Affäre Bekam ein britischer Abgeordneter Geld von Hussein?

Der britische Labour-Abgeordnete George Galloway soll Geld von Saddam Hussein erhalten haben. Angeblich handelt es sich um eine Summe von jährlich 563 000 Euro.

Ein britischer Labour-Abgeordneter soll nach einem Zeitungsbericht jährlich umgerechnet mindestens 563 000 Euro vom Regime des ehemaligen irakischen Machthabers Saddam Hussein erhalten haben. Wie der in London erscheinende "Daily Telegraph" berichtete, fanden Reporter der Zeitung entsprechende irakische Geheimdienstdokumente im ausgeplünderten irakischen Außenministerium in Bagdad. George Galloway vom linken Flügel der Partei des britischen Premierministers Tony Blair wies die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen zurück und kündigte rechtliche Schritte gegen die Zeitung an.

Nach den Angaben der Zeitung schrieb der Chef des irakischen Geheimdienstes im Jahr 2000 einen Brief an Saddam, aus dem hervorgeht, dass Galloway das Geld aus Einnahmen des Öl-für-Lebensmittel-Programms der Vereinten Nationen bekam. Der "Daily Telegraph" druckte die gefundenen Dokumente ab. Wie die Zeitung weiter berichtete, ging der Abgeordnete eine Partnerschaft mit einem irakischen Öl-Händler ein, um das Öl auf dem internationalen Markt zu verkaufen.

Galloway weist Vorwürfe zurück

Galloway, bekannt für seinen Einsatz gegen einen Krieg und die Sanktionen gegen den Irak, nannte die Vorwürfe in einem Interview mit dem britischen Rundfunksender BBC "verleumderisch" und kündigte rechtliche Schritte gegen die Zeitung an. "Ich habe den Irak weder um Geld gebeten noch Geld von ihm für unsere Kampagne gegen den Krieg und die Sanktionen erhalten", sagte der schottische Parlamentarier. "Ich habe niemals ein Barrel Öl gesehen, niemals eines besessen, gekauft oder verkauft." Auch seine Hilfsorganisation "The Mariam Appeal" habe vom Irak keinerlei finanzielle Hilfe erhalten. Er habe niemals, wie behauptet, Kontakte zu namenlosen Mitgliedern des irakischen Geheimdienstes gehabt. Dazu hätte es, da er bekannterweise über die Jahre Mitglieder der politischen Führung des Landes wie Aussenminster Tariq Aziz getroffen habe, überhaupt keinen Grund gegeben.

Hetzkampagne gegen einen Kriegsgegner?

Galloway sprach von einer "Schmierenkampagne gegen diejenigen, die sich gegen den illegalen und blutigen Krieg im Irak und gegen die Besetzung durch ausländische Truppen engagiert haben". Die von der Zeitung vorgelegten Dokumente seien gefälscht oder manipuliert worden, um ihn zu diskreditieren, sagte der Abgeordnete. "Das Öl-für-Lebensmittel-Programm wird nicht von Bagdad, sondern von den Vereinten Nationen in New York aus geleitet. Also werden sie dem Gericht beweisen müssen, wohin die Vereinten Nationen mir meinen Scheck gesendet haben, wann das war und aus welchem Grund", so der Labour-Abgeordnete. Er habe zwar einen Brief verfasst, der einem jordanischen Geschäftsmann bestätige, sein Repräsentant in Bagdad zu sein. Die Gründe dafür lägen jedoch in seiner Hilfsorganisation und es sei ein "erstaunlicher Zufall", dass dieser Brief zusammen mit den angeblichen Gehimdienstdokumenten in einer Akte gefunden worden sein. Zudem habe der fündig gewordene "Telegraph"-Reporter selbst bestätigt, dass alle anderen Dokumente im Ministerium komplett zerstört worden sein. "Er konnte nicht erklären, warum diese Unterlagen nicht verbrannt oder anderweitig zerstört sind".