

Vor diesem Hintergrund sorgen Medienberichte für Aufsehen, denen zufolge ein ranghoher Berater des Präsidenten bereits Ende Januar vor einer Coronavirus-Pandemie gewarnt hatte, in deren Folge Hunderttausende Amerikaner ums Leben kommen könnten. Von den Warnungen seines Beraters will Trump nichts gewusst haben, wie er nun sagte. Er habe erst jetzt davon erfahren. Trump versicherte aber, er habe bereits damals aus eigenem Antrieb im Sinne dieser Warnungen gehandelt. Ende Januar hatte Trump einen Einreisestopp für ausländische Reisende verfügt, die in den 14 Tagen zuvor in China gewesen waren, wo die Pandemie ausgebrochen war.

In den USA stiegen zuletzt die Zahlen der Corona-Toten immer dramatischer an. Laut Zahlen der Johns-Hopkins-Universität starben innerhalb von 24 Stunden 1939 Menschen an der Infektion. Es handelt sich um die höchste Zahl von Todesopfern, die seit Beginn der Coronavirus-Ausbreitung innerhalb eines Tages in einem Land verzeichnet wurde. In der weltweiten Statistik der Todesopfer der Pandemie liegen die Vereinigten Staaten mit 12.722 Opfern weiterhin auf dem dritten Platz hinter Italien (17.127) und Spanien (13.798).

DPA · AFP
nik